Carolinea 75

B amann : Tagfalter und Widderchen auf Streuwiesen im Allgäu 91 Hochsommer (Juni bis August) statt, sodass der Erfassungsgrad in diesem Zeitraum adulter und tagsüber gut nachweisbarer Arten – darunter fast alle naturschutzrelevanten Streuwiesenarten – relativ gut sein dürfte. Ergebnisse Insgesamt konnten in den Streuwiesen des würt- tembergischen Allgäus 70 Arten aus den Grup- pen der Tagfalter und Widderchen nachgewiesen werden (Tab. 1). Das entspricht einem Anteil von etwa 46 % am in Baden-Württemberg heimi- schen Artenrepertoire. 17 Arten sind reine Nahrungsgäste. 53 Arten können als regelmäßig repoduzierend in den Streuwiesen oder in deren Saum- und Randbe- reichen eingestuft werden. Hiervon reproduziert die eine Hälfte (26 Arten) direkt in den gemähten Niedermooren, die andere Hälfte (27 Arten) nutzt die Randbereiche wie z.B. ungemähte Saumbe- reiche, Hochstaudenfluren, Fahrwegränder oder in zweischürige Feuchtwiesen übergehende Flä- chen zur Reproduktion. Unter den 70 nachgewiesenen Arten befinden sich 25 (36 %), die in der aktuellen Roten Liste Baden-Württembergs ( E bert et al. 2005) min- destens als gefährdet eingestuft werden. Von den 52 im Niedermoor reproduzierenden Arten werden 22 (42 %) auf der Roten Liste geführt. Von den 26 direkt in den gemähten Streuwiesen reproduzierenden Arten stehen sogar 16 (62 %) auf der Roten Liste. Klassische Vertreter gemähter Streuwiesen sind (in absteigender Häufigkeit bis zu einemWert von 5 % Stetigkeit) Baldrian-Scheckenfalter ( Melitaea diamina ) (Abb. 2), Braunfleckiger Perlmutterfal- ter ( Boloria selene ), Goldener Scheckenfalter ( Euphydryas aurinia ), Lungenenzian-Ameisen- bläuling ( Maculinea alcon ), Sumpfhornklee-Wid- derchen ( Zygaena trifolii ), Schachbrettfalter ( Me­ lanargia galathea ), Kleiner Würfel-Dickkopffalter ( Pyrgus malvae ), Distelfalter ( Vanessa cardui ), Sechsfleck-Widderchen ( Zygaena filipendu­ lae ), Wachtelweizen-Scheckenfalter ( Melitaea athalia ), Grünader-Weißling ( Pieris napi ), Blau- kernauge ( Minois dryas ), Großes Ochsenauge ( Maniola jurtina ), Schwalbenschwanz ( Papilio machaon ), Argus-Bläuling ( Plebejus argus ), Kleines Fünffleck-Widderchen ( Zygaena viciae ), Großer Perlmutterfalter ( Argynnis aglaja ), Feuri- ger Perlmutterfalter ( Argynnis adippe ) und Heil- ziest-Dickkopffalter ( Carcharodus flocciferus ). In kleinflächigen, häufig linearen Randberei- chen reproduzieren (in absteigender Häufigkeit) Schornsteinfeger ( Aphantopus hyperantus ), Rostfarbiger Dickkopffalter ( Ochlodes sylvanus ), Gelbwürfeliger Dickkopffalter ( Carterocephalus palaemon ), Schwarzkolbiger Braun-Dickkopffal- ter ( Thymelicus lineola ), Leguminosen-Weißlinge ( Leptidea sinapis/juvernica ), Braunkolbiger Braun- Dickkopffalter ( Thymelicus sylvestris ), Aurorafal- ter ( Anthocharis cardamines ), Klee-Widderchen ( Zygaena lonicerae ) und Braunauge ( Lasiomma­ ta maera ). Größere, meist junge und nährstoffreichere, aber nicht hypertrophe Brachebereiche benötigen da- gegen Mädesüß-Perlmutterfalter ( Brenthis ino ), Randring-Perlmutterfalter ( Boloria eunomia ) und Storchschnabel-Bläuling ( Aricia eumedon ). Trockenere Randbereiche und häufig mit mine- ralischem Material angereicherte Wege und de- ren Ränder sind die Reproduktionshabitate von Hauhechel-Bläuling ( Polyommatus icarus ), Klei- nem Wiesenvögelchen ( Coenonympha pamphi­ lus ), Kleinem Feuerfalter ( Lycaena phlaeas ) und Rundaugen-Mohrenfalter ( Erebia medusa ). In nur sporadisch oder nicht mehr genutzten Randbereichen mit bereits einsetzender Ge- hölzsukzession entwickeln sich Zitronenfalter ( Gonepteryx rhamni ), Baumweißling ( Aporia crataegi ) und Faulbaum-Bläuling ( Celastrina ar­ giolus ). Übergangsbereiche zu Feuchtwiesen oder an die Streuwiesen angrenzende Extensivie- rungsstreifen sind Entwicklungshabitate von Kurzschwänzigem Bläuling ( Cupido argiades ), Rotklee-Bläuling ( Polyommatus semiargus ), Ampfer-Grünwidderchen ( Adscita statices ), Weißklee-Gelbling ( Colias hyale ), Wander-Gelb- ling ( Colias croceus ), Braunem Feuerfalter ( Ly­ caena tityrus ) und Lilagold-Feuerfalter ( Lycaena hippothoe ). Stetigkeiten Die am häufigsten nachgewiesene Art ist der in Baden-Württemberg in Feuchtlebensräumen weit verbreitete Schornsteinfeger ( Aphantopus hyperantus ). Er konnte in 52 % aller untersuchten Habitate nachgewiesen werden (Tab. 1). Der re- ale Wert dürfte noch höher liegen, da nur ein Teil der Habitate zur Flugzeit im Juni/Juli begangen wurde. Ähnlich häufig (44 %) wurde der Zitro- nenfalter nachgewiesen. An dritter Stelle (41 %) folgt der Rostfarbige Dickkopffalter ( Ochlodes sylvanus ). Weitere häufig nachgewiesene, un- gefährdete und in Streuwiesen zumindest rand- lich reproduzierende Arten sind beispielsweise Mädesüß-Perlmutterfalter ( Brenthis ino ) (33 %),

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