Carolinea 75

B raun & G ebhardt : Lithologie der Molasse 41 terisiert. Im Kernprofil treten jedoch vor allem die Faziescodes Sm, Sr und Sh auf (siehe z.B. LE 30 bis 39), die nicht eindeutig diagnostisch für das Architekturelement SB sind. Es könnte sich daher ebenso um die Architekturelemente LS („Laminated sand sheet“) oder DA („Down- stream‑accretion macroform“) handeln. Das Profil zeigt eine geringmächtige Abfolge, die mit ihren Eigenschaften den Ablagerungen von gravitativen Massenströmen (Sediment‑Gra- vity‑Flow SG) entspricht (LE 96). Dieses Archi- tekturelement tritt als schmale, langgestreckte Loben oder in gestapelten Schichten auf. Es wird von den Lithofazies Gmm, Gmg, Gci und Gcm dominiert und durch Schuttströme (Debris flows) gebildet ( M iall 1996). Schuttstrom‑Abla- gerungen sind schlecht sortiert und haben ein matrixgestütztes Gefüge. Sie zeigen eine unge- regelte Orientierung der Klasten, aber keine wei- teren sedimentären Strukturen ( N ichols 2009). Das Architekturelement SG spricht daher nicht für eine fluviatile Ablagerung, sondern eher für lateral gravitativ in das Flussbett gelangte Sedi- mente. Allerdings war der topographische Gradi- ent im Bereich der Bohrkernlokalität vermutlich zu gering, um einen Debris flow gravitativ auslö- sen zu können (mdl. Mitt. O. F riedrich ). Es ist da- her wahrscheinlicher, dass das matrixgestützte Mittelkonglomerat der LE 2 als Schlammflutse- diment bei einem Hochwasserereignis abgela- gert wurde. Die Annahme wird dadurch bestätigt, dass zum Teil ein klastengestütztes Gefüge vor- liegt. Im Bereich zwischen 32,85 m und 31,96 m (LE 24 und 25) zeigt das Profil eine Einschaltung von laminierten Sanden („Laminated sand sheets“). Solche laminierten Sandlagen werden als Er- gebnis von flutartigen Überschwemmungen mit sandigem Material interpretiert. Sie bilden sich im oberen Fließ‑Regime als ebene, flache Abla- gerungen ( M iall 1996). Die zwischen den LE 6 und 7 interpretierten Aus- kolkungen („Scour hollows“ HO) entstehen im Bereich des Zusammenflusses von Fließrinnen bei hohen Transportenergien und flacher Mor- phologie. Die typische Füllung besteht aus den Lithofazies Sh und Sl. Ein Interpretationsansatz ist, dass es sich bei derartigen Auskolkungen um große Unterspülungsstrukturen handelt, die sich an der Basis von Fließrinnen gebildet haben (M iall 1996). Die Interpretation solcher Struk- turen im Bohrkern ist jedoch sehr unsicher. Ein Großteil des Bohrprofils kann den Architek- turelementen der Überflutungsebene („Overbank fines“ FF) zugeordnet werden. Dabei handelt es sich um feinklastische Sedimente, die auf der Überflutungsebene bei Hochwasser abgelagert werden. Das Sediment wird als Suspensions- fracht transportiert. Es ist wesentlich feinkörniger als die Sedimente in den aktiven Fließrinnen, da auf der Überflutungsebene geringere Strömungs- geschwindigkeiten herrschen und damit deutlich geringere Transportkräfte wirken. Die Sedimente der Überflutungsebenen bestehen in der Regel aus Feinsand, Schluff und Ton. Der häufig ver- tretene Faziescode Fl umfasst Schluff‑Horizonte Tabelle 4. Architekturelemente in fluvialen Ablagerungen (verändert nach M iall 1996). Element Symbol auftretende Faziescodes Geometrie und Lagerung Kanäle CH jede Kombination Finger, Linsen oder Lagen sandige Ablagerungen SB St, Sp, Sh Sl, Sr, Se, Ss Linsen, Lagen, Decken, Keile, treten als Kanalfül- lung auf, Schwemmfächer, kleine Barren Auskolkungsrinnen HO Gh, Gt, St, Sl löffelförmige Rinnen mit asymmetrischer Füllung sandige gravitative Massenströme SG Gmm, Gmg, Gci, Gcm Loben, Lagen, typischerweise GB zwischenge- lagert laminierte Sandlagen LS Sh, Sl, kleine Sp, Sr Lagen, Decken feine Ablagerungen der Überflutungsebene FF Fm, Fl, Fsm dünne bis mächtige Decken, gewöhnlich SB zwischengelagert, kann inaktive Kanäle füllen Wechsellagerungen von Schichten verschiedener Korngröße FFP Sr, Fl, P lagig, < 15 m mächtig, proximale Ablagerungen der Überflutungsebene Schluffstein-Tonstein- Wechsellagerungen FFD Fl, Fr, P lagig, < 5 m mächtig

RkJQdWJsaXNoZXIy MjI1Mjc=