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carolinea, 70
(2012): 5-13, 5 Abb., 4 Farbtaf.; Karlsruhe, 19.12.2012
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Geschichte der Marmormuster aus dem
Naturalienkabinett der Caroline Luise,
Markgräfin von Baden – ein historischer Fund
A
ngelika
F
uhrmann
Kurzfassung
In der mineralogischen Sammlung des Staatlichen
Museums für Naturkunde in Karlsruhe befinden sich
Marmormusterstücke, die noch aus dem Naturalienka-
binett der Markgräfin von Baden C
aroline
L
uise
(1723-
1783) stammen. Ihrer Beschriftung nach stammen sie
aus der Schweiz. Eine Marmorkollektion im Naturhisto-
rischen Museum in Bern mit identischer Handschrift
wird der Kunsthandwerkerfamilie F
unk
zugeschrieben.
Die Geschichte der Kunsthandwerkerfamilie F
unk
und
Aufzeichnungen in alten Inventaren von C
aroline
L
uise
weisen den Weg der Marmormuster in das Naturalien-
kabinett.
Abstract
History of marble samples out of the Natural
History Collection of
C
aroline
L
uise
(1723-1783)
margravine of Baden – a historical discovery
The mineralogical collection of the State Museum of
Natural History, Karlsruhe, possesses pieces of mar-
ble samples that date from the “Naturalienkabinett” of
C
aroline
L
uise
margravine of Baden (1723-1783). Ac-
cording to their description, they came from Switzer-
land. A marble collection of the Museum of Natural His-
tory, Berne, with identical handwriting can be written
back to art-furniture-maker family F
unk
. The history of
the family F
unk
and an old inventory of C
aroline
L
uise
shows the way of the marble samples to the Natural
History Collection.
Autorin
Dr. A
ngelika
F
uhrmann
, Staatliches Museum für Natur-
kunde Karlsruhe, Erbprinzenstr.13, 76133 Karlsruhe.
Einleitung
Bei der Inventarisierung alter Sammlungsteile
der mineralogischen Sammlung fielen Marmor-
muster auf, die wegen ihrer Beschriftung mit
Ortsangaben in einer einheitlichen Handschrift
aus der Schweiz stammen mussten. Aus dem
Standort in der Mineralogischen Sammlung des
SMNK ließ sich schließen, dass diese Stücke
zur Zeit von C
aroline
L
uise
in den Bestand der
Sammlung gelangten. C
aroline
L
uise
war ja im-
mer auf der Suche nach heimischen und ande-
ren Marmoren zur Ausstattung ihrer Schlösser.
Dieser Artikel versucht zu klären, wie die Mark-
gräfin in den Besitz dieser Stücke gelangte.
Zufällig erhielt das SMNK eine Anfrage von
Herrn T
homas
L
oertscher
aus Bern (Historische
Interieurs und Möbel), der auf der Suche nach
möglichen Marmoren war, die für eine Deckplatte
einer alten Kommode verwendet worden waren.
Bei der Suche nach infrage kommenden Marmo-
ren ergab sich auch die Frage nach der Herkunft
der Marmormuster aus der Schweiz. Im Natur-
historischen Museum in Bern befindet sich eine
ähnliche Marmormusterkollektion, die der Kunst-
handwerkerfamilie F
unk
zugeschrieben wird. Die
Stücke in der Mineralogischen Sammlung des
SMNK können damit ebenfalls als Musterstücke
dieser Kunsthandwerkerfamilie angesehen wer-
den.
Die Kunsthandwerkerfamilie
F
unk
F
unk
ist eine Kunsthandwerkerfamilie, die im 18.
Jahrhundert in Bern lebte und arbeitete (Abb. 1).
Das älteste in der Schweiz bekannte Mitglied
der Familie ist J
ohann
L
orenz
F
unk
(1666-1734).
Er war der Sohn eines Bierbrauers, arbeitete als
Postspediteur in Frankfurt am Main und war mit
A
nna
M
argaretha
S
ergeant
verheiratet. Er kam
1706 über Murten nach Bern. Das Paar hatte
zehn Kinder. Der älteste Sohn war M
atthäus
F
unk
(1697-1783). Dieser erlernte die Ebenis­
tenkunst (eine im 17. Jahrhundert auch im deut-
schen Sprachraum gebräuchliche Berufsbe-
zeichnung für einen Kunsttischler) in Frankfurt
und Paris.
J
ohann
F
riedrich
F
unk
I. (1706-1775) ist der dritte
Sohn von J
ohann
L
orenz
F
unk
. Über seine Kind-
heit und Jugend ist wenig bekannt. Sein Vater J
o
-
hann
L
orenz
F
unk
ließ ihn zum Bildhauer ausbil-
den. Er arbeitete als Bildhauer, Bildschnitzer und
Vergolder. 1731 besaß J
ohann
F
riedrich
F
unk
I.
eine Werkstatt in Bern. Zwischen 1740 und 1750
gelang es ihm, als Bildschnitzer und Spiegel-
händler mit der württembergischen Spiegelfabrik
1,2,3,4 6,7,8,9,10,11,12,13,14,15,...246
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