Carolinea 75

104 Carolinea 75 (2017) ten. Insbesondere in der Peripherie des Allgäuer Streuwiesengürtels (z.B. westlicher Bodensee- kreis, Umgebung Leutkirch) sowie regional auch im Zentrum (z.B. Umgebung Amtzell, Umgebung Göttlishofen) weisen einige Gebiete bereits einen relativ hohen Isolationsgrad auf. Hier hätten ent- sprechende Entwicklungsmaßnahmen höchste Priorität, zumal solche auch im landesweiten Ökokonto förderfähig wären. Die Rückführung verbuschter und/oder verschilfter Streuwiesen ist im Gegensatz zu einmal aufgedüngten und ent- wässerten Standorten mit hoher Erfolgsaussicht möglich (vgl. B riemle 1991, Q uinger et al. 1995). Nur auf diese Weise kann der bei einigen Arten (z.B. E. aurinia, M. alcon, C. flocciferus ) bereits eingetretene Verlust peripherer Populationen, der eine fortlaufende Verkleinerung des aktuellen Verbreitungsareals zur Folge hatte, aufgehalten und ggf. umgekehrt werden. Habitatmanagement Die Tagfalter- und Widderchenarten der Nieder- moore des württembergischen Allgäus sind seit zwei Jahrhunderten an eine Streumahd ange- passt, die einen maximalen Ertrag und damit eine möglichst intensive Bewirtschaftung zum Ziel hatte. Dies bedeutet, dass die Flächen – so- fern es Witterung und Nässe erlaubten – mög- lichst komplett genutzt wurden – Bracheanteile und ungemähte Säume stellten eher die Ausnah- me dar ( Q uinger et al. 1995). Viele Flächen wur- den durch weitläufige Grabensysteme zumindest so stark entwässert, dass eine Mahd im Spät- herbst (ab Oktober) gut möglich war. Die frühere Existenz dieser, nun häufig komplett verlande- ten und verwachsenen Grabensysteme ist auch heute noch in vielen Gebieten nachzuvollziehen. Weiterhin wurden viele Flächen im Frühjahr z.B. durch Wanderschäfer vorbeweidet und/oder er- fuhren jahrweise zusätzliche Schnitte im Früh- oder Hochsommer aufgrund von Futtermangel. Dies führte in der Summe zu einem starken Aus- trag und eklatantem Mangel an Nährstoffen und in der Folge zu sehr aufwuchsarmen, mageren und aufgrund der Entwässerung vergleichsweise trockenen Standorten ( K onold & H ackel 1990, Q uinger et al. 1995). Auf ebensolche Standorte, die in heutiger Zeit akut im Mangel sind, sind die am stärksten ge- fährdeten Tagfalterarten des württembergischen Allgäus angewiesen ( C. flocciferus, M. parthenoi­ des, E. aurinia ). Dies wiederum bedeutet, dass es ein wichtiges Ziel des Habitatmanagements sein muss, Streuwiesen gerade dieser Ausprägung gezielt zu fördern. Hierzu ist es notwendig, dass Nährstoffeinträge aus angrenzenden Nutzflächen Abbildung 13. Auch im Winter machen Begehungen der Niedermoore Sinn. Zu dieser Zeit lassen sich verlandete Gräben oder Gehölzsukzessionen am besten erfassen, da die häufig hochwüchsige Vegetation gemäht wurde und die fehlende Belaubung der Gehölze einen Blick in die Ferne erlaubt.

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