Carolinea 78
48 Carolinea 78 (2020) nestern, die mit L1-Raupen besetzt sind, kommt es zu Totalausfällen. Raupen aus Eiablagen an kräftigen, ledrig wirkenden Eschenblättern ha- ben manchmal Probleme, ein schützendes Ge- spinst anzufertigen. Dies scheint zu einer erhöh- ten Mortalität zu führen. Als potenzielle Fressfeinde konnten in den Nestern selbst nur Individuen des Gemeinen Ohrwurms ( Forficula auricularia ) festgestellt werden (Abb. 9). Bisher konnte nicht belegt wer- den, ob diese Art sich von den jungen Raupen ernährt. Da solche Gespinste häufig nur mit we- nigen Raupen besetzt sind, wäre dies aber denk- bar. Die Nutzung der Gespinste als Versteck bzw. Behausung ist dagegen eindeutig. Dies zeigt sich daran, dass man die Tiere auch in bereits verlassenen Gespinsten findet. Regelmäßig lassen sich Wanzen an den Rau- pengespinsten beobachten, die einzelne Raupen aussaugen. Hier ist besonders die Spitzbauch- wanze ( Troilus luridus , Pentatomidae) zu nennen (Abb. 10). Auch die Wanzenart Plagiognathus ar- bustorum aus der Familie der Weichwanzen (Mi- ridae) konnte beim Aussaugen von E . maturna - Raupen in der Kocher-Jagst-Region beobachtet werden. Im Steigerwald versuchte ein Exemplar einer Sichelwanzenart ( Himacerus sp. , Nabi- dae), eine L3-Raupe anzustechen, wandte sich aber letztlich von dieser ab. D olek et al . (2006) verweisen darauf, dass Wan- zen ihre vollständige Entwicklung auf Kosten eines Raupennestes machen können und bele- gen dies mit Funden von Exuvien der Nymphen in unmittelbarer Nähe zu Raupennestern. Als weiterer Prädator konnte eine nicht näher be- stimmte, netzbauende Spinnenart festgestellt werden. Im Spinnennetz verfingen sich mehrere Jungraupen aus dem benachbarten Raupenge- spinst. Darüber hinaus liegt ein einmaliger Fund zweier toter Jungraupen (L3-Kleid?) am Nestein- gang einer erdnestbildenden, nicht näher be- stimmten Ameisenart vor. Als Parasitoide sind insbesondere Raupenflie- gen (Tachinidae) der Gattung Erycia zu nennen. An Fundstellen in Südostbayern und dem an- grenzenden Salzburger Raum wurden häufiger Weibchen bei der Ablage von Eiern an die Ge- spinste beobachtet (Abb. 11). Hierbei handelt es sich zumindest teilweise um die Raupenfliege Erycia fatua (Tachinidae). Diese Art befällt spe- ziell Melitaea -Arten, sowie E. maturna (siehe T schorsnig 2017). In Finnland gilt die Art als be- deutender Parasitoid von E. maturna ( W ahlberg 1998). Am baden-württembergischen Standort Abbildung 11. Ein Weibchen einer Raupenfliege ( Ery- cia sp.) setzt Eier auf ein Raupengespinst. Österreich, Untersberg bei Salzburg. 5.8.2019. Abbildung 13. Erstmalig konnte ein Raupengespinst von E. maturna an Liguster in Baden-Württemberg (Ko- cher-Jagst-Region) nachgewiesen werden. 26.7.2020. Abbildung 12. Im Jahr 2020 konnten an mehreren Ge- spinsten Eier einer Raupenfliege ( Erycia sp.) in der Ko- cher-Jagst-Region in Baden-Württemberg festgestellt werden. 8.7.2020.
Made with FlippingBook
RkJQdWJsaXNoZXIy MjI1Mjc=