Webspinnen

Die Echten Spinnen oder Webspinnen (Araneae) sind neben den Milben die artenreichste und ökologisch wichtigste Gruppe der Spinnentiere (Arachnida). Als einzige Spinnentiere können sie während ihres gesamten Lebenszyklus - von der frisch geschlüpften Nymphe bis zum adulten Tier - Spinnfäden herstellen. Diese verwenden sie keineswegs nur zum Bau eines Fangnetzes, auch jagende Spinnen spinnen Sicherungsfäden, schützen ihre Eier in einem Kokon oder verstecken sich in Gespinsten.   

Spinnen sind für eine Wirbellosentiergruppe relativ gut untersucht, es gibt viele neuere Studien, zur Ökophysiologie, Verhaltensökologie und experimentellen Ökologie, die sich in einigen modernen Lehrbüchern (s. Literatur) niederschlagen.

Im Weltkatalog der Spinnen (World Spider Catalog) sind derzeit (Version 24.5, 2023) über 51.000 Spinnenarten in 135 Familien verzeichnet, mindestens doppelt so viele und bis über 200.000 werden auf der Grundlage verschiedener Methoden geschätzt (Agnarsson et al. 2013 in Spider Research in the 21st century). Damit gehören die Spinnen zu den sechs oder sieben artenreichsten Tiergruppen auf Ordnungsniveau.

Spinnen sind Räuber, die in allen terrestrischen Ökosystemen in hohen Artenzahlen und großer Abundanz zu finden sind.Sie leben in Wiesen, Wäldern, im Gebirge und in Wüsten, in Höhlen und auf Gletschern, in der Gezeitenzone und mit einer Art (der Wasserspinne Argyroneta aquatica) sogar im Süßwasser. Die meisten Arten sind Generalisten, die vor allem Insekten, aber auch andere Arthropoden, Spinnen eingeschlossen, erbeuten. Sie sind strikter fleischfressend als andere räuberisch lebende Wirbellose wie z.B. Laufkäfer und Hundertfüßer. Spinnen werden als eine Modellgruppe für terrestrische Prädatoren gesehen und untersucht. In Untersuchungen von Nahrungsnetzen und Energieflüssen in Gemeinschaften werden in der Regel die Spinnen einbezogen.

Einige biologische Besonderheiten der Spinnen, die auch ökologisch von Bedeutung sind:

  • Mit Ausnahme weniger Arten besitzen alle Spinnen Gift (vorwiegend Neurotoxine), das sie dazu verwenden ihre Beutetiere zu lähmen oder zu töten oder sich gegen Feinde zu verteidigen.
  • Die Nahrung wird extraintestinal - außerhalb des Körpers verdaut und als Flüssigkeit aufgenommen. Dadurch fallen wenig unverdaubare Nahrungsbestandteile an, somit werden nur wenige Exkremente abgesetzt. Die Exkretion, also die Stickstoffentsorgung, geschieht häufig über die Einlagerung von Guanin in den Körper, die beispielsweise bei der einheimischen Kreuzspinne als weiße Zeichnung auf dem Hinterkörper sichtbar wird.
  • Alle Spinnen stellen Spinnseide aus Protein her. Mit unterschiedlichen Fadentypen werden die Eigelege geschützt, es werden Schlupfwinkel gebaut, Sicherungsfäden und Kommunikationsfäden gelegt und viele (aber nicht alle) Spinnen stellen Fanggewebe her. Viele Arten, die Fangnetze bauen, nützen darüber hinaus ihre Spinnfähigkeit auch um wehrhafte Beute einzuspinnen.
  • Es ist umstritten, ob Spinnen wirklich niedrigere Stoffwechselraten aufweisen als andere Wirbellose, sicher ist aber, dass sie unter Hungerbedingungen ihre Stoffwechselrate stark herabsetzen und auf diese Weise recht lange Perioden von Nahrungsknappheit gut überstehen.
  • Die Kombination der Fähigkeit zum Hungern mit der Fähigkeit sich durch Fadenflug zu verbreiten und durch Fangnetze sehr effektiv Beute zu machen, z.B. verdriftete Insekten zu fangen, machen Spinnen zu erfolgreichen Primärbesiedlern. Deshalb treten Spinnen praktisch als erste Tiergruppe nach Überschwemmungen oder Vulkanausbrüchen oder auf Inseln auf und überleben dort, auch wenn noch keine eigenständige Vegetation und Fauna vorhanden ist.

Literatur

Immer noch unverzichtbar für jede Beschäftigung mit den Spinnen ist das Buch Biologie der Spinnen von Rainer F. Foelix (1992 erschienen im Thieme Verlag, 2011 in einer neuen englischen Version: Biology of Spiders, Oxford University Press).

Hervorragende Übersichtsartikel (in englisch) zum Stand der Forschung zu Spinnen in den Bereichen Biodiversität, Systematik, Ökologie und Biogeographie, Genetik, Verhalten, Spinnseide und Paläontologie finden sich im kürzlich (2013) erschienenen Buch: Spider Research in the 21st Century - trends & perspectives, Siri Scientific Press, Manchester, UK.

Weitere empfehlenswerte Lehrbücher zu einzelnen Aspekten und Themen:

Sinne und Verhalten: aus dem Leben einer Spinne von Friedrich G. Barth (2001), Springer Verlag, Berlin.

Spiders in ecological webs von David H. Wise (1993), Cambridge University Press.

Ecophysiology of Spiders herausgegeben von Wolfgang Nentwig (1987), Springer Verlag, Berlin.

Die Arachnologische Gesellschaft (AraGes) gibt die Fachzeitschrift Arachnologische Mitteilungen mit (deuschen und englischen) wissenschaftlich fundierten und gutachtergeprüften Artikeln heraus. Populärwissenschaftliche Artikel zu Spinnenfaunen, biologischen und terraristischen Aspekten finden sich in der Zeitschrift Arachne der DeArGe.

Links

Mehr Informationen zu Spinnen finden sie auf diesen Seiten:

Zur Bestimmung der Spinnen Europas dienen die Seiten www.araneae.unibe.ch