Carolinea 78
52 Carolinea 78 (2020) spinste auf mehrere Laubblätter verteilt. Die Anzahl der Raupen innerhalb der Gruppen va- riiert von einigen wenigen bis hin zu rund 100 Raupen (siehe Abb. 19). Auch Einzelüberwinte- rung lässt sich regelmäßig beobachten. In we- nigen Fällen ließen sich größere Raupenaggre- gationen feststellen, in denen sich die Raupen zusammenballten und, teilweise offenliegend, beispielsweise am Stammfuß von Jungeschen und nur mit wenigen Spinnfäden überzogen, den Winter verbrachten (Abb. 20). Hier können durch- aus über 100 Raupen oder mehr zusammen ein Überwinterungsnest bilden. S elzer (1918) berichtet gar von bis zu 1000 Raupen in einem Überwinterungsgespinst an einem Standort in Schleswig-Holstein. Es handelt sich hier dem Vernehmen nach um einen Einzelfund. Die ande- ren dort gefundenen Überwinterungsgespinste beinhalteten demnach lediglich 20-50 Raupen („in Erlenblättern“). F riedrich (1983) beschreibt in seinem Handbuch für Schmetterlingszucht, dass Überwinterungsgespinste auch von der vorausgegangenen Generation aufgesucht wür- den. Dabei entstünden Überwinterungsgespinste von bis zu 1000 Raupen. Unklar bleibt, ob dies Beobachtungen aus der Zucht oder dem Frei- land sind. Solch große Gespinste, die zudem mit vorjährigen Raupen besetzt sind, konnten vom Autor nie beobachtet werden. Eine große Rau- penansammlung von ca. 300 Raupen am Fuße einer Jungesche verteilte sich auf mehrere Über- winterungsgespinste, die sich zudem während der Diapause in Größe und Anzahl veränderten. Neben den größeren Raupenansammlungen überwintern manchmal auch einzelne Raupen und Kleingruppen mehr oder weniger offenlie- gend. Die Größe des zur Überwinterung aus- gewählten Laubblattes ist nur bedingt verant- wortlich für die darin befindliche Raupenanzahl. Raupen, die sich auf isoliert inWiesen stehenden Eschen entwickelt haben, finden beim Verlassen der Wirtsbäume wegen Fehlen der Laubstreu häufig keine geeigneten Laubblätter vor. In einem solchen Fall verkroch sich eine Raupe in einem Moospolster. Auch die Überwinterung in angefressenen Fichtenzapfen (Abb. 21) oder in leeren Schneckenhäusern (Abb. 22) konnte be- obachtet werden. Das Spektrum für potenzielle Überwinterungsorte ist vermutlich recht groß. In wenigen Fällen wurden Altgrashorste als Über- winterungsorte dokumentiert. In den grasreichen Waldlichtungen des Steigerwaldes verkrochen sich Raupen nahe der besetzten Esche tief in die Gräser bis an den Boden, um dort in mehr oder weniger großen Raupenaggregationen ein Über- winterungsgespinst anzulegen. Aus dem Salz- burger Land liegt eine Beobachtung des Autors vor, wie sich die Raupen zur Überwinterung in die Nadelstreu eingruben. Ein Vergraben in den oberen Erdschichten wurde dagegen noch nie festgestellt. Grundsätzlich versuchen die Rau- pen, sich möglichst schnell zu verkriechen und verhalten sich am Boden auffallend lichtscheu. Meist werden mehrere Laubblätter durch gleich- zeitig die Eschen verlassenden Raupengrup- pen besetzt. Seltener setzen sich auch Rau- pen zwischen flachen, übereinanderliegenden Blättern ab und verspinnen diese miteinander. In Einzelfällen wird das Gespinst bodennah di- rekt an den Stamm der zuvor besetzten Esche gesetzt (Abb. 23). Anhand einer weitestgehend offenliegenden Raupenaggregation konnte über Fotovergleiche erkannt werden, dass während der Überwinterungsphase sich das Gespinst in Abbildung 19. Größe von Überwinterungs- gespinsten nach der Anzahl der Raupen in ihnen. *Die Raupenzahlen von größeren Über- winterungsgespinsten sind geschätzt. Auf genaue Zählungen wurde wegen der da- mit verbundenen Stö- rung verzichtet. Anzahl der Überwinterungsgespinste 25 20 15 10 5 0 1 2-5 6-10 11-20* 21-50* ab 51* n = 63
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