Carolinea 75
S chütz : Verbreitung benthischer Rotalgen in Baden-Württemberg 51 einzelte Fundangaben aus jüngster Zeit liegen für den Kocher, die Elsenz kurz vor der Mündung in den Neckar und die Zwiefalter Ach vor. Bereits 50 Jahre alt ist eine Angabe für die Donau bei Immendingen ( B ackhaus 1968a). Bangia atropurpurea kommt auf den dem Wel- lenschlag ausgesetzten Steinschüttungen der Uferzone des Restrheines zumindest zwischen Breisach und Weisweil nicht nur vereinzelt, son- dern oft über weite Strecken und in großer Men- ge vor (Abb. 23). Auch die Zahl der Fundorte am Hochrhein ist mittlerweile recht groß, so dass eine fast durchgehende Verbreitung entlang des Rheins anzunehmen ist. Ob die Art sich seit den Tagen von L auterborn ausgebreitet hat oder ob sie damals nur unvollständig erfasst wurde, lässt sich heute nicht mehr feststellen. Als sicher kann gelten, dass die ausgedehnten Steinschüttungen und sonstigen künstlichen Uferbefestigungen am Rheinufer der Ausbreitung von B. atropurpurea zuträglich waren, wie dies auch für die Ausbrei- tung mancher Wassermoose der Fall war ( V an - derpoorten & K lein 2000). Im Sommer war B. atropurpurea an mehreren im April 2014 aufgesuchten Fundorten am Ober- rhein nicht mehr makroskopisch nachweisbar, auch B ackhaus (1968a) konnte diese Rotalge im oberen Abschnitt der Donau nur im Herbst und Winter finden. Eine Suche im Sommer 2014 an der von B ackhaus als Fundort angegebenen Donauversickerung bei Immendingen war mög- licherweise aus diesem Grund ergebnislos. Auch im WRRL-Monitoring-Programm, das obligato- risch im Sommer durchgeführt wird, konnte Ban gia nur an wenigen Stellen in Rhein und Neckar gefunden werden. Interessant ist der Fund in einer quellnahen, schnell fließenden Strecke der sommerkalten Zwiefalter Ach (Schwäbische Alb), wo B. atropur purea in den Polstern der Gelbgrünalge Vauche ria vorkam und makroskopisch nicht erkennbar war. Hier scheint der Untersuchungszeitpunkt Ende Oktober von Bedeutung zu sein, da Bangia möglicherweise während einer Lebensphase mit steigendem Zuwachs an Biomasse angetroffen wurde. Es ist deshalb nicht unwahrscheinlich, dass diese Rotalge in Baden-Württemberg eine geographisch weitere Verbreitung hat als bisher bekannt ist. Darauf deuten auch zwei Fundorts- angaben Mitte des 19. Jahrhunderts für Mer- gentheim (von von Z eller ) und Tübingen (von S teudel ) hin ( K irchner 1880), bei denen es sich wahrscheinlich um Vorkommen in den Flüssen Tauber und Neckar handelt (Tab. 1). Die häufig als bevorzugte Wuchsorte angegebenen Mühlrä- der finden hingegen nur einmal, für Esslingen am Neckar, Erwähnung ( K irchner 1888). Bangia atropurpurea ist eine streng rheophi- le Alge mit offenbar starkem Sauerstoff-Bedarf ( B ackhaus 1968a), die vorzugsweise an stark strömenden Stellen oder in der Wellenschlag- zone größerer Gewässer vorkommt. Beobach- tungen im Gelände an den großen Seen Nord amerikas von G raham & G raham (1987) legen nahe, dass B. atropurpurea warme Temperaturen toleriert und sich bei starker Einstrahlung optimal entwickelt. Sie erträgt mäßige Verschmutzung gut ( R ott et al. 1997); W olff & K nappe (2014) berichten allerdings, dass die stärkere Belastung in der Mittleren Saar und in der Blies zu ihrem Verschwinden geführt hat. G utowski & F oerster (2009) stufen diese Rotalge als weniger sensible Art, aber nicht als Störzeiger ein. Eine Gefähr- dung in Baden-Württemberg ist angesichts der zum Teil massenhaften Bestände im Oberrhein nicht zu erkennen. Batrachospermum R oth 1797 Für Batrachospermum gibt es für Baden-Würt temberg bisher insgesamt 195 Nachweise, ein- schließlich einer geringen Zahl von Mehrfach- Nachweisen eines Taxons für einen Fundort. Etwas über 80 % der Nachweise stammen aus der Zeit nach der Jahrtausendwende. Auf das WRRL-Monitoring 2010 bis 2017 (Fließgewäs- ser), dessen Messnetz bisher 549 Probestellen umfasst, gehen 28 Angaben zurück. Bezogen auf die Gesamtzahl der untersuchten Gewässer- strecken bedeutet dies, dass Batrachospermum in 5 % aller Probestrecken gefunden wurde. We- sentlich ergiebiger war eine in den Jahren 2013 bis 2016 vom Verfasser durchgeführte Untersu- chung im Hochschwarzwald, die an 49 zum Teil wiederholt aufgesuchten Stellen 18 Batracho spermum -Funde ergab, was einer Ausbeute von 37 % entspricht. Ein kleiner Teil der Funde aus Baden-Württemberg war nicht sicher bestimm- bar (Abb. 8). Dabei handelte es sich meist um mi- kroskopisch entdeckte Batrachospermum -Initiale im Stadium der Auskeimung aus Chantransia - Stadien, die noch ohne artspezifische Merkmale sind. Es kann als sicher gelten, dass Batrachosper mum in bestimmten Gegenden gehäuft auftritt. Von einer Häufung der Fundorte ist im Hoch- schwarzwald auszugehen, wo zudem auch die höchste Artenzahl zu verzeichnen ist. Auch auf der Schwäbischen Alb und in der Freiburger
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