Carolinea 75

S chütz : Verbreitung benthischer Rotalgen in Baden-Württemberg 65 T. hispida fast ausschließlich auf größere Fließ- gewässer beschränkt zu sein. Diese größte un- ter unseren Süßwasser-Rotalgen wächst gerne auf Holz, siedelt aber auch auf Steinen. B olpagni et al. (2015) zufolge zeigt T. hispida eine Präfe- renz für Flüsse mit nährstoffreichemWasser. Von einem Rückgang der Art in Baden-Württemberg ist auszugehen, obwohl die Gründe hierfür nicht klar sind. Es ist jedoch nicht unwahrscheinlich, dass bei einer gezielten Nachsuche in größe- ren Flüssen weitere Wuchsorte dieser sehr un- stet auftretenden Art gefunden werden können ( B olpagni et al. 2015). Trotzdem muss diese Art wegen ihrer Seltenheit als stark gefährdet gelten. 4 Diskussion Diese Zusammenstellung der bisherigen Rot­ algen-Funde ist ein erster Versuch, Vorkommen und Verbreitung der benthischen Rotalgen für Baden-Württemberg darzustellen. Bereits K irch - ner (1880) war bewusst, dass die damals inten- siver als heute und von nicht wenigen Personen betriebene Beschäftigung mit Algen nur sehr un- vollkommene Verbreitungsbilder einzelner Taxa lieferte. Beschränkungen ergaben sich damals hauptsächlich durch die begrenzten Reisemög- lichkeiten der Bearbeiter. Aber auch die hier ge- zeigten Verbreitungskarten der Rotalgen spie- geln in erster Linie den Aktionsradius der wenigen Algologen und nicht die wahre Verbreitung eines Taxons wider, wie dies heute bei den Gefäß- pflanzen und in etwas geringerem Maße bei den Moosen Standard ist. Vermeintliche Häufungen von Fundorten gehen nicht nur in alten Zeiten auf die Tätigkeit einzelner Personen zurück. Dies lässt sich besonders am Verbreitungsbild einiger Batrachospermum -Arten erkennen, das eng mit der Tätigkeit des Verfassers in bestimmten, eng umgrenzten Gebieten im Schwarzwald und auf der Schwäbischen Alb korreliert ist (Abb. 8-11). Auch die Häufigkeit zweifelsfrei seltener, durch wenige Zufallsfunde nachgewiesener Arten ( Bal­ biania investiens , Batrachospermum helmintho­ sum , Thorea hispida ) ließe sich bei intensiver Bearbeitung und Nachsuche in kleineren Gebie- ten sicher wesentlich erhöhen, wie dies auch von C hiasson et al. (2014) nach einer Untersuchung in mehreren Regionen Frankreichs berichtet wird. Als vergleichsweise gut untersucht können nur Teile des Hochschwarzwaldes, der Freibur- ger Bucht und das Obere Donautal gelten. Abbildungen 33, 34. Fundorte von 33) Thorea hispida in Baden-Württemberg. Rote Kreise: Funde nach 2000, gelbe Kreise: Funde vor 1950. 34) ein über 150 Jahre altes, fälschlich als Batrachospermum helminthosum bestimmtes Exemplar von Thorea hispida , das vermutlich aus dem Rhein bei Mannheim stammt (Naturkundemuseum Karls- ruhe). – Foto: W. S chütz .

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