Carolinea 75
48 Carolinea 75 (2017) V alet auf, der um 1850 im oberschwäbischen Schussenried Apotheker war ( H erwanger 2014). Aus dem 20. Jahrhundert liegen für Württemberg lediglich kleinere Publikationen vor, die vor allem Batrachospermum atrum betreffen (Tab. 1). Eine Ausnahme macht die Darstellung von F ischer (1956), die in erster Linie auf die Kenntnis der Merkmale von Arten der Gattung Batrachosper mum abzielt, aber auch zahlreiche Mitteilungen über Fundorte am Nordrand der Schwäbischen Alb enthält. Eine neuere Darstellung der Verbrei- tung von Algen (einschließlich der Rotalgen) in Württemberg durch M attern (2013) stützt sich fast ausschließlich auf diese älteren Fundmittei- lungen. Chantransia -Stadien Chantransien sind makroskopisch meist un- auffällige diploide Entwicklungsstadien, aus denen stärker differenzierte Gametophyten mit den Merkmalen der jeweiligen Art hervorgehen (Abb. 4). Sie kommen bei uns in den Gattungen Paralemanea , Lemanea , Thorea und Batracho spermum vor. Ihre morphologische Zuordnung zu einer bestimmten Art ist nur selten mög- lich. In Karbonatbächen bzw. -flüssen kom- men auch stark inkrustierte Formen vor, die oft kleine halbkugelige Höcker oder Polster bilden (Abb. 7). Chantransia -Stadien kommen in fast allen Fließ- gewässern Baden-Württembergs vor. 2012 wur- den an fast der Hälfte aller WRRL-Monitoring- Stellen Chantransien gefunden, nicht selten in großen Mengen. Ihre wahre Verbreitung ist mit Sicherheit noch weit größer als die Verbreitungs- karte erahnen lässt (Abb. 1). Die anatomischen Übergänge von Chantransia -Stadien zu Audoui nella chalybea und vor allem zu A. pygmaea sind allerdings fließend, eine zweifelsfreie Zuordnung ist deshalb bei einem Teil der Funde nicht mög- lich. Zudem ist davon auszugehen, dass die ta- xonomische Zuordnung der Audouinella - Chan transia -Formen von den jeweiligen Bearbeitern der WRRL nicht einheitlich gehandhabt wurde. Chantransien scheinen allgemein ein breiteres Spektrum ökologischer Bedingungen zu tolerie- ren als die aus ihnen hervorgehenden Game- tophyten ( G utowski & F oerster 2009, W olff & K nappe 2014). Soweit bekannt, sind Chantran sia -Stadien auch in anderen, gut kartierten Ge- bieten wie dem Saarland und Sachsen häufig. Sie sind nicht nur in Baden-Württemberg das wohl am weitesten verbreitete Taxon unter allen Aufwuchsalgen in Fließgewässern. Audouinella chalybea ( R oth ) B ory 1823, incl. A. pygmaea ( K ützing ) W eber - van B osse 1921 Blaue bis graugrüne Formen werden gemeinhin den Arten Audouinella chalybea oder A. pyg maea zugeordnet (Abb. 5). Sie unterscheiden sich von den morphologisch ähnlichen Chantran sia -Stadien durch die reichliche Bildung von Mo- nosporen und eine deutliche Differenzierung in Hauptachse und Nebenachsen ( K nappe & H uth 2014) . Auf eine getrennte Darstellung der beiden Taxa in den Verbreitungskarten wurde verzichtet (Abb. 2), weil die Merkmals-Unterschiede gering sind und alle Übergänge von der längerzelligen A. chalybea zu der kurzzelligen A. pygmaea be- obachtet wurden, „oft im selben Polster und am selben Zellfaden“ ( W olff & K nappe 2014). Von mehreren Autoren wird zudem bezweifelt, ob A. pygmaea als eigenständige Art existiert. Be- reits W est & F ritsch (1927) vermuteten, dass Chantransia pygmaea (syn. zu A. pygmaea ) wahrscheinlich ein ( Chantransia -)Stadium in der Lebensgeschichte von Batrachospermum moni liforme R oth .” (syn. zu B. gelatinosum ) ist. Diese Sicht wird durch neuere Untersuchungen von N ecchi & O liveira (2011) über genetische Merk- male von Audouinella spp., Chantransia -Stadien und anderen Rotalgen bestätigt. Sie fanden, dass die von ihnen untersuchten Chantransia -Stadien eine nähere Verwandschaft zu bekannten Arten (Gametophyten) anderer Rotalgen-Gattungen zeigen, als dies untereinander der Fall war. In Baden-Württemberg sind diese blauen bis graugrünen Audouinellen häufig und kommen in allen Landschaften vor. Beide Taxa scheinen in Bezug auf die Wasserqualität weniger emp- findlich zu sein als andere Rotalgen ( G utowski & F oerster 2009, W olff & K nappe 2014). In Sach- sen wird für beide Taxa im kurzfristigen Trend eine Zunahme aufgrund abnehmender Saprobie vermutet ( P aul & D oege 2010 ). Audouinella hermannii ( R oth ) D uby 1830 Leicht an ihrer weinroten Farbe zu erkennen ist Audouinella hermannii (Abb. 3). Sie wachsen oft auf Steinen, aber auch epiphytisch auf den borstigen Thalli von Lemanea , Paralemanea und sogar auf den Fäden der Grünalge Cladophora glomerata ( E loranta et al. 2011 , K nappe & H uth 2014). Diese Art ist in Baden-Württemberg ebenfalls weit verbreitet und kommt, wie auch aus Sachsen berichtet wird, vor allem in höheren Gebirgslagen vor als die anderen Audouinella -Arten ( P aul &
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