Carolinea 75
58 Carolinea 75 (2017) mum vagum var. flagelliforme S irod . ebenfalls nur einmal für Baden-Württemberg angegeben wird. F ischer (1956) fand sie im Nordschwarz- wald in der Rotmurg oberhalb Baiersbronn. Ba trachospermum vogesiacum hat nach K nappe & H uth (2014) eine nordwesteuropäische Verbrei- tung und wurde schon im Saarland, der Pfalz und den Vogesen in nährstoffarmen, sauren Ge- wässern gefunden ( K nappe & W olff 2005) . Der von F ischer (1956) angegebene Fundort konn- te bisher noch nicht aufgesucht werden, ihr re- zentes Auftreten im nördlichen Schwarzwald mit seinen elektrolytarmen, sauren Gewässern ist aber nicht unwahrscheinlich. Hildenbrandia rivularis A gardh 1851 Diese rote bis rotbraune, krustenförmige Thalli bildende und kaum mit anderen Algen verwech- selbare Art gehört zu den häufigsten Algen in un- seren Fließgewässern (Abb. 21, 23, 24, Tab. 1). Im Zuge des WRRL-Monitorings 2012 wurde sie an 33 % aller Untersuchungsstellen gefunden. Eine Auswertung der Literatur und eigene Un- tersuchungen ergaben zahlreiche weitere Fund- orte. Weit verbreitet ist sie v.a. in der Oberrhein- Aue, im südlichsten Teil des Schwarzwaldes, im mittleren Neckargebiet, aber auch in den großen Flüssen Rhein und Neckar. Nach den Ergebnis- sen des WRRL-Monitorings zu urteilen, ist die Art selten im Taubergebiet, im Kraichgau und auf der Schwäbischen Alb. Die langsam fließenden, oft trüben und verschlammten Fließgewässer der Keupergebiete wie dem Taubergebiet und dem Kraichgau scheinen der krustenbildenden Art nicht zuzusagen. Ihr Verbreitungsschwerpunkt liegt in den unteren bis mittleren Höhenlagen. Die höchstgelegenen Fundorte liegen (bisher) bei 660 m in silikatischen und 675 m in karbo- natischen Fließgewässern. In den hohen Lagen des mittleren und südlichen Schwarzwaldes scheint sie vollständig zu fehlen. Nach L auterborn (1910, RegioWasser e.v. 2009) war Hildenbrandia rivularis zu Beginn des 20. Jahrhunderts im unteren Neckar zwischen Hei- delberg und Edingen vereinzelt, im Rhein fast überall und häufig an Ufersteinen und Geschie- ben des Grundes zu finden. An diesem Verbrei- tungsbild hat sich seither wenig geändert, wird die Art doch 2012 und 2015 für die meisten WRRL-Probestellen im Rhein und im unteren und mittleren Neckar angegeben. Es ist aller- dings nicht mehr nachvollziehbar, ob es einen markanten Rückgang zwischen den 1960er und 1980er Jahren, zur Zeit der höchsten trophischen und saprobiellen Belastung der beiden Flüsse, gab und ob nach dieser Periode eine Wiederaus- breitung stattgefunden hat. L auterborn (1942) zufolge war H. rivularis in der rechtsrheinischen Oberrheinaue eine der häufigsten Algen auf den Geröllstrecken aller von ihm untersuchten Gießen zwischen dem Isteiner Klotz und der Modermündung (El- sass), ganz besonders zahlreich im Innenrhein zwischen Oberhausen und Kappel und in der nahen Blinden Elz, wo sie auch heute noch in großen Beständen vorkommt. Auch nach B ack - haus & K rause (1974) war H. rivularis in der Inne- ren Rheinaue „in mäßig tiefen Fließgewässern mit Gerölluntergrund ehemals verbreitet“, sei aber „im Gefolge von Schlammablagerungen im Rückgang begriffen“. Es handelt sich bei diesen Fließgewässern nach K rause (1976) um die Oberläufe der tiefen Grundwasserabflüsse (Gießen) innerhalb der Rheinaue, deren offene Verbindung zum Rheinstrom im Zuge des zwi- schen 1928 und 1977 durchgeführten Baus des Rheinseitenkanals unterbrochen wurde. Vielen Auengewässern wurde nun permanent Wasser aus dem Rhein zugeführt, Schlamm- ablagerungen und Eutrophierung durch nähr- stoffreiches Rheinwasser waren die Folge und werden von K rause (1976) und K rause & H ü - gin (1987) als die wesentlichen Ursachen des von ihnen vor allem in den 1960er Jahren be obachteten Rückgangs von H. rivularis genannt. Allerdings scheinen die Populationen dieser krustenbildenden Rotalge nicht in dem Ausmaß abgenommen zu haben, wie von den Autoren befürchtet. Dies liegt sicher nicht nur an der Abbildung 20. Die epiphytische Balbiania investiens (rötliche Fäden) auf Batrachospermum gelatinosum . – Foto: W. S chütz .
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