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Lucy (Australopithecus afarensis)

Oktober bis Dezember

Lucy (Australopithecus afarensis)

Der Fund

Lucy, so wird ein Teilskelett der Vormenschenart Australopithecus afarensis genannt, war ein Sensationsfund in der Paläoanthropologie (altgriechisch palaiós „alt“, ánthropos „Mensch“ und -logie „Lehre“). 1974 entdeckten Donald Johanson und Tom Gray die Fossilien in der Afar-Region in Äthiopien (1,2).

Mit 40% erhaltener Knochen (1,2) ist Lucy es einer der vollständigsten Skelettfunde eines Vormenschen und von zentraler Bedeutung für die Erforschung der Evolution des Menschen. Auch außerhalb von Fachkreisen erlangte sie Berühmtheit und wurde so zu einem der bekanntesten Vormenschen (3). 

Der Spitzname des Skeletts „Lucy“ geht auf den Beatles-Song „Lucy in the sky with diamonds“ zurück (3), der im Camp des Forschungsteams immer und immer wieder lief.

Lucy lebte vor ca. 3,2 Millionen Jahren und war mit einer Körpergröße von 107 cm (4) vermutlich eher ein kleiner Australopithecus afarensis (3).

 

Die Art  Australopithecus afarensis

Der wissenschaftliche Name Australopithecus afarensis bedeutet „Südaffe aus Afar“ (5). Die Art weist sowohl Affen- als auch Menschenmerkmale auf. So ist ihre genaue verwandtschaftliche Beziehung zum modernen Menschen noch ungeklärt.

Individuen der Art Australopithecus afarensis waren 30-60 kg schwer und bis 140 cm groß (5,6). Männchen und Weibchen unterschieden sich deutlich (3). So waren die Männchen meist größer und  besaßen lange Eckzähne, die Weibchen waren eher klein und hatten kurze Eckzähne (3). Australopithecus afarensis hatte affenähnliche Gesichtsproportionen, wie z.B. einen Überaugenwulst und eine niedrige Stirn (3). Das Gehirn hatte etwa eine Größe von 530 Kubikzentimeter (3). Vermutlich konnten diese Vormenschen recht gut klettern, worauf die langen Arme und gebogenen Handknochen hinweisen (3). Dennoch wurde mithilfe einer Muskelrekonstruktion des Beckens und der Beine nachgewiesen, dass sich die Art aufrecht auf zwei Beinen bewegen konnte (7).

Die Art hat mindestens 900.000 Jahre existiert, da die bisher gefundenen Fossilien zwischen 3 und 3,9 Millionen Jahre alt sind (3).

 

Replik

In der Sondervitrine „Ans Licht gebracht“ ist bis Dezember 2023 eine Replik von „Lucy“ zu sehen. Sie wurde 2013 vom Naturkundemuseum zu Lehrzwecken erworben. Dabei sind die Abgüsse der Originalfossilien hell und die der ergänzten dunkel gefärbt.

Da es mittlerweile neue wissenschaftliche Erkenntnisse gibt, wurde die Skelettreplik von einem unserer Präparatoren überarbeitet. Er modellierte einzelne Knochen nach aktuellem Forschungsstand neu und passte die Körperhaltung an. In der für 2025 geplanten Dauerausstellung zur Evolution des Menschen wird der Abguss von Lucy zusammen mit einer Lebendrekonstruktion zu sehen sein.

Die Originalfossilien werden im Äthiopischen Nationalmuseum in Addis Abeba aufbewahrt.

 

Quellen:

1: https://iho.asu.edu/about/lucys-story (Abgerufen am 21.09.2023)

2: https://web.archive.org/web/20180203123429/http://www.newsonair.com/ethiopian-national-museum.asp (Abgerufen am 21.09.2023)

3: Johanson, D. & Edgar, B. (2006). Lucy und ihre Kinder. 2. aktualisierte und erweiterte Auflage. Elsevier Verlag, München, S. 132-143.

4: Jungers, W.L. (1988). Lucy's length: Stature reconstruction in Australopithecus afarensis (A.L.288–1) with implications for other small-bodied hominids. American Journal of Biological Anthropology, 76: 2, S. 227-231. https://doi.org/10.1002/ajpa.1330760211.

5: Frey, E., Schreiber, D., Härting, J. & Braun, M. (2008). Urmenschen - eine Spurensuche. Begleitheft zur Ausstellung. Naturkundemuseum Karlsruhe, S. 14.

6: Schrenk, F. (2003). Die Frühzeit des Menschen. Der Weg zum Homo sapiens. 4. neubearbeitete Auflage. Verlag C.H. Beck, München, S. 46-47.

7: Wiseman, A.L.A. (2023). Three-dimensional volumetric muscle reconstruction of the Australopithecus afarensis pelvis and limb, with estimations of limb leverage. R. Soc. open sci.10:230356230356. https://doi.org/10.1098/rsos.230356.