Der Heldbock - Cerambyx cerdo

Vom gefürchteten Holzmörder zur besonders streng geschützten Art

Einer der größten Käfer Mitteleuropas ist wieder auf dem Vormarsch. Nach dem der Heldbock über Jahrzehnte stark bekämpft wurde und deshalb vom Aussterben bedroht war, siedelt er sich nun wieder in unserer Region an und prägt das Erscheinungsbild vieler Parks in Städten wie Karlsruhe.

Wie der Käfer lebt und was ihn so besonders macht, erfahren Sie in diesem Artikel. Auch finden Sie hier Informationen über die Maßnahmen, welche nun ergriffen werden, um dem Käfer seinen natürlichen Lebensraum zurückzugeben.

Weitere Information über die Eichenarten, welche dem Heldbock Lebensraum bieten und welche Folgen ein Befall hat, finden Sie auf Seiten der Botanik.

Systematische Einordnung des Heldbocks

Klasse:             Insecta (Insekten)

Ordnung:         Coleoptera (Käfer)

Unterordnung: Polyphaga

Familie:           Cerambycidae (Bockkäfer)

Gattung:          Cerambyx

Art:                  Cerambyx cerdo Linnaeus, 1758 (Heldbock)

 

Dieser Artikel wurde von M. Früh, Mitarbeiter der Zoologie im Bundesfreiwilligendienst erstellt und mit einem Partner in der Botanik abgestimmt.

Merkmale der Art

Der Heldbock, auch Großer Eichenbock, Riesenbock oder Spießbock genannt, zählt mit seinen bis zu 5,5 cm Körperlänge zu den größten Käfern Mitteleuropas. Ein Merkmal der Bockkäfer sind die langen Fühler, die bei den Männchen des Heldbocks 10 cm und bei den Weibchen bis 5 cm lang sein können, also oft länger als der Körper sind. Die sonst braunschwarzen Flügeldecken des insgesamt schlanken Käfers werden im hinteren Drittel rotbraun. Das Halsschild des Heldbocks ist oberseits stark gerunzelt und hat seitliche Dornfortsätze. Die Käfer sind am Hinterleib fein behaart.

Lebensweise

Die dämmerungs- und nachtaktiven Käfer sind in der Umgebung von alten und kranken Stiel- und Traubeneichen, in welchen der Heldbock sich einnistet, aufzufinden. Der Heldbock benötigt die Eichen hauptsächlich zur Eiablage und als Lebensgrundlage der Larven. Diese fressen sich während ihrer Entwicklungszeit von 3 Jahren (in manchen Fällen auch 4 oder 5 Jahre) in das Innere der Eichen. Auf dem Weg ernähren sich die Larven hauptsächlich von den nährstoffreichen Baumsäften. Sind sie im Kernholz angelangt, in dem sie die längste Zeit des Larvenstadiums verbringen, verpuppen sie sich (im Juli oder August). Nach 4-6 Wochen schlüpfen die Käfer. In dieser Zeit bietet der Mulm (trockenes zersetztes Holz) im Bauminneren die Nahrungsgrundlage für die Larven und Jungkäfer.

Die Jungkäfer überwintern ein letztes Mal in der sogenannten Puppenwiege im Bauminneren. Nach dem Winter fressen sich die nun adulten Käfer durch die dünne Rindenschicht nach außen. Die Lebenserwartung der adulten Käfer liegt bei knapp 40 Tagen. In dieser Zeit legen die Weibchen 60 bis 450 Eier in die Rinde der alten Eichen. In der Flugzeit zwischen Ende Mai und August, kann man dann die adulten Käfer wieder rund um ihre Brutbäume beobachten.

Die gesamte Entwicklung, von der Larve bis hin zum ausgewachsenen Käfer, findet innerhalb des Brutbaumes statt. Durch ihre Fraßaktivität im Holz und die Nutzung von Baumsäften, die ja auch den Bäumen selbst Nährstoffe liefern, schaden sie den Eichen. Bei starkem Befall sterben die bereits geschwächten alten und kranken Eichen nach einigen Jahren ab. In abgestorbenen Bäumen kann die Larvenentwicklung nicht mehr gestartet, aber sehr wohl noch beendet werden. Ist ein Brutbaum also abgestorben, wird die bereits heranwachsende Generation die letzte sein, die diesen bewohnt und danach einen neuen Baum besiedeln.

