Carolinea 75
84 Carolinea 75 (2017) Namen „ Canephora sieboldii “ gewidmet hat (Abb. 1). Als Typuslokalitäten gibt R eutti „Hinter- zarten“ und „Frankfurt am Main“ an. Nach S ob - czyk (2011) ist der Verbleib des Typenmaterials ebenso unbekannt wie die Anzahl des bei der Urbeschreibung vorliegenden Materials. Diese Epichnopterix -Art ist in Baden-Württem- berg weit verbreitet. Schwerpunkte der Verbrei- tung sind der Kaiserstuhl sowie die flussnahen Bereiche der Markgräfler Rheinebene. Ausge- sprochen wenige Hinweise gibt es aus dem Schwarzwald. Hier verlief die Nachsuche seit den Siebzigerjahren des vorigen Jahrhunderts vollständig negativ. Es kann daher davon ausge- gangen werden, dass diese Art dort ausgestor- ben ist ( H errmann 1994). Das historische Psychidenmaterial der Samm- lung R eutti , die die Wirren zweier Weltkriege offensichtlich gut überstanden hat, wurde in- zwischen ebenfalls in die Hauptsammlung des Staatlichen Museums für Naturkunde Karlsru- he (SMNK) integriert. Weiteres Originalmate- rial R eutti s wurde auch in anderen Schmetter- lingssammlungen des Naturkundemuseums gefunden und in der Hauptsammlung zusam- mengeführt. Dabei fand sich nun ein einzelnes männliches Exemplar, gesammelt in Hinter zarten im Schwarzwald, welches nach Auswer- tung der Datenlage (alle weiteren Exemplare in der Sammlung R eutti wurden laut ihren Etiketten nach 1853 gefangen und kommen daher nicht in Frage) nur das Erstgenannte aus der Urbe- schreibung sein kann. R eutti (1853: 49) schreibt ausdrücklich „ Ein [sic! Hervorhebung nicht im Original] Exemplar fing … ich auf dem Torfmoore zu Hinterzarten … H errich -S chäffer erhielt sie auch … aus Frankfurt a.M.“ Im Gegensatz zu allen anderen Faltern von E. sieboldii in der R eutti -Sammlung ist dieses besagte Exemplar nicht nur mit dem üblichen „Farbcode“ ( H ausenblas 2009) gekennzeichnet (hier: gelb für nördlicher Schwarzwald) sondern trägt ein weiteres Etikett mit der eindeutig C arl R eutti zuzuordnenden Handschrift „Hinter zarten“ (Abb. 2). Über den Verbleib des zweiten Falters aus „Frankfurt a.M.“ kann vorläufig nichts gesagt werden. Er könnte sich in der Sammlung H errich -S chäffers befunden haben und, falls es noch existierte nach dessen Tod im Jahre 1874, über O. H ofmann und Lord W alsingham mit Tei- len seiner Microlepidopteren-Sammlung an das British Museum (Natural History) gelangt sein ( H orn et al. 1990). Der in der Museumssammlung in Karlsruhe vorliegende Falter aus Hinterzarten muss als einer der beiden lange verschollenen Syntypen angesehen werden. Er wird deshalb mit einem zusätzlichen roten Etikett versehen mit der Auf- schrift „Lectotypus, Canephora sieboldii R eutti , 1853, det. A rnscheid “. Der Lectotypus befindet sich seit Februar 2017 in der Hauptsammlung „Psychidae“ des SMNK. Auf die taxonomisch völlig unhaltbare und daher ungültige Festle- gung eines Neotypus (dieser befindet sich im Naturhistorischen Museum Wien) durch S ieder & L oebel (1954) hat bereits S obczyk (2011) hin- gewiesen. Abbildung 1. Erstbeschreibung von Canephora siebol dii R eutti , 1853 auf den Seiten 48-49 in „Beiträge zur Rheinischen Naturgeschichte 3 : I-VIII, 1-216“, Faksi mile des Werks aus der Bibliothek des SMNK. – Foto: R. T rusch .
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