Carolinea 75

102 Carolinea 75 (2017) pulationen von M. alcon erfasst. Einige damals noch existente Vorkommen sind allerdings seit- dem nachweislich erloschen. Es ist nicht davon auszugehen, dass in den vergangenen Jahren vermehrt Neubesiedlungen erfolgten. Wahr- scheinlicher ist, dass damals noch nicht bekann- te Vorkommen neu entdeckt wurden. Die Anzahl vorhandener Populationen dürfte seit Beginn der 2000er-Jahre eher leicht abgenommen haben. Diskussion Vergleich mit früheren Bestandserhebungen Ein Vergleich mit früheren Erfassungen ist auf- grund unterschiedlicher Intensität der Erhe- bungen und unterschiedlichen Darstellungs- Maßstäben schwierig. Außerdem können hier nur die „Niedermoorarten“ im engeren Sinne bewertet werden, da außerhalb dieser Lebens- räume nur sporadische Erfassungen erfolgten. Trotzdem lassen sich bei einigen Arten deutliche Bestandsab- oder -zunahmen feststellen, die im Folgenden kurz diskutiert werden. Arten mit eindeutigen Bestandsrückgängen Beim Vergleich mit den Verbreitungskarten aus den Grundlagenwerken ( E bert & R ennwald 1991a,b) fällt sofort auf, dass drei der ehemals vier vorkommenden Wiesenvögelchen-Arten, nämlich Coenonympha tullia, C. hero und C. glycerion (fast) komplett erloschen sind. Von C. glycerion ist noch ein Nachweis aus 2013 im Be- reich der Bodenmöser belegt (Nachweis von R. S chick aus 2013, Quelle: www.schmetterlinge- bw.de ), C. hero ist um 2012 (Wurzacher Ried), C. tullia bereits seit den 1990er-Jahren im würt- tembergischen Allgäu ausgestorben. Alle drei Arten besiedelten früher zahlreiche jener Nieder- moore, die im Rahmen der Kartierungen teilwei- se mehrmals zur Flugzeit der Arten begangen wurden. Ein Überdauern übersehener Relikt- vorkommen ist daher sehr unwahrscheinlich. Die Gründe für diesen Rückgang sind nicht im Detail verstanden, evtl. könnten auch klimatische Mitursachen vermutet werden. Ebenfalls stark zurückgegangen ist der Lilagold-Feuerfalter ( Ly­ caena hippothoe ), von dem aktuelle Nachweise nur noch aus dem Wurzacher Ried und aus den Bodenmösern vorliegen. Neben den ausführli- cher besprochenen Arten M. parthenoides, M. dryas, M. alcon, C. flocciferus sind Rückgänge auch beim Großen Perlmutterfalter ( Argynnis aglaja ), beim Randring-Perlmutterfalter ( Boloria eunomia ) und beim Braunen Feuerfalter ( Lycae­ na tityrus ) zu konstatieren. Der früher flächende- ckend verbreitete Große Perlmutterfalter kommt im württembergischen Alpenvorland nur noch sporadisch in einigen großflächigen, nährstoff- armen Moorkomplexen vor. Die Art ist auch in anderen Landesteilen stark zurückgegangen, so zum Beispiel in den Kalkmagerrasen der Oberen Gäue ( G. H ermann , mündl.). Ursächlich könnten klimatische Einflüsse, aber auch eine zuneh- mende Eutrophierung der Landschaft und man- gelnde Gehölzpflege sein. Hierdurch werden die benötigten schütteren Strukturen im Larvalhabi- tat verdrängt bzw. entstehen im Falle einer man- gelnden Gehölzpflege nicht neu (vgl. B räu 2013). Der früher zwar lückig, aber dennoch großräu- mig verbreitete Randring-Perlmutterfalter konnte im Rahmen der vorliegenden Kartierungen nur noch sehr selten nachgewiesen werden. Seine benötigten Habitate – mäßig nährstoffreiche, jüngere Brachen mit guten Beständen des Wie- senknöterichs ( Polygonum bistorta ) (vgl. B räu & N unner 2003, N unner & L oos 2013) – sind im württembergischen Allgäu außerhalb der grö- ßeren Moorkomplexe so gut wie nicht mehr vor- handen. Entweder werden die entsprechenden Standorte flächig gemäht, oder sie sind komplett aus der Nutzung gefallen und mittlerweile von Gehölzen oder Nährstoffzeigern dominiert. Bei- des verhindert eine dauerhafte Besiedlung durch die Art. Auch der mehr an zweischürige Feucht- und Frischwiesen gebundene Braune Feuerfalter konnte nur sehr selten nachgewiesen werden. Es ist zu hoffen, dass die Art auf den im Rahmen der Untersuchungen wenig beachteten extensiven Zweischnittwiesen noch stetiger vorkommt, als es die aktuellen Kartierergebnisse nahelegen. Allerdings ist ein eindeutiger Rückgang auch aus anderen Regionen Baden-Württembergs (Obere Gäue, Albvorland) belegt ( G. H ermann , schriftl.). Arten mit eindeutigen Zunahmen Zwei Tagfalterarten, die in Streuwiesen und de- ren Randbereichen hin und wieder auftreten, haben sich in den vergangenen Jahren fest im württembergischen Allgäu etabliert. Der Mal- ven-Dickkopffalter ( Carcharodus alceae ) wurde zwar mehrfach in Niedermoor-Komplexen fest- gestellt, seine Larvalhabitate dürften aber fast ausschließlich außerhalb dieser an Böschungen und Verkehrsnebenflächen mit Malvenvorkom- men zu finden sein. Auch vom Kurzschwänzigen Bläuling ( Cupido argiades ) konnten vor allem in den klimatisch günstigeren Regionen mehrere Nachweise in Streuwiesen und in angrenzendem zweischürigem Feuchtgrünland erbracht werden.

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