Heldbockkäfer sind ortstreu, oft bleiben sie über mehrere Generationen an demselben Brutbaum. Erst wenn ihr Brutbaum abgestorben ist, suchen sich die Käfer in unmittelbarer Nähe einen neuen.

Gefährdung der Art

Der Heldbock ist in Deutschland eine vom Aussterben bedrohte Art und nach der FFH-Richtlinie (Anhang II und IV) auch EU-weit geschützt. In Baden-Württemberg kommt die Art nur noch im Raum Karlsruhe vor.

Wann der Rückgang der Heldbockpopulationen begonnen hat, ist nicht eindeutig, aber dass er früher als Forstschädling bekämpft wurde, spielt sicher eine Rolle. Eine weitere bekannte Ursache für seinen Rückgang ist die Abnahme der Zahl möglicher Brutbäume. Die in den letzten Jahren immer stärker ausgeprägte Trockenheit führt zu schnellerem Absterben bisher schon geschwächter Bäume. Zudem werden alte und kranke Eichen in Parks, Alleen, Straßenränder oder anderen Grünflächen zunehmend früher gefällt, weil sie ein Sicherheitsrisiko darstellen. Auch aus wirtschaftlichen Zwecken werden natürlich große Eichen gefällt, denn das harte Eichenholz ist in der Holzindustrie sehr begehrt. Die langsam wachsenden Eichen können ein sehr hohes Alter von mindestens 300-400 bis hin zu 800 Jahren erreichen. Jedoch wird dies in den Wirtschaftswäldern nie erreicht. Dort werden die Bäume schon deutlich jünger gefällt und stellen somit keine Habitate für den Heldbock.

Schutzmaßnahmen zum Fortbestand des Heldbocks

Schon alleine die verschwindend geringe Populationsdichte des Heldbocks lässt es nötig erscheinen, diese prächtige Käferart zu schützen.

Des Weiteren lohnt es sich den Käfer über den Schutz der Brutbäume zu schützen, da die Larvengänge der Heldbocklarven wichtige Habitate für sogenannte Folgearten wie z.B. den Eckschildigen Glanzprachtkäfer (Eurythyrea quercus), die Vierpunkt-Mausspinne (Scotophaeus quadripunctatus) oder Pilzen wie den Eichen-Wirrling (Daedalea quercina) bieten. Einige dieser Arten können auch Totholz bewohnen, während der Heldbock sich nach dem Absterben des Brutbaums neue Bäume suchen muss.

Da der Heldbock nur die alten und kranken Eichen befällt, schadet er somit nicht der Forstwirtschaft oder behindert die Gestaltung von Parks. Allerdings verlieren die alten Bäume durch die unzähligen großen Larvengänge ihre Stabilität und drohen umzufallen. Sie stellen somit ein Sicherheitsrisiko für den Menschen dar. Für den Schutz des Käfers wäre es aber kontraproduktiv, diese aus Sicherheitsgründen zu fällen. Daher werden alte Eichen teilweise durch aufwendige Konstruktionen abgestützt. Auch potenzielle Brutbäume in der Nähe von schon bestehenden Populationen, sollten geschützt werden, da die Käfer aufgrund ihrer Ortstreue keine weiten Strecken zurücklegen, um neue Habitate zu finden.

Als Notlösung, wenn die Gefahr für Mensch und Umwelt zu hoch ist, besteht die Möglichkeit die Heldbockkäfer zu anderen Eichenbeständen umzusiedeln. Dafür werden große Stücke des gefällten Stammes neben neue potentielle Brutbäume gelegt. Damit erhält man den Larven die Möglichkeit sich zu verpuppen und als Käfer dann in den neuen Brutbaum umzusiedeln. Da die Larven für ihre Entwicklung stark besonnte Bäume benötigen, kommen dichte Wälder nicht infrage. Alte und kränkelnde Eichen in Parks oder an Waldrändern, welche einer starken Sonneneinstrahlung ausgesetzt sind, stellen die optimalen Brutbäume für den Heldbock dar.

Parks in Karlsruhe und der Hardtwald nördlich von Karlsruhe mit vielen alten Eichen bieten für Käfer wie den Heldbock einen attraktiven Lebensraum. Die Wärmegunst des Rheingrabens stellt zusätzlich gute klimatische Bedingungen. Durch diese perfekten Bedingungen ist Karlsruhe somit ein Verbreitungsschwerpunkt des Heldbocks mit einer überdurchschnittlich großen Population.

Quellen und weiterführende Literatur