Carolinea 75
62 Carolinea 75 (2017) Freiburg, die höchsten Vorkommen reichen bis in die obersten Lagen des Feldberggebietes bei ca. 1.100 m über N.N. Ähnlich sind die Angaben zur Höhenverbreitung in Tschechien, wo die Art zwi- schen 305 und 888 m über N.N. gefunden wurde ( K u č era et al. 2008). Alte Angaben zur Verbreitung sind rar, ebenso alte Belege im Herbar des Naturkundemuseums Karlsruhe. Die wenigen Belege stammen aber alle aus Schwarzwaldflüssen. Bereits K irchner (1880) beklagt fehlende Nachweise für Lema nea für Württemberg, was allerdings nicht zu der Annahme verleiten sollte, dass die Art damals seltener war als heute. Die ältesten Belege aus Baden datieren nach W ehrle (1948) auf die Mitte des 19. Jahrhunderts und wurden im Gewerbe- kanal und der Dreisam in Freiburg gesammelt. Nach R abanus (1916) ist L. fluviatilis „überall“ bzw. „in allen Bächen des Schwarzwaldes“ an- zutreffen. Auch S chwabe (1987) nennt zahlreiche „ Lemanea “-Fundorte für den Schwarzwald mit einem Verbreitungsschwerpunkt im mittleren und südlichen Teil und wenigen Fundorten in den Buntsandsteingebieten des nördlichen Schwarz- waldes. Leider unterscheidet sie nicht zwischen Lemanea und Paralemanea ; es darf aber als sicher gelten, dass die Mehrzahl dieser in den höheren Lagen des Schwarzwaldes gemachten Funde zu L. fluviatilis zu rechnen ist. B ackhaus (1968b) fand die Art selten in Brigach und Breg. Er führt dies vor allem auf die geringe Toleranz von L. fluviatilis gegen starke Einstrahlung zu- rück, die durch die weithin fehlende Beschattung der beiden Donau-Quellflüsse voll zur Wirkung kommt. Lemanea fluviatilis wächst bevorzugt auf Blöcken und größeren, standfesten Steinen in schnell bis turbulent fließendem Wasser, gerne auch an Wehren und sonstigen Abstürzen (Abb. 29) ( K u č era et al . 2008, K nappe & H uth 2014). Nicht von ungefähr scheint die Art in den aus dem Schwarzwald zum Rhein abfließenden Bächen und Flüssen mit ihrer hohen Reliefenergie be- sonders häufig zu sein, vor allem in Dreisam, Elz und Wiese. Aber auch die zum Neckar abflie- ßenden Gewässer mit relativ hohem Gefälle wie z.B. die vom Verfasser eingehend untersuchte Nagold beherbergen große Bestände dieser Art (Abb. 27). Auch außerhalb Baden-Württembergs kommt L. fluviatilis am häufigsten in Gebirgs- lagen vor, in Fließgewässern mit starker Strö- mung, geringen Leitfähigkeiten und niedrigen Temperaturen ( K u č era & M arvan 2004, C armona et al. 2011, K nappe & H uth 2014). Lemanea fluviatilis wird gemeinhin als oligo- bis mesotraphent und als empfindlich gegen Eutro- phierung eingestuft ( R ott et al. 1999, K u č era & M arvan 2004, G utowski & F oerster 2009). Abbildungen 27, 28. Fundorte von 27) Lemanea fluviatilis und 28) Paralemanea catenata in Baden-Württemberg.
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