Forschungsschwerpunkte des Referates Paläontologie und Evolutionsforschung

Paläontologie und Evolutionsforschung sind zwar Forschungsgebiete, die stark aufeinander bezogen sind, doch verfolgen beide Disziplinen unterschiedliche Ziele. Die Paläontologie befasst sich mehr mit den fossilen Organismen verschiedener Zeitalter und unterschiedlicher Fundstellen. Die Evolutionsforschung dagegen rekonstruiert auf der Grundlage der paläontologischen Forschung die Veränderung von Tier- oder Pflanzengruppen durch die Zeitalter hindurch bis heute. Beide Forschungsrichtungen werden im Referat größtenteils mit Hilfe von Drittmittelprojekten abgewickelt. Dadurch ist trotz der Minimalbesetzung des Referats durch einen Wissenschaftler hochkarätige internationale Forschung mit Hilfe von Doktoranden und Gastforschern möglich. Es gibt regionale und überregionale Forschungsvorhaben, die nahezu alle international vernetzt sind. Die Forschungsinhalte und -ergebnisse gehen nicht nur in aktuelle Ausstellungen ein sondern auch in Lehrer- und Schülerfortbildungen und die universitäre Lehre am KIT. 

Eiszeit am Oberrhein

Die Eiszeitsammlung ist das umfangreichste Kontingent der paläontologischen Sammlungen. Das Material stammt aus nahezu dem gesamten Oberrhein, wobei die ältesten Stücke aus der Sammlung von Markgräfin Karoline Luise von Baden stammen. Die Eiszeitforschung wird nicht nur im Hause betrieben, vielmehr wird die Sammlung häufig von internationalen Gastwissenschaftlern aufgesucht. Ein besonders aktiver Sammlungsbereich umfasst das Material aus den Mauerer Sanden. Hier arbeiten wir eng mit der Exzellenzuniversität Heidelberg und den Verein Homo heidelbergensis von Mauer e.V. zusammen. Enge Verbindungen bestehen zur Universität von Heraklion, Kreta.

Die Erdneuzeit (Neogen) im Bereich am Oberrhein

Zwei badische Fundstellen aus der Erdneuzeit, dem Neogen, werden derzeit von uns und unseren Kooperationspartnern bearbeitet: Die Tongrube Unterfeld bei Rauenberg (Unteroligozän, 32 Mio Jahre) und die Fundstelle am Höwenegg (Obermiozän, 9 Mio Jahre). In beiden Fundstellen finden sich Fossilienvergesellschaftungen, die nicht nur Aussagen über Entwicklung einzelner Tiergruppen im Raum des heutigen Baden zulassen, sondern auch die Veränderung ganzer Ökosysteme im Zuge eines globalen Klimawandels während der Erneuzeit. 

Tongrube Unterfeld: Bereits in den 70er Jahren wurde die Tongrube im Rahmen eines DFG geförderten Forschungsprojektes von Prof. Lazlo Trunkó aufgenommen. Die Tone in der Grube wurden vor etwa 32 Mio Jahren nahe der Küste des oligozänen Rupelmeeres abgelagert, welches das Nordmeer mit der Paratethys (Urmittelmeer) im Süden über den Rheingraben verband. Der schwarze, blätterige Ton enthält zahlreiche zum Teil hervorragend erhaltene Fossilien. Fische stellen den Löwenanteil. Schnecken, Muscheln, Insekten aber auch Vögel, Schildkröten und Säugetiere gehören zu den Seltenheiten. Pflanzenreste sind häufig. Die Grube wurde durch die Stadt Rauenberg für künftige Grabungen gesichert. Die Grabungen werden derzeit hauptsächlich von ehrenamtlichen Mitarbeitern betrieben, namentlich dem Ehepaar Oechsler.

Höwenegg: Die miozäne Fundstelle Höwenegg (MN 9) bei Immendingen im Hegau ist vor allem durch ihre Vielzahl an kompletten Antilopen-, Pferde- und Nashornskeletten, die in See-Sedimenten in einem vulkanischen Kontext gefunden wurden, bekannt. Weitere Säugetierarten, darunter verschiedene Raubtiere, Krallentiere (Chalicotherien) und Elefantenverwandte, sind durch isolierte Zähne und Knochen vertreten. Die Fundstätte liefert darüber hinaus u.a. Überreste von Reptilien (insbesondere Schildkröten), Schnecken und anderen Wirbellosen, sowie vielfältige Pflanzenteile. Nach den klassischen Grabungen in den 1950er und 1960er Jahren werden die Ausgrabungsarbeiten seit 2003 wieder jährlich fortgeführt.

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Dr. Kimmig arbeitet auf der Taxonomie von Wirbellosen aus dem frühen Paläozoikum.