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        Flora und Vegetation der Alpe Einödsberg
      
      
        31
      
      
        Substrate sind je nach Höhenstufe durch verschie-
      
      
        dene Vegetationsklassen vertreten. Die Hoch-
      
      
        lagenbereiche zwischen Schmalhorn (1952 m)
      
      
        und Wildengundkopf (2238 m) waren von Natur
      
      
        aus sicher weitgehend waldfrei. Borstgrasrasen-
      
      
        Gesellschaften (Geo montani-Nardetum, Aveno-
      
      
        Nardetum) herrschten vor, untergeordnet waren
      
      
        in Steillagen über anstehenden Schiefergestei-
      
      
        nen und in Rinnen und Tobeln alpine Kalkrasen,
      
      
        vorwiegend Blaugras-Horstseggenhalden und
      
      
        Rostseggenrasen (Seslerio-Caricetum semper-
      
      
        virentis, Caricetum ferrugineae und verwand-
      
      
        te Gesellschaften) sowie in basenreicheren,
      
      
        feinerdearmen Gratbereichen Windkanten-Ge-
      
      
        sellschaften (Elynetum, Loiseleurietum, Empe-
      
      
        tro-Vacinietum). Grünerlengebüsche (Alnetum
      
      
        viridis), untergeordnet Alpenrosen- und Zwerg-
      
      
        strauchheiden (z.B. Rhododendro-Vaccinietum)
      
      
        bildeten je nach Durchfeuchtungsgrad der Böden
      
      
        die Krummholzzone. Die ursprünglicheWaldgren-
      
      
        ze dürfte von hochstaudenreichen Grünerlen-
      
      
        Fichtenwäldern mit Eberesche gebildet worden
      
      
        sein. Darunter waren ausgedehnte bodensauere
      
      
        Fichtenwälder (Homogyno-Piceetum) die bestim-
      
      
        menden Phytozönosen der zonalen Waldvege-
      
      
        tation. Azonalstandorte unter Felswänden auf
      
      
        etwas konsolidierten Blockschutthalden waren
      
      
        durch Schluchtwälder des Tilio-Acerion gekenn-
      
      
        zeichnet. Die vor der anthropogenen Nutzung
      
      
        vorherrschende Waldgrenze dürfte nicht bis zum
      
      
        Grat gereicht haben. Steile, felsdurchsetzte Pas-
      
      
        sagen stellen einerseits eine natürliche Barriere
      
      
        für die Bewaldung dar, andererseits stellt sich in
      
      
        Mergellagen im Bereich der alpinen Stufe ein ge-
      
      
        wisses dynamisches Gleichgewicht aus kleineren
      
      
        Bodenanrissen (vorwiegend durch Lawinen und
      
      
        sommerliche Starkregenereignisse ausgelöst)
      
      
        und Vernarbungen ein.
      
      
        Die
      
      
        
          aktuelle Vegetation
        
      
      
        des Untersuchungs-
      
      
        gebiets (Abb. 1) besteht vorwiegend aus nut-
      
      
        zungsgeprägten Rasengesellschaften unter-
      
      
        schiedlicher Syntaxa. Pflanzengesellschaften
      
      
        der Weiderasen und Borstgrasrasen nehmen
      
      
        die größten Flächen des UG ein. Durch die jahr-
      
      
        zehntelange Übernutzung durch Schafe spie-
      
      
        len Trittrasen und Lägerfluren eine bedeutende
      
      
        Rolle. Unter den Lägerfluren nehmen Bestände
      
      
        mit Rasenschmiele (Deschampsia cespitosa) flä-
      
      
        chenmäßig die größten Bereiche, vorwiegend in
      
      
        Gratnähe ein. Feuchtflächen und Moorbildungen
      
      
        sowie Schneetälchengesellschaften sind im Ge-
      
      
        biet sehr kleinflächig und auf Sonderstandorte
      
      
        wie Vernässungen, Wächtenlagen des Grates
      
      
        oder absonnige, morphologisch begünstigte
      
      
        Standorte beschränkt. Typische Schneeböden
      
      
        fehlen aufgrund mangelnder Höhe und eda-
      
      
        phischer Voraussetzungen. Bestände alpiner
      
      
        Kalkrasen, Kalk-Schuttfluren und Kalk-Fels-
      
      
        spaltengesellschaften nehmen im Gebiet auf
      
      
        Grund geologischer Voraussetzungen (Mergel-
      
      
        lagen) nur kleine Areale ein. Nur im Norden des
      
      
        UG unterhalb des Schmalhorns wird der Einfluss
      
      
        des angrenzenden Hauptdolomits durch das Auf-
      
      
        treten genannter Gesellschaften deutlich. Grün
      
      
        erlengebüsche und Fichtenwälder begrenzen die
      
      
        Weideflächen talwärts oder ziehen als Inseln an
      
      
        Rippen und Mulden durch die Weiderasen.
      
      
        
          3.2 
        
      
      
        
          Einzelne Pflanzengesellschaften
        
      
      
        
          3.2.1
        
      
      
        
          Kammgras-und Milchkrautweiden
        
      
      
        
          Kammgrasweide
        
      
      
        (
      
      
        Festuco-Cynosuretum; Abb. 1: 1)
      
      
        Die Kammgrasweide reicht im Untersuchungs-
      
      
        gebiet an die Höhengrenze ihrer Verbreitung.
      
      
        Die kennartenlose Weidegesellschaft hebt sich
      
      
        durch das Vorkommen von Cynosurus cristatus,
      
      
        Festuca rubra ssp. commutata und Leontodon
      
      
        autumnalis von anderen Weidegesellschaften im
      
      
        UG ab. Je nach Beweidungsintensität ist sie mit
      
      
        Sippen unterschiedlicher Grünlandbestände an-
      
      
        gereichert. Ausbildungen trockener und magerer
      
      
        Standorte können mit Elementen der Nardetalia,
      
      
        Seslerietea oder Festuco-Brometea durchsetzt
      
      
        sein. Die Artenzahlen dieser meist extensiv ge-
      
      
        nutzten Weiderasen sind durchwegs hoch. Am
      
      
        Einödsberg sind die Festuco-Cynosureten in
      
      
        den Kälberweiden um die Hintere Einödsberg-
      
      
        Alpe (Tafel 1, a) zu finden und mit hochmontanen
      
      
        Borstgrasrasen des Violion caninae verzahnt. Im
      
      
        Gebiet spielen sie flächenmäßig nur eine unter-
      
      
        geordnete Rolle.
      
      
        
          Milchkrautweide
        
      
      
        (
      
      
        Crepido-Festucetum rubrae; Abb. 1: 2)
      
      
        Die klassische Weidegesellschaft der Baye-
      
      
        rischen Alpen ist in mergeligen Muldenlagen am
      
      
        Fuß  der Westhänge und um die Hintere Ein-
      
      
        ödsberg-Alpe anzutreffen (Tafel 1, a). Die Böden
      
      
        sind in diesem Bereich tiefgründig und wasser-
      
      
        zügig. Eine Nährstoffakkumulation findet sowohl
      
      
        durch die eigentliche Beweidung als auch durch
      
      
        Aufbringung von Festmist (unmittelbare Nach-
      
      
        barschaft der Stallungen) statt. Diese Standort-
      
      
        faktoren führen zu einer Anreicherung der Ge-
      
      
        sellschaft mit Arten der Nasswiesen wie Caltha
      
      
        palustris und Calycocorsus stipitatus bzw. der
      
      
        Hochstauden, wie Chaerophyllum hirsutum  und
      
      
        Senecio alpinus.  Ein weiteres Charakteristikum