carolinea, 69
(2011): 139-163, 1
Abb., 4 Farbtaf.; Karlsruhe, 15.12.2011
139
Der „Alte Flugplatz Karlsruhe“ –
ein neues Naturschutzgebiet
P
eter
Z
immermann
Kurzfassung
Das Naturschutzgebiet „Alter Flugplatz Karlsruhe“ liegt
im Norden des Karlsruher Stadtgebietes auf Flugsand-
flächen und einer Binnendüne. Aufgrund der sandigen,
nährstoffarmen und trockenen Böden, durch eine seit
Jahrzehnten durchgeführte extensive Nutzung, aufgrund
der Großflächigkeit sowie der Umzäunung des Gelän-
des entwickelte sich auf dem 70 ha großen Areal neben
dem Vorkommen gefährdeter Pflanzenarten und be-
sonders seltener Pflanzengesellschaften ein wertvoller
Lebensraum für viele auf Sandstandorte spezialisierte
Insekten- und Spinnenarten sowie für eine große Zahl
an Vogelarten, die das Gebiet als Brut- und Nahrungs-
habitat nutzen. Die Schutzwürdigkeit wird auch durch die
bereits bestehenden Schutzkategorien (Natura 2000-
Gebiet, § 32-Biotope) verdeutlicht. Die insbesondere
für städtische Gebiete hohe Vielfalt der Fauna und Flora
des Geländes werden durch die Unterschutzstellung be-
wahrt, seine Lebensräume gepflegt und entwickelt.
Abstract
The ‘Old Karlsruhe Airfield’ – a new nature
conservation area
The ‘Old Karlsruhe Airfield’ nature conservation site
is situated to the north of urban Karlsruhe, on Aeolian
sand sites and an interior dune. A combination of the
sandy, nutrient-poor and dry soils, the non-intensive
use of the land over a number of decades, the large
expanse of the area and fencing have allowed endan-
gered plant species and especially rare plant associa-
tions to flourish across the 70 ha site. These factors
have also facilitated the development of a valuable
habitat for many insect and spider species specially
adapted to sandy sites, as well as a large number of
bird species that avail of the area as a brood habitat
and as a place where their nutritional needs are met.
The site’s protection value is underlined by the existing
protection categories (Natura 2000 Site, § 32 Biotope).
The great diversity of flora and fauna, which is espe-
cially high for an urban area, will be safeguarded by
the designation of the site as a protected area, and its
habitats tended and developed.
Autor
P
eter
Z
immermann
,
Regierungspräsidium Karlsruhe,
Referat 56 (Naturschutz und Landschaftspflege), Karl-
Friedrich-Str. 17, 76247 Karlsruhe.
Einleitung
Noch vor 190 Jahren nutzten ihn badische Sol-
daten als Exerzierplatz, vor rund 100 Jahren
war er Ankerplatz für Luftschiffe und von Anfang
der 50er Jahre bis 1993 war er der Flugplatz
für die amerikanischen Streitkräfte – der „Alte
Flugplatz Karlsruhe“. Danach sollte das offene,
zentral in Karlsruhe gelegene Gelände bebaut
werden. Doch weil das Areal meist beweidet,
gemäht und nie gedüngt wurde, entwickelten
sich einzigartige Sand- und Magerrasen, die
vielen seltenen und gefährdeten Pflanzen- und
Tierarten wertvollen Lebensraum bieten – und
das mitten in der Stadt. Die Stadt Karlsruhe
erließ 2003 zum Schutz des Gebiets vor Be-
bauung und Verbuschung eine Allgemeinver-
fügung. Zwei Jahre später nahm die EU einen
Großteil der Fläche in ihr europäisches Schutz-
gebietsnetz Natura 2000 auf. Der Karlsruher
Stadtrat erkannte die Schutzbedürftigkeit und
Schutzwürdigkeit des Gebiets und beantragte
beim Regierungspräsidium Karlsruhe die Aus-
weisung als Naturschutzgebiet. Dass die Un-
terschutzstellung von allen politischen Parteien
getragen wurde, zeigt sich auch am Abstim-
mungsergebnis: keine Gegenstimme, nur eine
Enthaltung und sonst breite Zustimmung. Mög-
lich war dies, weil von Seiten der Naturschutz-
verbände, der Naturschutzverwaltung und vor
allem vom Umweltamt der Stadt Karlsruhe
eine sehr positive, bürgernahe Informations-
arbeit geleistet wurde. Die Integration der um-
liegenden Schulen, Schulklassen und Schüler
bei Pflegemaßnahmen und Führungen führte
bald zu einem hohen Bekanntheitsgrad dieses
Kleinods. So konnte die „Karlsruher Steppe“ im
Jahr 2010 vom Regierungspräsidium Karlsruhe
als Naturschutzgebiet (NSG) verordnet und ge-
meinsam von Regierungspräsident Dr. K
ühner
und Oberbürgermeister F
enrich
der Bevölke-
rung übergeben werden.