Carolinea 78
58 Carolinea 78 (2020) württembergischen Habitat von E. maturna han- delt es sich weitestgehend um Veronica hederi- folia ssp. lucorum. Diese Pflanze treibt bereits im Winter aus und ist somit für die aktiv werdenden Raupen im zeitigen Frühjahr sofort verfügbar. Zu- dem wächst diese häufig an den Stellen, an de- nen auch die Raupenüberwinterung stattfindet. Beobachtungen von L4-Raupen an Esche liegen dagegen nicht vor. Während sich an anderen maturna -Standorten zumindest ein Teil der Rau- pen wahrscheinlich monophag an Esche entwi- ckelt (eigene Beobachtungen, vgl. auch D olek et al. 2013, F reese et al. 2006), ist dies für den Standort in Baden-Württemberg mit Sicherheit die absolute Ausnahme. Hier spielte die Esche für die Frühjahrsraupen in vielen Jahren nur eine untergeordnete Rolle. In wenigen Jahren gelan- gen dagegen auffallend viele Nachweise von er- wachsenen Raupen an Esche (z. B. 2013). Ein Teil der Raupen verhält sich am Standort in Baden-Württemberg nach der Überwinterung wahrscheinlich monophag (speziell solche an Efeublättrigem und Bachbungen-Ehrenpreis). Mit fortschreitendem Frühjahr kommen an einigen Stellen weitere potenzielle Fraßpflanzen dazu, was zum Umsiedeln einiger Raupen auf ande- re Wirtspflanzen führen kann. In den meisten Fällen handelt es sich dabei um Kräuter (siehe Tab. 1). Durch die dichter und höher werdende Krautschicht verliert der Efeublättrige Ehrenpreis wegen zunehmender Beschattung und begin- nender Welke der Pflanzen an Bedeutung und andere Nahrungspflanzen werden von den Rau- pen häufiger genutzt (Abb. 31-33). Im Jahr 2020 gelang der ungewöhnliche Fund dreier L6-Raupen an Feldsalat ( Valerianella sp.). Nicht sicher zuzuordnende Fraßspuren wurden an dieser Pflanze auch schon in den Jahren zu- vor entdeckt. Auffallend ist, dass bei den selten registrierten Fraßpflanzen meistens gleich meh- rere Raupen gefunden wurden, die nahe beiein- andersitzen, sich von diesen ernährten. Die Esche wird in den meisten Fällen erst wieder von Raupen im letzten Kleid besetzt (Abb. 34). In den vergangenen Jahren konnten überhaupt keine Funde mehr an Esche gemacht werden, obwohl Schößlinge und Jungeschen in unmittel- barer Nähe zu den Raupen wuchsen. Bisher nur wenige Funde wurden an Mittlerem Wegerich ( Plantago media , Abb. 32) und be- Tabelle 1. Fraßpflanzen der Postdiapause-Raupen in der Kocher-Jagst-Region seit 1992, gelistet nach Häufigkeit der Nachweise. Wirtspflanze Bemerkung Efeublättriger Ehrenpreis ( Veronica hederifolia ) Am häufigsten nachgewiesene Fraßpflanze (alle Raupenstadien) Spitzwegerich ( Plantago lanceolata ) Nachweise aus allen Jahren für alle Raupenstadien nach der Überwinterung Gemeine Esche ( Fraxinus excelsior ) Nachweise aus vielen Jahren, Raupen meist im letzten Stadium, zuletzt keine Funde mehr Bachbungen-Ehrenpeis ( Veronica beccabunga ) An wenigen Stellen für die Raupen verfügbar, dort regelmäßige Nachweise aller Raupenstadien Echter Baldrian ( Valeriana officinalis agg.) Nicht in allen Jahren als Wirtspflanze festgestellt, eher mäßige Bedeutung Mittlerer Wegerich ( Plantago media ) Meist Einzelnachweise, häufigere Nutzung in den letzten Jahren Zottiger Klappertopf ( Rhinanthus alectorolophus ) Nachweise einzelner Raupen aus mehreren Jahren Großer Wegerich ( Plantago major ) Wenige Einzelfunde Gamander-Ehrenpreis ( Veronica chamaedrys ) Wenige Einzelfunde Jelängerjelieber ( Lonicera caprifolium ) Mehrere Nachweise aus 2012 Feldsalat ( Valerianella sp.) Drei Nachweise aus 2020 Acker-Witwenblume ( Knautia arvensis ) Einzelnachweis aus 1996 Keine Nachweise liegen vor von folgenden im Habitat vorkommenden Pflanzen: Rote Heckenkirsche ( Lonicera xylosteum ), Salweide ( Salix caprea ), Liguster ( Ligustrum vulgare ).
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