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carolinea, 70
(2012): 15-41, 3 Abb., 2 Farbtaf.; Karlsruhe, 19.12.2012
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Die Gattung Orobanche im nördlichen Ober­
rhein-Tiefland und im westlichen Kraichgau
H
eiko
G
ruber
& M
artin
S
ommerfeld
Kurzfassung
Aktuelle Vorkommen der Arten Orobanche alba, O. al-
satica, O. amethystea, O. arenaria, O. caryophyllacea,
O. elatior, O. lutea, O. minor, O. picridis und O. teucrii
im nördlichen Oberrhein-Tiefland und im westlichen
Kraichgau werden dargestellt. Die 2011 erhobenen
Populationsdaten werden denen des Jahres 2012 ge-
genübergestellt. Näher eingegangen wird auf die Ver-
gesellschaftung der Orobanche-Arten und den Einfluss
des Witterungsverlaufs im Frühjahr auf die Keimung
der Samen. Erklärungsmöglichkeiten für zahlreiche
Neufunde im Untersuchungsgebiet werden gegeben.
Abstract
Distribution of the bloomrape genus within north-
ern Upper Rhine Valley and western Kraichgau
Up to date incidences of the species Orobanche alba,
O. alsatica, O. amethystea, O. arenaria, O. caryophyl-
lacea, O. elatior, O. lutea, O. minor, O. picridis and O.
teucrii are outlined. In 2011 raised population data are
compared with data collected in the year 2012. Sociali-
zation of Orobanche species and influence of weather
conditions in spring on germination of the seeds are
specified. Possible explanations for numerous new
finds are analyzed.
Autoren
Biologe H
eiko
G
ruber
, Carl-Schurz-Str. 5, 76187 Karls-
ruhe, Tel.: 0721 / 55 34 68;
Biologe M
artin
S
ommerfeld
, Eugen-Kleiber-Str. 34,
76229 Karlsruhe, Tel.: 0721 / 20 44 08 14, E-Mail: mar-
.
1 Einleitung
Die Gattung Orobanche gehört zur Familie der
Orobanchaceae und umfasst krautige, parasi-
tische Blütenpflanzen. Diese können keine Pho-
tosynthese betreiben und sind somit vollständig
von ihren Wirtspflanzen abhängig. Während ei-
nige Arten mehrere Wirtspflanzen parasitieren
können, weisen andere Arten eine ausgeprägte
Wirtsspezifität auf (J
äger
&W
erner
2005). Einige
Arten parasitieren Kulturpflanzen; so führt zum
Beispiel O. ramosa regelmäßig zu großen Ernte-
ausfällen im Tabakanbau.
Generell ist das Auftreten von Orobanche-Arten
stark abhängig von den klimatischen Bedin-
gungen. Insbesondere der Witterungsverlauf im
Frühjahr hat einen starken Einfluss auf Anzahl und
Vitalität der Pflanzen (R
öhner
& S
chwöbel
2010).
Während viele Wirtspflanzen in Baden-Württem-
berg weit verbreitet sind, treten Orobanche-Arten
meist nur an wenigen Fundorten auf (W
örz
et
al. 2012). Alle untersuchten Arten stehen daher
auf der Roten Liste der Farn- und Blütenpflanzen
Baden-Württembergs (B
reunig
& D
emuth
1999),
sie sind zusammen mit ihrem aktuellen Gefähr-
dungsstand in Tabelle 1 aufgelistet.
Während für bestimmte Regionen wie die Berg-
straße und die Rheinebene zwischen Heidelberg
und Darmstadt umfangreiche, langjährige Fund-
daten vorliegen (R
öhner
& S
chwöbel
2010), exi-
stieren für die Rheinebene zwischen Karlsruhe
und Heidelberg oder den westlichen Kraichgau
meist nur Einzelmeldungen verschiedener Bota-
niker.Diese Datenlage wurde zumAnlass genom-
men, im Rahmen zweier Projekte am Karlsruher
Institut für Technologie (G
ruber
2011, G
ruber
&
S
ommerfeld
2012) einen aktuellen und möglichst
vollständigen Überblick über alle bekannten Oro-
banche-Vorkommen im Untersuchungsgebiet
zu erhalten. Den folgenden zentralen Fragestel-
lungen wurde daher nachgegangen:
1. Welche der bekannten Orobanche-Wuchsorte
existieren noch, welche müssen als erloschen
gelten und welche können neu beobachtet
werden?
2. Wie hoch ist in beiden Untersuchungsjahren
die Anzahl der Blütenstängel in den einzelnen
Biotopen?
3. In welchen Pflanzengesellschaften treten die
Orobanche-Arten jeweils auf?
2 Methode
Im Zeitraum April 2011 bis Juli 2012 wurden ins-
gesamt 29 Biotope im Kraichgau und im nörd-
lichen Oberrhein-Tiefland auf Vorkommen von
1...,9,10,11,12,13,14,15,16,17,18 20,21,22,23,24,25,26,27,28,29,...246
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