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          anak
        
        
          :
        
        
          Vegetationsentwicklung am Linkerskopf
        
        
          127
        
        
          Die Entwicklung der Vegetation am Linkerskopf
        
        
          (
        
        
          Allgäuer Hochalpen) unter Berücksichtigung
        
        
          der Schafbeweidung – Ausgangslage und
        
        
          Zustand der Dauerbeobachtungsflächen in den
        
        
          ersten Jahren nach Aufgabe der Beweidung
        
        
          R
        
        
          üdiger
        
        
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          H
        
        
          anak
        
        
          
            Kurzfassung
          
        
        
          Am Linkerskopf in den Allgäuer Hochalpen sind wie in
        
        
          zahlreichen anderen Gebieten der deutschen Alpen
        
        
          die Grat- und Gipfelbereiche durch Jahrzehnte lange
        
        
          Schafbeweidung stark eutrophiert und massiv geschä-
        
        
          digt. Darauf wurde auch im Rahmen der Alpenbiotop-
        
        
          kartierung hingewiesen. Der Linkerskopf zählt zu den
        
        
          floristisch artenreichsten Gebieten Bayerns. Im Rah-
        
        
          men eines naturschutzfachlichen Projekts wurde des-
        
        
          halb die Beweidung oberhalb der Enzianhütte ab 2004
        
        
          teilweise, seit 2005 vollständig eingestellt. Als Ersatz für
        
        
          die Gipfellagen wurde eine Fläche um die Linkersalpe
        
        
          mit Weidezaun abgegrenzt, in der die Schafe seit 2004
        
        
          eingepfercht wurden. Als Pflegemaßnahme wurden in
        
        
          2004
        
        
          und 2005 stark verlägerte, von Rasenschmiele
        
        
          (
        
        
          Deschampsia cespitosa) dominierte Bereiche um die
        
        
          Linkersalpe jeweils einmalig gemäht. 16 vegetations-
        
        
          kundliche Dauerbeobachtungsflächen sollen den Ein-
        
        
          fluss der Nutzungsänderungen dokumentieren.
        
        
          In durch die Beweidung stark degradierten Flächen der
        
        
          Linkersalpe ließen sich zwei Jahre nach der Nutzungs-
        
        
          umstellung auf Mahd erste Tendenzen zur Aushage-
        
        
          rung und Auflichtung der stark verfilzten Deschampsia
        
        
          -
        
        
          Bestände erkennen. In den durch Schafskot stark
        
        
          eutrophierten Gipfellagen des Linkerskopfes zeigte
        
        
          sich in der Vegetationsperiode 2005 ein erster Vernar-
        
        
          bungsprozess. Zwar dominierten als Hauptbestands-
        
        
          bildner weiterhin die Stickstoffzeiger Alchemilla subc-
        
        
          renata und Poa alpina, jedoch konnten bereits einzelne
        
        
          wertgebende Arten, wie Ligusticum mutellinoides und
        
        
          Erigeron uniflorus in die Flächen einwandern. An den
        
        
          Extremstandorten der Windkanten und Gratlagen war
        
        
          der Schafskot bereits durch Winderosion und Schnee-
        
        
          verfrachtung größtenteils abgetragen, so dass ver
        
        
          mutlich auch der Stickstoffgehalt im Boden zurückge-
        
        
          gangen ist oder zumindest nicht weiter erhöht wurde.
        
        
          Am benachbarten Einödsberg wurden ebenfalls vege-
        
        
          tationskundliche Untersuchungen nach Nutzungsum-
        
        
          stellung von intensiver Schafbeweidung auf extensive
        
        
          Rinderälpung durchgeführt. Auch dort zeigten sich
        
        
          erste Regenerationsprozesse der Vegetation. Damit
        
        
          liegen für die Allgäuer Hochalpen erste Erkenntnisse
        
        
          zu ökologisch verträglicheren Nutzungsformen des
        
        
          bedeutendsten alpinen Diversitätszentrums der Baye-
        
        
          rischen Alpen vor. Regelmäßige vegetationskundliche
        
        
          Aufnahmen der Dauerbeobachtungsflächen (ein Mo-
        
        
          nitoring) erscheinen aus naturschutzfachlicher Sicht
        
        
          unverzichtbar, zumal bisher keinerlei vergleichbare Er-
        
        
          kenntnisse aus dem alpinen Bereich der Bayerischen
        
        
          Alpen zur Verfügung stehen.
        
        
          
            Abstract
          
        
        
          
            Vegetation development after the abandonment
          
        
        
          
            of sheep grazing on a Bavarian alpine meadow
          
        
        
          The region Allgäuer Hochalpen, to which the mountain
        
        
          Linkerskopf (2459 m a.s.l.) belongs, is considered a
        
        
          biodiversity hotspot within the German alps, due to the
        
        
          specific edaphic and climatic conditions, the resulting
        
        
          botanical diversity and the fact, that like in many other
        
        
          German alpine regions the species rich grassland of the
        
        
          steep slopes and especially on the ridge are strongly
        
        
          degraded by year-long intense sheep grazing. In 2004
        
        
          grazing at Linkerskopf was reduced and in 2005 finally
        
        
          restricted to a fenced area near Linkersalpe (1750 m
        
        
          a.s.l.). Strongly altered sites at the ridge were instead
        
        
          mown once in both years. To monitor changes and as-
        
        
          sess the development of the plant community structure
        
        
          and richness 16 permanent plots were installed and
        
        
          surveyed in 2004 and 2005. Mowing of the eutrophic,
        
        
          species-impoverished meadows led to a decrease of
        
        
          the dominating grass Deschampsia cespitosa already
        
        
          in the first two years since abandonment of grazing. In
        
        
          the highest areas at the ridge sheep dung had disap-
        
        
          peared by wind erosion and snow dislocation and new
        
        
          occurrences of valuable alpine species were observed.
        
        
          These preliminary results call for a monitoring of the
        
        
          vegetation structure in the permanent plots, because
        
        
          data on changes after abandonment of grazing are
        
        
          sparse from the alpine region of the Bavarian alps.
        
        
          
            Autoren
          
        
        
          Dipl.-Biol. R
        
        
          üdiger
        
        
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          ,
        
        
          Puchheimer Weg 11,
        
        
          D-82223 Eichenau;
        
        
          Dipl.-Biol. A
        
        
          strid
        
        
          H
        
        
          anak
        
        
          ,
        
        
          Seestr. 18, D-86899 Lands-
        
        
          berg, beide Arbeitsgemeinschaft Vegetation der Alpen
        
        
          (
        
        
          AVEGA), buero@avega-alpen.de.