Carolinea 75
74 Carolinea 75 (2017) eine hervorragende Fundortskizze aus dem Ge- dächtnis erstellen. Mit Hilfe der Fundortskizze gelang am 31.8.1997 der „Wiederfund“ der 1971 entdeckten Pflanze(n). Außerdem fand G erold H ügin etwa 0,5 km weiter westlich eine weitere Population von „ lapponum - artigen“ Weiden. Durch Exkursionen konnte ein (vorläufiges) Bild der Verbreitung, Häufigkeit und taxonomischen Zuordnung von „ lapponum - artigen“ Weiden am Feldberg gewonnen werden. Es ist jedoch nicht auszuschließen, dass in dem unübersichtlichen, schwer zugänglichen Terrain noch weitere Einzelpflanzen oder gar Populati- onen vorkommen. Alle bisherigen Funde liegen in dem nach Norden exponierten Zastlerkar oberhalb von 1.350 m ü.NN . Der Vergleich der bisher gefundenen Exemplare untereinander und mit Belegexemplaren von Salix lapponum , S. helvetica und Hybriden die- ser Arten aus den Herbarien in Stuttgart (STU), Karlsruhe (KR), Greifswald (GFW) und Wien (W) sowie die Revision von Belegen durch R. D. M eikle (England) und Frau I. B elaeva (Russland) ergab folgendes Bild: Neben Salix lapponum kommen auch Hybriden dieser Art mit S. appen diculata und S. caprea vor. Während die Hybride mit S. caprea aufgrund der großflächigen Über- schneidung der Areale beider Arten gelegentlich auftritt und auch schon länger bekannt ist (vgl. z.B. W immer 1866: 193), war die Hybride von S. lapponum mit der erstgenannten Art bisher nicht bekannt, da angenommen worden war, dass sich die Areale der beiden Arten nicht über- schneiden (vgl. T ison & F oucault 2014: 1036 ). Diese erstmals beobachtete Hybride wird unten beschrieben. 2 Salix helvetica oder Salix lapponum ? Bei den Recherchen zu Salix lapponum wur- de auch von verschiedenen Seiten vermutet, es könnte sich um Salix helvetica handeln, oder diese beiden Arten wären so ähnlich, dass eine Trennung kaum möglich sei. Tatsache ist, dass die beiden Arten seit der Beschreibung der Sectio Villosae durch den schwedischen Weidenforscher N. J. A ndersson (1868: XVI, 2: p. 275) in der Litera- tur fast durchweg in diese Sektion gestellt wurden, meistens unter Betonung ihrer großen Ähnlichkeit. Dennoch lassen sie sich an ausreichendem Her- barmaterial immer ohne Probleme unterscheiden. Hinzu kommt, dass ausgerechnet die gemein- samen Merkmale auch bei mehreren Arten aus anderen Sektionen auftreten, während die tren- nenden Merkmale entweder (bei Salix lapponum ) in eine bestimmte Richtung weisen, oder (bei Salix helvetica ) diffus in mehrere Richtungen. In Tabelle 1 sind die gemeinsamen und die tren- nenden Merkmale von Salix helvetica und S. lap ponum dargestellt. Durch ein „ → “ wird auf Ar- ten verwiesen, die das entsprechende Merkmal ebenfalls identisch oder sehr ähnlich aufweisen, in Klammern wird deren Sektionszugehörigkeit nach der Zusammenstellung bei H örandl (1992: 145 ff.) oder, falls Arten dort nicht vorhanden, bei B üchler (1996) genannt. Tabelle 1. Merkmalsübersicht Salix helvetica/Salix lapponum. Merkmale Salix helvetica Salix lapponum Vegetative Merkmale Lentizellen (an 2-jährigen Zweigen unter den Blattbasen) ± linsenförmig, kaum > 1 mm hoch rundlich bis breit länglich, 1,5-2 mm hoch → S. viminalis (Vimen) sehr ähnlich Knospen Blüten- und Blattknospen ähnlich, äußerlich höchstens an der Größe zu unterscheiden. Verkehrt-eiförmig bis fast halbkugelig, vorne breit abgerundet, mit abstehenden, geraden Haaren, diese länger bleibend als die Behaarung der Zweige → weitere alpine Arten (z.B. S. appen diculata und S. lanata ) mit ähnlichen Knospen Blüten- und Blattknospen deutlich ver- schieden, äußerlich auch an Form und Farbe zu unterscheiden: Blütenknospen > 8 mm lang, eiförmig, bis eilänglich, gelbbraun oder rötlichbraun, auch adaxial deutlich gewölbt, rasch verkahlend Blattknospen 5-6 mm lang, schmal länglich, allmählich stumpf zugespitzt, z.T. deutlich geschnäbelt, schwärzlich, nur abaxial gewölbt (adaxial ± flach), locker spinnwebig behaart → S. viminalis (Sectio Vimen), Form ähn- lich, Behaarung und Färbung abweichend
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