Carolinea 75

P lieninger & L utz : Die Lappland-Weide ( Salix lapponum ) am Feldberg 81 feuchten bis moorigen Stellen. W immer (1866: 39) meldet die Art in Nordeuropa von quelligen Orten, Sümpfen und „subalpinen Hangquellmooren“, die den Verhältnissen im Zastlerkar am Feldberg recht gut entsprechen. Ausdrücklich berichtet W immer auch über ein Vorkommen von S. lap­ ponum an den Tafelsteinen im Altvatergebirge (Ostsudeten, im nordöstlichen Tschechien), das H ampel (1999) bestätigte. Für das Teilareal in den Sudeten führt K o č i (2007: 118 f.) u.a. „wet places around springs“ und „depressions with heavy snow accumulation“ als Standorte des Salicetum lapponum Z latník 1928 auf. R echinger in H egi (1981, Bd. III,1: 115) gibt ebenfalls Moore, sump- fige und quellige Stellen als Standorte an, L au - tenschlager -F leury (1994: 156) erwähnen die Art von „feuchtem Gelände und Gewässerrändern vorwiegend auf Urgestein.“ M eikle (1984: 148) hingegen verortet S. lapponum in Schottland eher an felsigen Stellen im Gebirge, ohne jedoch nähere Angaben zum Wasserhaushalt zu ma- chen. Für Skandinavien gibt H edren (2000: 171) allgemein feuchte Standorte und eine Indifferenz zur Bodenreaktion („wet places; indifferent to soil reaction“), dann aber auch spezieller u.a. neben „bogs“ und „fens“, „swampy forest“ (was in etwa dem Standort am Feldberg entspricht) und „fo- rest margins“ an. 6 Status der Vorkommen Der Status der Vorkommen ist schwer zu beurtei- len. Einerseits spricht die gründliche Erforschung der Feldbergflora durch frühere Botaniker-Ge- nerationen gegen ein alteinheimisches Vorkom- men und eher für eine Ansalbung. Da die beiden größten Sträucher (A1a und A1b) schon 1971 von F ranz S chuhwerk als „große Polykormone“ aufgefunden wurden, müsste die Ansalbung wahrscheinlich vor 1950 stattgefunden haben. Die Hybride S. appendiculata x lapponum müsste dann aus dem angesalbten weiblichen Exemplar von S. lapponum und einem männlichen Exem- plar von S. appendiculata (in der näheren Um- gebung mangels geeigneter Standorte fehlend) vor Ort entstanden sein, da sich die Areale bei- der Arten wahrscheinlich (s.o.) nicht überlap- pen. Andererseits erscheint die Motivation des (potentiellen) Ansalbers unklar. Ein Fund wurde nie publiziert, eine dauerhafte „Bereicherung“ der (sowieso schon sehr reichhaltigen) Flora des Feldbergs hätte die Pflanzung mindestens eines weiblichen und eines männlichen Exemplars erfordert. H ügin (2005) bezweifelt grundsätzlich das Indigenat der Art am Feldberg und sieht vor allem in der kleinen, sich kaum ausbreitenden Population einen Hinweis auf eine (menschliche) Neuansiedlung. Eine rezente Ansamung durch Fernflug von Sa- men aus dem französischen Teilareal erscheint statistisch gesehen ziemlich unwahrscheinlich, ist aber natürlich nicht völlig auszuschließen. Obwohl sich sicher Widerspruch anderer Kenner regen wird, könnte nach Meinung der Autoren ein Überdauern seit dem Ende der Eiszeit durch- aus möglich sein. Ähnliche Arealbilder weisen beispielsweise Cicerbita plumieri und Epilobium duriaei auf, jedoch treten diese Arten auch in den Vogesen auf (vgl. H ügin (2005): 150 f.). Das Zastlerkar an der Nordseite des Feldbergs besitzt ein unübersichtliches und naturnahes Vegetationsmosaik, eine systematische Durch- forschung jeder freien Fläche hat vielleicht noch nicht stattgefunden. Die jüngste vegetations- kundliche Bearbeitung des Gebietes fand durch Z immermann (1991) statt. Es ist verwunderlich, dass die mehr oder weniger auffälligen, bis ca. 1,8 m hohen Büsche dabei übersehen wurden. Die Erfahrung zeigt aber, dass man häufig nur das erkennt, was man auch erwartet. F ranz S chuhwerk (in litt.) konnte beim Fund der Pflanze keinerlei Anzeichen einer Störung in der näheren Umgebung feststellen, was die Autoren durch eigene Beobachtungen bestätigen. Eine spontane Ansiedlung von Salix -Hybriden (Popu- lation B1, s.o.) in einer Entfernung von 0,5 km von der Mutterpflanze erscheint nach den Er- fahrungen des Erstautors (vgl. dazu auch B user (1940: 618 f.)) äußerst unwahrscheinlich. Auch dies spricht für weitere, unentdeckte oder inzwi- schen erloschene Vorkommen von Salix lappo­ num am Feldberg. Ein weiterer, bei Weiden oft vernachlässigter Aspekt ist die Frage der Verjüngung. Nach al- ten Bildern und Berichten zu urteilen, war die Vegetation auf dem Feldberg und wahrschein- lich auch an den für Salix lapponum geeigneten nassen Standorten deutlich lückiger. Das heute sehr naturnah erscheinende Zastlerkar war bis in die 1930er Jahre zumindest sporadisch be- weidet ( Z immermann (1991)). Vor allem die stärker feuchtigkeitsbedürftigen Weiden benötigen aber für ihre Verjüngung vegetationsarme Flächen. Es erscheint deshalb nicht ausgeschlossen, dass unter besseren Bedingungen früher eine klei- ne Population von Salix lapponum (aus beiden Geschlechtern) an verschiedenen, geeigneten Stellen am Feldberg existierte, die durch die

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