Die Kräuseljagdspinne oder Nosferatu-Spinne

In Deutschland findet man in Häusern seit einigen Jahren auffallend große Hausspinnen, die keine Netze bauen. Die Art gehört zur Familie der Kräuseljagdspinnen (Zoropsidae).

Es handelt sich dabei um Zoropsis spinimana, eine Art, die bis vor etwa 20 Jahren nur aus dem Mittelmeergebiet bekannt war. Sie wurde und wird wohl aus Südeuropa durch Gütertransport auf oder entlang des Rheins und vielleicht auch im Gepäck von Reisenden eingeschleppt. Entlang des Rheins und dessen Nebenflüssen hat die Art sich durch die hier herrschenden und für sie günstigen Klimabedingungen etablieren können. Neuerdings wird sie vermehrt auch außerhalb von Gebäuden, z.B. auf Balkonen, in Gärten und Schuppen gefunden. Die Art hat ihre Haupt-Paarungszeit im Herbst, die wenige Wochen später schlüpfenden Jungspinnen wachsen dann in 5-7 Monaten zu Adulten heran. Die Art ist also trotz ihrer Größe einjährig, die Weibchen können durchaus auch mal 1,5 Jahre alt werden, bevor sie sterben.

Kräuseljagdspinnen stellen eine Besonderheit in der Welt der Spinnen dar. Sie stellen zwar mit den speziellen Organen Cribellum (Spinnplatte) und Calamistrum (Kamm) Kräuselfangfäden her, bauen aber keine Fangnetze mehr. Vielmehr fangen sie ihre Beute, indem sie diese verfolgen und im Sprung überwältigen. Wieso sollten sie also noch Kräuselfäden brauchen? Des Rätsels Lösung liegt im Bau des Eikokons. Etwa 20-50 Eier werden in ein ca. 2-Euro-Stück großes Gespinst aus Kräuselfäden eingewoben und sind so vor Feinden gut geschützt. Das Muttertier bewacht dann noch eine gewissse Zeit lang den Eikokon und die frisch geschlüpften Jungspinnen (siehe Foto).

Zoropsis spinimana ist die häufigste europäische Kräuseljagdspinne und erreicht etwa 1-2 cm Körperlänge, die Beinspannweite kann bis zu 5 cm betragen. Durch ihr Gift, den robusten Körperbau und ihre Geschicklichkeit bei der Jagd wird sie auch mit recht großer Beute fertig. Mitunter überwältigt sie auch Hausspinnen, die zumindest in Bezug auf die Beinspannweite größer sind. Kräuseljagdspinnen sind, wie viele Spinnen, überwiegend nachts aktiv und streifen dann auf der Jagd nach Beute umher.

Seit 2020 lautet der offizielle Populärname von Zoropsis spinimana Nosferatu-Spinne. Der Name leitet sich von der charakteristischen Zeichnung auf dem Vorderkörper ab, die viele kreative Betrachter an die Fratze des Vampirs aus dem gleichnamigen Kinofilm Nosferatu erinnert.

Zoropsis spinimana gehört zu den wenigen einheimischen Spinnenarten, die unsere Haut beim Biss durchdringen und so ihr Gift zum Einsatz bringen können. Ein Biss, der freilich fast nur dann erfolgt, wenn sich das Tier bedroht fühlt, ist nicht vollkommen harmlos. Der auftretende Schmerz ist aber meist schwächer als ein Wespenstich. Dagegen kann eine Hautrötung oder -schwellung um die Bissstelle einige Tage anhalten. Von einem direkten Kontakt mit einer ausgewachsenen Nosferatu-Spinne wird deshalb abgeraten. Die Spinnen können mit Hilfe eines ausreichend großen Behälters gefangen und ins Freie verfrachtet werden.

Nachweise der Art in Deutschland im Atlas der Spinnentiere Europas

Steckbrief der Art in der Sonderausstellung des Naturkundemuseums Neobiota