carolinea, 68
(2010): 95-97, 1
Abb.; Karlsruhe, 30.12.2010
95
Der Siebstern (Myriostoma coliforme) in der
nördlichen Oberrheinebene
W
ulfard
W
interhoff
Abstract
The pepper pot (Myriostoma coliforme) recorded in
the Northern Upper Rhine Valley.
The missing fungus Myriostoma coliforme was found
again in western Germany on September 27
th
2009
near Leimen-St. Ilgen in a mixed forest on a chalky
sand dune.
Der Siebstern (Myriostoma coliforme (W
ith
.:
P
ers
.)
C
orda
,
Geastraceae, Basidiomycota) un-
terscheidet sich von allen anderen Erdsternen
(
Gattungen Geastrum, Astraeus) u.a. dadurch,
dass die Endoperidie der Fruchtkörper auf meh-
reren Stielen steht und sich ähnlich einer Gieß-
kannen-Brause mit zahlreichen Poren öffnet (vgl.
Abb. 1). Der Pilz ist nach D
örfelt
et al. (1979),
S
unhede
(1989)
und K
reisel
(2001)
in den gemä-
ßigten und tropischen Zonen fast weltweit ver-
breitet. Das Areal reicht in Europa nach K
reisel
(2001)
vom Mittelmeergebiet und der Ukraine bis
zur niederländischen Küste, Nordostdeutschland
und Polen, sowie ganz vereinzelt bis Südschwe-
den. Der Siebstern ist in seinem europäischen
Teilareal nach der Verbreitungskarte von J
age
(1960)
außer in Ungarn fast überall selten. Frü-
here Vorkommen in Großbritannien und in der
Südschweiz sind nach P
egler
,
L
assoe
&
S
pooner
(1995)
bzw. S
enn
-
I
rlet
et al. (2007) verschollen.
In Deutschland wurde der Siebstern bisher am
häufigsten in Brandenburg gefunden (u.a. J
age
1960,
E
ndtmann
1975,
B
enkert
1976,
P
aechnatz
1977,
D
örfelt
et al. 1979) Von insgesamt 10
Vorkommen wurden hier nach Auskunft von Dr.
B
enkert
im letzten Jahrzehnt nur noch zwei be-
stätigt. In Sachsen-Anhalt ist ein u.a. von D
ör
-
felt
et al. (1979) genanntes Vorkommen nach
D
örfelt
in T
äglich
(2009)
seit 1960 erloschen.
In Mecklenburg-Vorpommern wurde der Pilz
erstmals 1993 entdeckt (W
iehle
1994).
In West-
deutschland wurde der Siebstern nach B
uchner
(1863)
seit 1857 in Darmstadt beobachtet. In
Darmstadt gesammelte Herbarexemplare liegen
in der Botanischen Staatssammlung München,
wo sie der Verf. gesehen hat. Dieses Vorkom-
men ist also gut belegt, aber vermutlich längst
erloschen. Die spätere Angabe „z.B. bei Mann-
heim häufig“ in U
lbrich
(1928)
erscheint zweifel-
haft, da es dafür keine genauen Daten und kei-
ne Belege gibt und da ein häufiges Vorkommen
dieses in Mitteleuropa sonst seltenen Pilzes un-
wahrscheinlich ist. E
berle
(1954)
und der Verf.
haben den Siebstern sowohl bei Darmstadt als
auch bei Mannheim vergeblich gesucht. Der Pilz
galt daher in der Oberrheinebene wie in ganz
Westdeutschland als verschollen (G
ross
et al.
Abbildung 1. Siebstern (Myriostoma coliforme) im Ro-
binien-Mischwald beim Waldfriedhof von Leimen-St.
Ilgen am 20.11.2009. – Foto: W. W
interhoff
.