Carolinea 74

Carolinea 74 (2016): 5-9, 3 Abb.; Karlsruhe, 15.12.2016 5 Eine neue flechtenbewohnende Micarea -Art aus Baden-Württemberg W olfgang von B rackel Kurzfassung Die neue Art Micarea kemmleri B rackel wird beschrie- ben. Der lichenicole, nicht-lichenisierte Pilz wurde im Herbarium P oll auf einem Beleg von Cladonia squa- mosa , gesammelt von C. A. K emmler Mitte des 19. Jahrhunderts, gefunden. Die neue Art unterscheidet sich von den bekannten Micarea -Arten durch die Kom- bination von fehlendem Thallus, einem völlig farblosen Apothecien-Schnitt und ellipsoiden, einzelligen Asco- sporen mit einer Länge von unter 10 µm. Abstract A new lichenicolous Micarea species from Baden- Württemberg (Germany). The new species Micarea kemmleri B rackel is de- scribed. The lichenicolous, non-lichenized fungus was found in the herbarium P oll on a specimen of Clado- nia squamosa , collected by C. A. K emmler in the middle of the 19th century. The new species is distinguished from the known species of the genus by the combina- tion of a missing thallus, a completely hyaline section of apothecia and ellipsoidal, non-septate ascospores with a length less than 10 µm. Autor Dr. W olfgang von B rackel , Institut für Vegetations- kunde und Landschaftsökologie, Georg-Eger-Str. 1b, 91334 Hemhofen, Germany; E-Mail: wolfgang.von.brackel@ivl-web.de Einleitung Bei der Durchsicht des Herbariums P oll am Pfalzmuseum für Naturkunde – Pollichia-Mu­ seum in Bad Dürkheim fanden M arion E ichler und R ainer C ezanne einen Herbarbeleg von Cladonia squamosa , auf dessen Podetien sich die apothe- cienförmigen Fruchtkörper eines flechtenbewoh- nenden Pilzes zeigten, der keiner bekannten Art zugeordnet werden konnte. Der Beleg stammt von C. A. K emmler aus Untersontheim (Baden- Württemberg, Landkreis Schwäbisch-Hall). C arl A lbert K emmler (1813–1888) war Pfarrer und beschäftigte sich sowohl mit Farn- und Blüten- pflanzen wie auch mit Algen, Moosen und Flech- ten. Den Beleg von Cladonia squamosa dürfte er während seiner Zeit als Pfarrer in Untersontheim (1847–1863) gesammelt haben. Große Teile des K emmler schen Herbars sind im 2. Weltkrieg vernichtet worden ( E ngelhardt & S eybold 2009, F rahm & E ggers 2001), doch blieben zahlreiche seiner Proben im Kryptogamenherbar in Stutt­ gart erhalten. Dort fanden sich fünf weitere mit der Lokalität Untersontheim gekennzeichnete Proben von Cladonia squamosa , jedoch trug kei- ne davon den entsprechenden lichenicolen Pilz. Da K emmler mit etlichen Lichenologen in Verbin- dung stand, ist die Existenz weiterer Proben aber nicht ausgeschlossen. Methodik Die Untersuchung der Art erfolgte lichtmikro­ skopisch mit einer Stereolupe Zeiss GSZ und mit einem Olympus BX 51 mit Normarski Differen­ zial-Interferenzkontrast sowie mit den Reagen­ zien und Färbemitteln Kalilauge (K) und Jod­ lösung (J, Lugolsche Lösung, z. T. auch Melzers Reagens). Die Größenangaben beziehen sich auf Handschnitte in Wasser und folgen bei Reihenmessungen dem Schema (Minimum–) Χ – σ Χ – Χ + σ Χ (–Maximum), gefolgt von der Zahl der Messungen (n); in gleicher Weise wird der Längen/Breiten-Index (l/b) angegeben. Micarea kemmleri B rackel spec. nova MycoBank No. 817179 Typus Baden-Württemberg, Landkreis Schwäbisch- Hall, Untersontheim, auf Cladonia squamosa , (zwischen 1847 und 1863), leg. C. A. K emmler (POLL-0050000131) . Diagnosis Fungus lichenicola in podetiis lichenis Cladonia squamosa crescens. Thallus absens. Apothecia sparsa, sessiles, basin versus constricta, 250– 300 µm diam., 115–150 µm alta, emarginata, cremea. Hymenium ca. 55 µm altum, hypothe- cium ca. 60 µm altum, ambae hyalinum. Exci- pulum solum basin versus, formatum ex hyphis paraphysoideis, ramosis in gelatina. Paraphyses septatae, ramosae, anastomosantes, 1–1,5 µm latae crassae, versus apicem leviter inflatae, hy- alinae. Asci clavati, strato externo K/I+ caeruleo

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