Januar bis März 2020

Glanzstare und Madenhacker
Sammlung ostafrikanischer Vögel

Die gezeigten Exemplare aus unserer Vogelsammlung sind platzsparend zu Vogelbälgen präpariert und systematisch sortiert. Zusammen mit fast 2.000 weiteren Bälgen unterschiedlichster Vogelarten aus Tansania werden sie in staub- und schädlingsdichten Schubladen im Wirbeltiermagazin aufbewahrt. Diese Sammlung ist aufgrund ihres Umfangs und Artenreichtums ostafrikanischer Vögel von besonderer wissenschaftlicher Bedeutung.

Schon kurz nach seinem Amtsantritt als Konservator der zoologischen Sammlungen am Naturkundemuseum in Karlsruhe entschloss sich Helmut Knipper eine Expedition nach Ostafrika zu unternehmen, mit dem Ziel Säugetiere, Vögel, Insekten und andere Wirbellose für die Schausammlung und für die wissenschaftliche Sammlung zusammenzutragen (1).

Durch eine Forschungsreise, die Knipper bereits zehn Jahre zuvor durchgeführt hatte, konnte er auf frühere Kontakte zurückgreifen. Thorklid Anderson, Manager verschiedener Sisalplantagen in Tanganyika (heute Tansania) und privater Vogelsammler, unterstützte Knipper. Ausgerüstet mit Jagdgewehren, einer Kamera und einem Opel-Blitz Kastenwagen, brach er im November 1961 zu einer 18 Monate langen Reise auf. In Tanganyika wurde er von Ali bin Saidi, der eigens dafür von Anderson zum Vogelpräparator ausgebildet wurde, begleitet (2). So konnte Knipper sofort mit dem Sammeln beginnen (3).

Die Reise war ein großer Erfolg. Im Mai 1963 kehrte er mit einer reichen zoologischen Ausbeute aus Afrika zurück: Im Gepäck 32 Kisten, vollgepackt mit über 2.000 Säugetierhäuten und Vogelbälgen, die bis heute einen wichtigen Teil der Wirbeltiersammlung am Naturkundemuseum Karlsruhe bilden, sowie Hunderte von Insekten, Schnecken und anderen Wirbellosen (3). Von Bedeutung ist vor allem die umfangreiche Vogelbalgsammlung. Sie ist eine wichtige Vergleichssammlung und dient als Beleg für die Verbreitung ostafrikanischer Vogelarten (3). Darunter sind faszinierende Arten wie Webervögel, Nektarvögel, Bienenfresser, Buschwürger und Regenpfeifer sowie die hier gezeigten Glanzstare und Madenhacker.

 

Glanzstare und Madenhacker

Wegen ihres metallisch glänzenden Gefieders gehören die verschiedenen Arten der Glanzstare zu den auffälligsten Singvogelarten Ostafrikas.
Beim Amethystglanzstar (Cinnyricinclus leucogaster) besitzen nur die Männchen ein violett glänzendes Gefieder an Rücken, Kopf und Brust, das sich vom reinweißen Bauchgefieder absetzt. So sind sie leicht von den schlichten, aber sehr hübsch braun gezeichneten Weibchen zu unterscheiden.
Bei den Eigentlichen Glanzstaren der Gattung Lamprotornis sind dagegen Männchen und Weibchen gleich gefärbt. Bei ihnen überwiegen meist blau-metallisch schillernde Gefiederpartien. Eine Ausnahme ist der Fischerglanzstar (Lamprotornis fischeri) mit seiner graubräunlichen Gefiederfärbung.
Der Rotschnabel-Madenhacker (Buphagus erythrorhynchus) ist mit den Staren nur entfernt verwandt, teilt aber mit ihnen die gesellige Lebensweise und die Vorliebe, in Baumhöhlen zu brüten. Besonders außergewöhnlich ist seine Ernährungsweise: Er pickt Zecken und Dasselfliegenlarven von Giraffen, Büffeln und anderen Großsäugern – und verzehrt deren Ohrenschmalz! (4)

 

Quellen:

(1) Knipper, H. (1963). Zoologische Reise 1961/63 nach Ostafrika der Landessammlungen für Naturkunde in Karlsruhe. Ein Reisebericht. Teil 1. Beiträge zur naturkundlichen Forschung in Südwest-Deutschland 22: 73–87.

(2) Manegold, A., https://www.leo-bw.de/themen/natur-und-umwelt/wirbeltiere/vogelsammler-in-ostafrika, abgerufen am 15.12.2019.

(3) Knipper, H. (1964). Zoologische Reise 1961/63 nach Ostafrika der Landessammlungen für Naturkunde in Karlsruhe. Ein Reisebericht. Teil 2. Beiträge zur naturkundlichen Forschung in Südwest-Deutschland 23: 7–30.

(4) Weeks, P. 2000. Red-billed oxpeckers: vampires or tickbirds? Behavioral Ecology 11: 154-160.