Carolinea 75
54 Carolinea 75 (2017) Jahren nicht mehr. Dieser in einem Wiesengra- ben lokalisierte Wuchsort wurde bereits im Zuge einer Flurbereinigung in den 1950er Jahren zer- stört ( U. M iller , schriftl. Mitt.). Nicht hinreichend lokalisierbar für eine Nachsuche ist eine alte An- gabe für Stuttgart von v . M artens , die vermutlich aus den 1820er Jahren stammt ( K irchner 1880). Ein weiterer, von B ackhaus & K rause (1974) an- gegebener, Wuchsort in der Rheinaue bei Rust konnte noch nicht überprüft werden. Die alkaliphile Art kommt sowohl in stehenden als auch in fließenden Gewässern vor und scheint ein gewisses Maß an Eutrophierung zu ertragen ( G utowski & F oerster 2009). Batrachospermum atrum ist bundesweit selten, scheint aber im norddeutschen Tiefland häufiger zu sein als im Bergland, da sie zumindest in Brandenburg und Sachsen-Anhalt „nur“ der Gefährdungsstufe 3 zugeordnet wird, für die südlichen Bundesländer aktuell aber kaum Nachweise vorliegen ( W agner 2014). Bis auf weiteres muß B. atrum in Baden- Württemberg als verschollen gelten. Batrachospermum boryanum S irod . 1874 Nur bei einem, aus einem einzigen Exemplar bestehenden, nicht sicher bestimmbaren, Fund aus jüngster Zeit (Faulenbach in Rietheim-Weil- heim, Südwest-Alb) scheint es sich um diese zweihäusige Art zu handeln (Tab. 1). Genauso spärlich wie bei den rezenten sieht es mit den historischen Funden aus. F ischer (1956) nennt Batrachospermum boryanum S irod . für den Oberlauf der Echaz bei Pfullingen (Nordrand der Alb) in langsam fließendem Wasser. Bei einer kurzen Nachsuche Anfang Juni 2017 wurde die Art dort nicht gefunden. Ein B. boryanum A g . wird von K irchner (1880) erwähnt, der sich auf einen Fund von E ulenstein bei Schussenried (Ober- schwaben) bezieht. Belege liegen im Herbar des Naturkundemuseums Stuttgart, das sonst viele der von K irchner (1880, 1888) erwähnten Funde enthält, nicht vor. Batrachospermum confusum ( B ory ) H assall . 1845 Für diese Art liegen aus Baden-Württemberg bisher sieben Fundmeldungen aus neuerer Zeit im Schwarzwald vor, von denen sechs im weiteren Umkreis des Schluchsees (südlicher Schwarzwald) liegen, hinzu kommt mit der Rot- murg (oberhalb Baiersbronn) ein weiterer Fund- ort im nördlichen Schwarzwald (Abb. 10, 16, 17). Wie weit die Art im Schwarzwald verbreitet ist, lässt sich noch nicht beantworten, da nur im Hochschwarzwald bei Titisee eine größere Zahl von Fließgewässern vom Verfasser eingehend untersucht wurde. Die Art war möglicherweise auch in Oberschwaben heimisch, denn K irchner (1880) macht hierzu zwei Angaben ( B. confusum H ass .), die auf Funde von E ulenstein (in Schus- senried) und von von Z eller (in Ravensburg) zurückgehen. Belege liegen im Naturkundemu- seum Stuttgart leider nicht vor, so dass die An- gaben nicht überprüft werden konnten und daher als unsicher einzustufen sind (Tab. 1). Bei den Wuchsorten im Schwarzwald handelt es sich um oligosaprobe, trophisch unbelastete Quellen und kleine Bäche mit geringer Leitfähig- keit. Im Saarland liegen die Vorkommen durch- weg in mäßig sauren bis subneutralen Quellen und ihren völlig sauberen Abläufen ( W olff & K nappe 2014). Ähnlich wie aktuell in Baden- Württemberg wurde B. confusum in Sachsen vorrangig in den höchsten Gebirgslagen ange- troffen ( P aul & D oege 2010). Im Unterschied zu Batrachospermum gelatinosum wächst die Art dort in Gewässern mit einer höheren mittleren Fließgeschwindigkeit sowie bei geringerer mitt- lerer Leitfähigkeit, niedrigerer Temperatur und geringerem Saprobiegrad. Batrachospermum confusum ist nach K nappe & H uth (2014) neben B. gelatinosum und B. ana tinum die häufigste Batrachospermum -Art in Deutschland. In Baden-Württemberg scheint sich die aktuelle Verbreitung auf den Schwarz- wald zu beschränken. Dort ist sie wahrscheinlich nicht allzu selten. Eine Gefährdung ist wegen der bisher geringen Zahl der Funde anzunehmen. Batrachospermum gelatinosum (L.) de C andolle 1801 Mit bisher 97 Nachweisen an 90 Fundorten, von denen knapp die Hälfte aus der Zeit vor 2010 stammt, ist Batrachospermum gelatinosum die bei weitem häufigste Froschlaichalge in Baden- Württemberg (Abb. 8, 12, 13). Im badischen Lan- desteil wird sie bereits von L auterborn (1917) für die Gießen der Oberrheinaue als „verbreitet“ angegeben, nach S chmidle (1893) kommt die damals noch als Batrachospermum moniliforme R oth bezeichnete Art „im Schwarzwald fast in je- dem schnell fließenden kleinen Gewässer“ vor. Weit verbreitet war und ist sie auch heute noch im vom Verfasser gut untersuchten Seebach- Wutach-System oberhalb und unterhalb des Titisees (Schwarzwald). Auch in einem Neben- fluss der Wutach, der sommerkalten Gauchach, ist die Art nach W ehrle (1942) und eigenen Be
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