Forschung

Während sich die Erforschung der von Moosen, Flechten und Pilzen vorwiegend auf Baden-Württemberg, Deutschland und teilweise Mitteleuropa konzentriert, sind die Forschungsarbeiten im Bereich Gefässpflanzen und Ethnobotanik global und konzentrieren sich auf Gebirgs- und Mittelgebirgsregionen weltweit. Dabei ergeben sich mehrere Schwerpunkte.

Gefäßpflanzen, Moose und Flechten

Kulturlandschaft und Stadt

In Mitteleuropa sind nahezu alle Ökosysteme und Vegetationseinheiten entweder durch den Menschen überprägt (z. B. Forstwirtschaft statt Urwald) oder wurden sogar erst durch den Menschen geschaffen (z. B. gemähtes Grünland, Äcker und Gartenanlagen). Besonders deutlich zeigt sich der anthropogene Einfluss einerseits in unseren Städten: die Vorkommen von Pflanzen sind hier vielfach an sehr kleine, in der Nutzungsart und -intensität variable (Offen-)Flächen gebunden. Andererseits führt uns gerade auch die Kulturlandschaft, zusammengesetzt aus verschiedensten Grünland- und Ackertypen sowie Gehölzkulturen, das menschliche Wirken vor Augen. Und selbst so ursprünglich gebliebene Lebensräume wie die Regenmoore erfahren durch anthropogene Einflüsse – Entwässerung, Nährstoffeintrag aus der Luft u. ä. – nicht selten deutliche Veränderungen. Es ist deshalb an uns, den Einfluss der verschiedenen Faktoren zu erfassen.

Arten und Ökologie

Aufgrund der vielfältigen geologischen und ökologischen Gegebenheiten bietet Mitteleuropa eine recht artenreiche Flora. Die Artendiversität lässt sich auf verschiedenen Ebenen charakterisieren, was u. a. Anatomie, Funktion, Naturstoffchemie, Molekulargenetik und ökologische Anpassungen umfasst. Die dabei erhaltenen Daten sind relevant für viele Forschungsfelder. Neben der reinen Artbestimmung, d. h. der Identifizierung bestimmungsrelevanter Merkmale als Grundlage gehören dazu etwa Diversitäts- und Evolutionsforschung (Prozesse der Artbildung, bestimmungskritische Gruppen) und ökologische Themen von der Standortskunde bis zur Konkurrenzforschung. Ein weiterer sehr wichtiger Ansatzpunkt ergibt sich aus der Einschleppung und der bewussten Anpflanzung gebietsfremder Arten.

Vegetation und Naturschutz

Im Spannungsfeld zwischen ökologischen Gegebenheiten und nahezu überall wirksamen anthropogenen Einflüssen, zwischen ursprünglicher Natur und Nutzung entsteht das Pflanzenkleid um uns herum. Dabei wirk(t)en sich manche Nutzungsformen durchaus sehr positiv auf die Vielfalt aus, wie uns etwa die artenreichen und »bunten« Magerrasen eindrucksvoll zeigen. Übermäßige Nutzung, ebenso aber auch das Brachfallen wertvoller Flächen führen hingegen zum Verlust an Arten und Struktur. Mit verschiedenen Naturschutzmaßnahmen wird versucht, Diversität zu erhalten und gefährdete Arten zu fördern. Erfolgreiche Maßnahmen bedürfen eines wissenschaftlichen Fundaments – die Vegetationsanalyse beschreibt die geschichtliche Entwicklung der heutigen Pflanzendecke sowie rezente Prozesse und Zusammenhänge, während die Populationsbiologie die Vielfalt innerhalb von Gemeinschaften untersucht. Daraus ergibt sich eine Zusammenschau der wirksamen Faktoren, aus der sich Handlungsempfehlungen für Landwirtschaft und Naturschutzpraxis ableiten lassen.

 

Pilze und Algen

In der Mykologie werden Untersuchungen zur Ökologie und Verbreitung heimischer Pilzen spezifischer Habitate unter besonderer Berücksichtigung von Großpilzen anthropogener (urbaner) Standorte durchgeführt. Hierzu gehört auch die Erfassung der Karlsruher Pilzflora und ihre Veränderung in Zusammenarbeit mit der Arbeitsgruppe Pilze im Naturwissenschaftlichen Verein Karlsruhe.

Daneben wird taxonomisch-phylogenetische Forschung an Rost- und Brandpilzen sowie Echten Mehltaupilzen durchgeführt. Bei den obligat-phytoparasitischen Kleinpilzen werden natürliche und anthropogene Areale, ihre Ver- und Ausbreitung untersucht. Dabei gilt exotischen eingeschleppten Arten (Neomyceten) und ihrem Einfluss auf die Wirtspflanzen sowie der baden-württembergischen Rost- und Brandpilzflora das besondere Interesse.