Carolinea 78

M ayer : Der Eschen-Scheckenfalter Euphydryas maturna in Baden-Württemberg 57 Berchtesgadener Land) holzige Pflanzen bedeu- tender zu sein. In einer mit Frühjahrsraupen besetzten Waldlich- tung im Berchtesgadener Land (im April 2015) waren sämtliche Raupen an Jungeschen zu fin- den, um dort an den noch nicht aufgebrochenen Blattknospen zu fressen (auch im L4-Kleid). Am dort vorhandenen Bachbungen-Ehrenpreis ge- lang dagegen kein Nachweis. In Baden-Würt­ temberg stellt sich das Bild genau umgekehrt dar. An einer vergleichbaren Stelle findet man die Raupen nahezu ausschließlich an Bachbungen- Ehrenpreis, dagegen fast keine an Esche. Im Steigerwald wird auch nach der Überwinte- rung hauptsächlich die Esche von den Raupen genutzt ( D olek et al. 2013). Daneben spielen nach B olz et al. (2013) weitere Gehölze wie Liguster ( Ligustrum vulgare ), Schlehe ( Prunus spinosa ), Gewöhnlicher Schneeball ( Viburnum opulus ), Geißblatt ( Lonicera sp.), Zitterpappel ( Populus tremula ) und Salweide ( Salix caprea ) eine Rol- le. Dem Autor gelangen dort neben Funden an Esche (Abb. 29) auch solche am Kleinen Baldrian ( Valeriana dioica ) und Echtem Baldrian ( Valeria- na officinalis agg.). Das Angebot an potenziellen krautigen Fraßpflanzen ist im Steigerwald an vie- len mit Raupen besetzten Stellen relativ gering. Es konnten hier auch schon umherkriechende Raupen beobachtet werden, die offensichtlich auf der Suche nach Nahrung waren. Möglicherweise ist ein geringes Angebot an Futterpflanzen im Frühjahr an bestimmten E . maturna -Standorten ein limitierender Faktor für die Populationsgröße (siehe auch F reese et al. 2006). Nach B olz et al. (2013) werden bei Salzburg Spitzwegerich, Kleiner Baldrian und Liguster als Nahrungspflanzen genutzt. S chiller (2007) gibt für Sachsen verschiedene krautige Pflanzen und Gehölze (vor allem Spitzwegerich und Ehren- preis) als Nahrungspflanzen der Frühjahrsrau- pen an. F ischer (2017) nennt für das sächsische Vorkommen Esche und Efeublättrigen Ehren- preis ( Veronica hederifolia ). Für Populationen in Sachsen-Anhalt geben S chmidt & S chönborn (2017) noch Wachtelweizen ( Melampyrum sp. ) an. Als nicht gesichert werden hier die Angaben zu Weide ( Salix sp.), Gewöhnlicher Vogelbeere ( Sorbus aucuparia ) und Jelängerjelieber ( Lo- nicera caprifolium ) angeführt. Am ehemaligen Standort am Stuifen bei Schwäbisch Gmünd bevorzugten speziell die Raupen in den letzten beiden Stadien wiederum die Esche zur Nah- rungsaufnahme. Bei einer vom Autor dort durch- geführten Raupenkartierung am 6. Mai 1998 waren rund dreiviertel der erwachsenen Raupen an Esche, die übrigen an krautigen Pflanzen zu finden (v. a. Spitzwegerich). Direkt nach der Überwinterung fraßen auch hier einige Raupen an Efeublättrigem Ehrenpreis (z. B. am 5. April 2007, eigene Beobachtung). In der Kocher-Jagst-Region ist die mit Abstand am häufigsten nachgewiesene Nahrungspflanze der überwinterten L4-Raupen der Efeublättrige Ehrenpreis (Abb. 30). Die Pflanze tritt in Baden- Württemberg in drei Subspezies, ssp. hederifo- lia , ssp. lucorum , ssp. triloba auf ( P hilippi 1996); manche Autoren geben den Subspezies Artrang ( B omble 2015). Bei den Vorkommen im baden- Abbildung 29. Erwachsene Raupe von E. maturna im Steigerwald auf einer Jungesche sitzend. Selbst noch geschlossene Blattknospen dienen hier als Nahrung. Steigerwald, Umg. Bad Windsheim (Bayern). 23.4.2011. Abbildung 30. Raupen ernähren sich nach der Über- winterung häufig von Efeublättrigem Ehrenpreis ( Vero- nica hederifolia ). 18.3.2020.

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