Carolinea 75
42 Carolinea 75 (2017) und Sande mit ebener Lamination oder Rippel- schichtung, die zum Teil durch Bioturbation und Wurzelgänge wieder zerstört werden. Die Se- dimente können sich während eines einzelnen Überflutungsereignisses oder bei kontinuierlicher Abscheidung von feinkörnigem Material aus der Suspension bilden ( M iall 1996). In den meisten Fällen konnte im Profil eine Un- terscheidung zwischen proximal und distal ab- gelagerten Sedimenten der Überflutungsebene getroffen werden. Distale Ablagerungen sind in der Regel sehr feinkörnig und zeigen im Profil Anzeichen für eine pedogene Überprägung. Dies setzt voraus, dass diese Bereiche nur kurzzeitig mit Wasser bedeckt waren. Proximale Ablage- rungen liegen näher an den aktiven Fließrinnen, werden öfter überflutet und deshalb häufiger und mit gröberem Material bedeckt. Diese Vorgänge stören die Bildung von Böden. 5.2 Fazit Fasst man die zuvor genannten Merkmale zu- sammen, ergibt sich mit hoher Wahrscheinlich- keit ein verflochtenes Flusssystem (braided river) als Ablagerungsraum. Braided Rivers sind dyna- mische Systeme mit geringer Sinuosität ( M iall 1996, S chäfer 2005). Sie entstehen bei etwas steilerem Gefälle der alluvialen Ebene und breiten sich als flächiges Fließrinnennetz in der gesamten Talebene aus, wobei eine stark schwankende Wasserführung ebenso charakteristisch ist wie die ständige Ver- lagerung der aktiven Fließrinnen. Verflochtene Flusssysteme führen in den aktiven Rinnen vor- wiegend Kiese und Gerölle als Bodenfracht mit ( S chäfer 2005). Die im Kern auftretenden Kon- glomerate wurden demnach wahrscheinlich bei starker Wasserführung in Rinnen abgelagert. Wegen der vielfach starken Wasserführung in verflochtenen Flusssystemen ( S chäfer 2005) treten im Bereich des ehemaligen Stromstrichs oft erosive Basen mit Kolklöchern auf ( M iall 1996, S chäfer 2005). Dies würde das Auftreten des Architekturelements HO (Auskolkungen, „Scour hollows“) erklären, das vor allem durch ein plötzliches Überangebot an Wasser entsteht. Die Flussebene eines solchen Systems ist je- doch nur bei Hochwasser vollständig mit Wasser bedeckt. Im Normalfall befinden sich zwischen den aktiven Rinnen Strominseln, die häufig tro- cken liegen. Ebenso wie die Verlagerung der aktiven Fließ- rinnen ist auch die ständige Verlagerung dieser Strominseln („Downstream accretion macroform“ DA) ein Charakteristikum. An deren Leeseite werden Sedimente mit planarer Schrägschich- tung mit steilem Winkel abgelagert. Auf den Strominseln bildet sich häufig eine Hochener- gie-Parallelschichtung aus, selten treten auch Rippeln auf ( M iall 1996, S chäfer 2005). Die LE 24 bis 25 wurden dem Architekturelement „La- minated sand sheet“ (SL) zugeordnet. Die hier auftretende Parallelschichtung könnte sich mög- licherweise im oberen Strömungregime als eine solche Hochenergie‑Parallelschichtung gebildet haben. Die unterschiedlich starken Strömunggeschwin- digkeiten, die sich aus den Befunden im Kern ab- leiten lassen, entstehen bei zeitweilig erhöhtem Wasserangebot. Dieses periodisch verschiedene Wasserangebot spricht für ein Wechselklima zur Zeit der Sedimentation. Die mittel‑ bis feinkörnige Sandfraktion wird als Suspensionsfracht mitgeführt und lagert sich als sandige Sedimentkörper ab. Diesen könnten die LE 29 bis 40 zugeordnet werden. Allerdings gestattet die auftretende Kombinati- on an Faziescodes keine eindeutige Zuordnung zum Architekturelement SB. Nach M iall (1996) könnte es sich auch um kleine Crevasse chan- nels handeln. Sandige Sedimentkörper treten in verflochtenen Flusssystemen in Abhängigkeit von der Strömungsgeschwindigkeit in Form von Groß‑ oder Kleinrippeln auf ( S chäfer 2005). Eine Rippelschichtung kann im Kern vermutet, jedoch nicht eindeutig identifiziert werden (z.B. LE 71). Die Suspensionsfracht eines verflochtenen Flusses spielt nur auf den stabilisierten Stromin- seln oder außerhalb der aktiven Fließrinnen eine Rolle. Die feinsten Korngrößenfraktionen wer- den als Schwebfracht hauptsächlich außerhalb der Rinnen abgelagert ( B ridge 2003, S chäfer 2005). Da der Großteil des Kerns feinklastisch ist, dürften sich diese Profilabschnitte in diesem Ablagerungsraum gebildet haben. Der schnelle Wechsel von Channel‑Ablagerungen zu feinkör- nigen Sedimenten kann auf die sich rasch verla- gernden Rinnen und deren wechselnde Aktivität zurückgeführt werden. Ein Beispiel dafür sind die LE 80 bis 86. Durch lange Verlandungsphasen stand genügend Zeit zur Verfügung, um mäch- tige Bodenhorizonte zu bilden. Es sei an dieser Stelle erneut darauf hingewie- sen, dass die fehlerfreie Anwendung der Metho- de nach M iall (1996) große dreidimensionale Aufschlüsse voraussetzt. Diese erste Interpre- tation eines Bohrkerns muss durch die Bearbei- tung weiterer Bohrprofile und ein sich daraus
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