Schutzkonzepte für zwei obligat myrmekophile Schmetterlingsarten

Enzian-Ameisenbläuling

Eier des Enzian-Ameisenbläulings an Kreuzenzian

Ginster-Bläuling

Raupe des Ginster-Bläulings an Besenginster mit Ameisen

Lebensraum des Ginster-Bläulings am Oberrhein

Das Projekt befasst sich mit Bläulingen, deren Vorkommen in Baden-Württemberg stark bedroht sind und die im Raupenstadium besonders enge Beziehungen zu Ameisen eingehen (Myrmekophilie). Dabei wird vor allem die Lebensweise der Raupen und ihre Beziehung zu den Ameisenpartnern in ihren natürlichen Lebensräumen untersucht. Durch das bessere Verständnis der Lebensraumansprüche soll es ermöglicht werden geeignete Schutzkonzepte zu entwickeln. Das von 2021 bis 2024 laufende Projekt wird von der Stiftung Naturschutzfonds Baden-Württemberg unterstützt und aus zweckgebundenen Erträgen der Glücksspirale gefördert (Proj.-Nr. 8831.21/546 91-2111GL).

Der Ginster-Bläuling (Plebejus idas) ist in Baden-Württemberg akut vom Aussterben bedroht (Rote Liste: 1), denn es existieren inzwischen nur noch zwei Vorkommen am Oberrhein zwischen Karlsruhe und Baden-Baden. In der Oberrheinebene fressen die Raupen an Besenginster (Cytisus scoparius). Die Ergebnisse des Projekts sind überraschend, da die Raupen im Gegensatz zu anderen Populationen dieser Art die Merkmale der fakultativen Myrmekophilie zeigen. Raupen wurden mit verschiedenen, nicht näher verwandten Ameisenarten angetroffen. Von weiter östlich vorkommenden, obligat myrmekophilen Populationen (z. B. Bayern) weicht die Lebensweise damit bedeutend ab. Dort besteht eine Assoziation mit ganz bestimmten Partnerameisen, während unterschiedliche Pflanzen (v. a. krautige Schmetterlingsblütler) als Raupennahrung dienen können. Im Sinne des Artenschutzes kann man beim Vorkommen am Oberrhein von einer separaten, besonders schutzwürdigen Einheit innerhalb einer Art sprechen („conservation unit“). Es besteht die Hoffnung, dass die neuen Erkenntnisse dazu beitragen diese Tagfalterart in Baden-Württemberg zu erhalten.

Beim Enzian-Ameisenbläuling (Phengaris alcon) leben die erwachsenen Raupen als Parasiten in den Nestern von Knotenameisen (Gattung Myrmica), wo sie von den Ameisen gefüttert werden. Die frühen Raupenstadien ernähren sich von den Samenanlagen von Enzianen, bei Populationen auf Halbtrockenrasen ist dies der Kreuzenzian (Gentiana cruciata). Im Projekt werden kleine, isolierte Vorkommen im Norden Baden-Württembergs (Tauberland, Bauland, Kraichgau, Heckengäu) untersucht. Es wurde dafür eine innovative Methode mit Schlupffallen entwickelt, um feststellen zu können, welche Myrmica-Arten als Wirte genutzt werden. Die ersten Ergebnisse deuten an, dass die Raupen überwiegend bei einer Hauptwirtsart, Myrmica sabuleti, leben, jedoch auch einige Falter aus den Nestern anderer Myrmica-Arten schlüpfen (Nebenwirtsarten). In der Naturschutzpraxis wurde für Trockenhabitate bisher meist Myrmica schencki als Hauptwirtsart angenommen. Da sich die Myrmica-Arten in ihren Lebensraumansprüchen unterscheiden, ergeben sich wichtige Erkenntnisse für die Biotoppflege zugunsten des Enzian-Ameisenbläulings, der in Baden-Württemberg stark gefährdet ist (Rote Liste: 2).

Liste der Mitarbeiter

Dr. Robert Trusch, Dipl.-Biol.

Dr. Robert Trusch, Dipl.-Biol.
Telefon: +49 721 175-2842
E-Mail: trusch@smnk.de