Carolinea 78
62 Carolinea 78 (2020) im Entwicklungszyklus in Anpassung an die in letzter Zeit länger werdende Vegetationsperiode. 3.3 Verpuppung und Puppenstadium 3.3.1 Verpuppungsstrategien Die Verpuppung beginnt in günstigen Jahren be- reits Mitte April. Gewöhnlich suchen sich die Rau- pen helle Plätze für die Verpuppung aus. Die Vor- puppen sind durch die schwarz-gelbe Färbung meist leichter zu finden als die Puppen selbst. Die Puppe zeigt die typischen Merkmale einer Scheckenfalterpuppe. Die Grundfarbe der Stürz- puppe ist weiß mit orange-gelben und schwarzen Flecken. Die Ausprägung Letzterer variiert stark. An flechtenbewachsenen Stämmen (besonders an Esche) zeigt sie eine gewisse Tarnung (Abb. 36). Zur Verpuppung werden normalerweise Pflan- zenteile genutzt (Abb. 37-39), selten auch vom Menschen angebrachte Gegenstände wie Zaun- pfähle oder Straßenleitpfosten. ImHabitat der Ko- cher-Jagst-Region konnten die meisten Puppen an krautigen Pflanzen gefunden werden (Abb. 40). Die Zahl der Puppen an Sträuchern und Bäumen ist deutlich geringer. Nach bisherigen Erkenntnissen gehen die Raupen keine großen Wege, um einen Verpuppungsplatz zu finden. Häufig liegt der Verpuppungsplatz in unmittel- barer Nähe zu der zuletzt befressenen Pflanze. Im Jahr 2020 wurden an verschiedenen Tagen mehrere erwachsene Raupen an einem größe- ren Bestand von Bachbungen-Ehrenpreis beo- bachtet, an dem die Raupen fraßen. In nur we- nigen Zentimetern Abstand konnten dann nach Beendigung der Fresstätigkeit mindestens fünf Puppen an verschiedenen Gräsern und Kräutern gefunden werden, keine an den dicht stehenden Exemplaren des Bachbungen-Ehrenpreises. Die weiteste Entfernung einer dieser Puppen lag bei knapp einem Meter zum Ehrenpreisbestand. Die Exposition (Ausrichtung der Puppe dorsal) kann je nach Verpuppungsort eine wichtige Rolle spielen. Raupen, die sich an Stämmen von Bäu- men (etwa ab dem Stangenholzalter) verpup- pen, wählen fast immer eine südliche Exposition (Abb. 41). Je nach Lage des Baumes sind diese dann mehr oder weniger stark besonnt. An so- litär stehenden Gehölzen (häufig Esche) finden sich auch Puppen, die vollsonnig, praktisch ohne Beschattung, ausgerichtet sind. Findet die Ver- puppung dagegen an krautigen Pflanzen oder sehr dünnen holzigen Pflanzenteilen (Sträucher, Jungbäume, schmale Triebe älterer Bäume) statt, spielt die Exposition eine untergeordnete Rolle. Partielle Besonnung ist hier fast immer gegeben. Lediglich westexponierte Puppen sind Abbildung 39. An einer Jungesche angesponnene Pup- pe. 21.4.2011. Abbildung 40. Verpup- pungsorte in der Kocher- Jagst-Region aus neun verschiedenen Jahren (zwischen 2004-2020). n = 108 Kräuter, Gräser Sträucher, Jungbäume Bäume (Stangenholz, Baumholz) Anzahl Puppen 80 70 60 50 40 30 20 10 0
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