Carolinea 75

S chütz : Verbreitung benthischer Rotalgen in Baden-Württemberg 47 2 Methoden Um einen ersten Überblick über die in Baden- Württemberg vorkommenden Rotalgen, ihre Häufigkeit und Verbreitung zu erhalten, wurden ältere Fundortsangaben aus der Literatur zu- sammengestellt und die Algenherbarien der Naturkunde-Museen in Karlsruhe und Stuttgart (hier bisher nur die Belege der Gattung Batracho­ spermum ) eingesehen und ausgewertet (Tab. 1). Eigene Untersuchungen im Gelände werden seit 2012 durchgeführt. Aufgesucht wurden hierfür zahlreiche Gewässer, in denen Rotalgen vermu- tet wurden, oder für die Vorkommen aus älteren Quellen belegt sind. Es handelt sich dabei meis­ tens um kühle Bergbäche und Quellen in den Mittelgebirgen Schwarzwald und Schwäbische Alb. Hinzu kommen die im Rahmen des WRRL- Monitorings Baden-Württemberg vom Verfasser und weiteren Probenehmern zwischen 2010 und 2017 im Auftrag der LUBW erhobenen und von dieser zur Verfügung gestellten Daten zum Phy- tobenthos in zahlreichen Fließgewässern. Hier- bei ist zu beachten, dass für Teile Oberschwa- bens und das nordöstliche Württemberg bisher noch keine Angaben vorliegen. Ausgehend von den Ergebnissen dieser Untersuchungen wurde versucht, eine vorläufige Gefährdungseinstufung nach den Vorgaben des Bundesamtes für Natur- schutz ( L udwig et al. 2006) vorzunehmen. Kein Bezug genommen wird auf die Rote Liste der Rot- und Braunalgen Deutschlands ( K nappe et al. 1996), da diese zur Zeit aktualisiert wird. Die Geländearbeiten wurden überwiegend im Sommer durchgeführt, bei geeigneten Wasser- ständen auch in den Winter- und Frühjahrsmona- ten. Für die Verbreitungskarten wurden Höhen- schichtenkarten und Gewässernetzkarten der LUBW verwendet. 3 Ergebnisse Rotalgen in Herbarien und regionaler Literatur Süßwasser-Rotalgen sind in den beiden einge- sehenen Herbarien im Vergleich zu Gefäßpflan- zen, Moosen und Meeresalgen deutlich unter- repräsentiert. Im Naturkundemuseum Karlsruhe liegen kaum mehr als 30 Belege, bei denen es sich hauptsächlich um Batrachospermum spp. handelt. Nur wenige Belege repräsentieren die Gattungen Lemanea, Thorea, Bangia und Hil­ denbrandia . Ein erheblicher Teil der Belege stammt aus der wertvollen J ack / L einer / S tizenber - ger schen-Exsikkaten-Sammlung. Die bereits von W ehrle (1948) durchgesehenen Belege wurden überwiegend in den Jahren 1854-1859 gesam- melt. Schwerpunkte der Sammeltätigkeit waren Feldsee und Titisee sowie die Umgebungen von Karlsruhe und Konstanz. Neben J ack tauchen häufiger die Namen T hiry , eines Arztes, und A. B raun auf, der zwischen 1833 und 1850 als Professor für Botanik in Karlsruhe und später in Freiburg wirkte. Eine nachlassende Sammel- tätigkeit gegen Ende des 19. Jahrhunderts ist unverkennbar, nur wenige Belege datieren aus dem 20. Jahrhundert. Einen wesentlichen Zuge- winn an Kenntnissen über die Algenflora Badens bedeuten die Veröffentlichungen von S chmidle (1893) und R abanus (1916), in denen auch auf die Häufigkeit und Verbreitung einiger Rotalgen eingegangen wird. Von größter Bedeutung für die Kenntnis des Vorkommens und der Verbrei- tung von Rotalgen an Oberrhein, Bodensee und Unterem Neckar sind die Beiträge von L auter - born (1910, 1917, 1922, 1942, RegioWasser e.v. 2009), die sich über einen Zeitraum von ca. 40 Jahren erstrecken. Angaben für die Oberrhein­ ebene aus jüngerer Zeit finden sich in B ackhaus & K rause ( 1974), K rause (1976) und K rause & H ügin (1987). Räumlich beschränkte, dafür aber sehr präzise Angaben über die Verbreitung von Rotalgen in der Oberen Donau und ihren beiden Quellflüssen Brigach und Breg verdanken wir B ackhaus (1968a, b). Im Gegensatz zu diesen recht umfangreichen, sich über einen großen Zeitraum erstreckenden Fundmitteilungen in Baden, wurden Vorkommen und Verbreitung der makroskopischen Rotalgen inWürttemberg kaum dokumentiert. Eine zusam- menfassende Darstellung bisheriger Algenfunde in Württemberg geht auf K irchner (1880, 1888) zurück, der lediglich Sammler und Fundorte er- wähnt. Ein großer Teil zumindest der genannten Batrachospermum -Funde ist im Herbar des Na- turkundemuseums Stuttgart vorhanden. Die dort vorhandenen eingesehenen 24 Batrachosper­ mum -Belege wurden fast ausschließlich in Würt­ temberg gesammelt. Sie spiegeln besonders deutlich den auf bestimmte Orte beschränkten Aktionsradius der betreffenden Botaniker wi- der, da häufig mehrere Belege von einem Ort stammen. Bei den meisten Exemplaren handelt es sich um B. gelatinosum , auch B. turfosum ist unter dem Synonym Batrachospermum vagum ( R oth ) A gardh mehrfach vorhanden. Der Groß- teil der Belege datiert vor 1860. Am häufigsten tauchen die Namen des Arztes K östlin , der be- reits vor 1840 in Sulz am Neckar sammelte, und

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