Carolinea 75
B amann : Tagfalter und Widderchen auf Streuwiesen im Allgäu 99 Wirtspflanzen: Wegerich-Arten, im Nieder- moorbereich offenbar ausschließlich an Spitzwe- gerich ( Plantago lanceolata ) ( E bert & R ennwald 1991a, N unner & K raus 2013). Besiedelte Habitate im württembergischen Allgäu Im württembergischen Allgäu werden aus- schließlich wechseltrockene Streuwiesen und Hangquellmoore mit Übergängen zu Halbtro- cken- oder Borstgrasrasen besiedelt. Entschei- dend für die larvale Entwicklung sind in lückiger Vegetation und vollsonnig wachsende Wirts- pflanzen. Die starke Einnischung der Art ist wahrscheinlich durch das kühle Regionalklima und die für eine erfolgreiche Entwicklung der Art häufig zu feuchten Streuwiesen-Ausprägungen bedingt. Verbreitung im württembergischen Allgäu Nur sehr wenige aktuelle Nachweise mit einer Metapopulationsgruppe südwestlich von Wan- gen (NSG Rothasweiher-Degermoos) und wei- teren miteinander verknüpften Vorkommen in der Umgebung von Karsee/Leupolz (Abb. 8). Dazwischen liegend zumindest ein dauerhaft besiedeltes Einzelvorkommen westlich von Wan- gen. Ehemalige Nachweise östlich von Wangen (z.B. NSG Bodenmöser) und im Bodenseegebiet (Deggenhausertal) konnten seither nicht wieder bestätigt werden. Die Vorkommen des bayeri- schen und württembergischen Alpenvorlandes markieren den Areal-Ostrand der atlantomediter- ran verbreiteten Art. Blaukernauge ( Minois dryas ) (Abb. 9) Habitatansprüche: Verschiedenbiotop-Bewoh- ner, der sowohl Halbtrockenrasen (Oberrhein ebene, Kaiserstuhl) als auch Niedermoore (Oberschwaben) sowie lichte Wälder (z.B. Mit- telwälder im bayerischen Steigerwald) besiedelt ( E bert & R ennwald 1991b). Charakteristisch sind eher langgrasige Strukturen und großflächige Habitate ( S achteleben & R ies 1997, S achteleben & W interholler 2013). Wirtspflanzen: Verschiedene Gräser, z.B. Auf- rechte Trespe ( Bromus erectus ) (Trockenstand- orte), Hirse-Segge ( Carex panicea ) oder Blaues Pfeifengras ( Molinia caerulea ) (Feuchtstandorte) ( E bert & R ennwald 1991b, S achteleben &W inter - holler 2013). Besiedelte Habitate im württembergischen Allgäu Besiedelt werden nährstoffarme, häufig großflä- chige Pfeifengras-Streuwiesen, daneben aber auch Hangquellmoore mit Mehlprimel-Kopfbin- senrieden. Verbreitung im württembergischen Allgäu Das Blaukernauge konnte bisher an 35 Standor- ten im württembergischen Allgäu bestätigt wer- den (Abb. 10). Damit ist im Vergleich zu früher ein leichter Rückgang festzustellen, der sich vor allem in der bodenseenahen Region, aber auch im näheren Umfeld von Wangen manifestiert. Warum die Art aktuell in einigen Bereichen des württembergischen Allgäus fehlt, in denen sie früher nachgewiesen wurde (z.B. in den großflä- chigen Streuwiesen im NSG Hermannsberger Weiher oder im Langmoosweiher südlich Neu- kirch), ist nicht geklärt. Überraschende Einzel- nachweise gelangen im für diese Art sehr guten Flugjahr 2016 abseits des Verbreitungszentrums südlich von Vogt an der baden-württembergisch- bayerischen Landesgrenze bei Neuravensburg, in den Bodenmösern bei Isny und südlich von Bodnegg. Auch in Bayern können regelmäßig Einzelfalter in Gebieten beobachtet werden, in denen die Art normalweise nicht anzutreffen ist ( A. N unner , mündl.). Im Bodenseekreis existiert im NSG Birkenweiher ein vitales, jedoch wohl großräumig isoliertes Vorkommen. Im Vergleich zu den Untersuchungen im Rah- men des Zielartenkonzepts ( B auer 2010 ) hat die Anzahl der Fundorte leicht abgenommen (1999/2000: 47 Vorkommen). Möglicherweise liegen aus randlich liegenden Gebieten (z.B. Blitzenreuter Seenplatte, Umgebung Leutkirch) Abbildung 9. Das Blaukernauge ( Minois dryas ) ist ein im württembergischen Allgäu aufgrund seiner Größe nicht zu verwechselnder Charakterfalter nährstoffarmer Streuwiesen. Die Ursachen, die seine Verbreitung im Alpenvorland einschränken, sind noch nicht verstan- den.
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