Gefässpflanzen, Flechten und Moose Baden-Württembergs - Taxonomie, Verbreitung und Nutzung

Für das Referat Botanik am SMNK steht auch die Erforschung der heimischen Pflanzen und Pilze an vorderer Stelle. Diese Arbeiten haben seit Jahrzehnten zur wissenschaftlichen Erforschung Baden-Württembergs beigetragen und fanden ihren Niederschlag in einer Vielzahl umfangreicher Buchwerke.

 

Bereits 1987 erschien das Werk "Flechten Baden-Württembergs", gefolgt von einer Neuauflage 1995, als Gesamtdarstellung aller Flechten im Land, mit Verbreitungskarten und vollständigen Gattungsdiagnosen, Bestimmungsschlüsseln für sämtliche Arten, und Daten über Ökologie, Verbreitung und Gefährdung aller im Südwesten Deutschlands und weit darüber hinaus vorkommenden Flechtenarten. Das Artenschutzwerk "Farn- und Blütenpflanzen Baden-Württembergs" in acht Bänden folgte 1990. Das Werk beschrieb alle wildwachsenden Farn- und Blütenpflanzen Baden-Württembergs mit ihren Merkmalen, Ökologie, Verbreitung und Schutzbedürftigkeit, und enthielt für jede Art eine Verbreitungskarte. In den Jahren 2000-2005 erschien dann die dreibändige Reihe "Moose Baden-Württembergs", und "Die Großpilze Baden-Württembergs", erschienen zwischen 2000-2010, schlossen das Inventar der Pflanzen und Pilze im Land ab. Viele der erschienenen Bände sind inzwischen vergriffen, oder nur zu exorbitanten Preisen antiquarisch erhältlich.

 

Während alle Werke eine herausragende Übersicht zu Taxonomie, Ökologie, Verbreitung und Gefährdung der behandelten Arten geben, fehlen jedoch jegliche Angaben zur Nutzung. Dies ist umso bedauerlicher, da wir inzwischen, mehr über Pflanzen  weltweit, z.B., im Kaukasus, den Himalayas und den Anden wissen, als im Schwarzwald oder der Adelegg.

 

Dem soll abgeholfen werden. Unser neues Projekt "Gefässpflanzen, Flechten und Moose Baden-Württembergs - Taxonomie, Verbreitung und Nutzung" wird in den kommenden Jahren versuchen Information über historische, rezente und potenzielle zukünftige Nutzung ("lokales undtraditionelles Wissen") aller Gefässflanzen, Flechten und Moosarten in Baden-Württemberg zusammenzutragen.

 

Warum ist das wichtig?

Die Aufnahme traditionellen Wissens in das Übereinkommen der Vereinten Nationen über die biologische Vielfalt (1992) war ein grundlegender Meilenstein sowohl für die Anerkennung seines Wertes und seiner Bedeutung als auch für die Verdeutlichung seiner engen Beziehung zum Schutz und zur Nutzung der biologischen Vielfalt. Dieses Übereinkommen erkennt die enge Abhängigkeit an, die indigene und lokale Gemeinschaften mit biologischen Ressourcen haben, und legt fest, dass die Vertragsparteien traditionelles Wissen, das für die Erhaltung und nachhaltige Nutzung der biologischen Vielfalt relevant ist, respektieren, bewahren und fördern müssen.

 

Traditionelles Wissen wird als Informationsquelle für die Gestaltung von Umweltpolitiken im Zusammenhang mit Biodiversität angesehen. So werden im Rahmen der Intergovernmental Scientific-Policy Platform on Biodiversity and Ecosystem Services (IPBES) wissenschaftliche Erkenntnisse mit Daten von traditionellem Wissen ergänzt, um Maßnahmen zur Erhaltung und nachhaltigen Nutzung der Biodiversität effektiver, verständlicher voranzutreiben. Hierzu sollte die Erstellung von Bestandsaufnahmen traditionellen Wissens zur Biodiversität breit gefördert werden.

 

Unser geplantes Inventar des traditionellen Wissens über die Biodiversität konzentriert sich auf traditionelles Wissen über Baden-Württembergs pflanzliche wilde Biodiversität. Das Inventar sammelt zuvor veröffentlichtes traditionelles Wissen aus Werken, in denen das Wissen durch direkte Datenerhebung erfasst wurde, z.B. durch Interviews vor Ort mit lokalen Teilnehmer*innen. Traditionelles Wissen ist dynamisch und hat diffuse Grenzen, d.h. es entwickelt sich immer weiter. Um Wissen zu bewahren, ist es dringend erforderlich, die Weitergabe von traditionellem Wissen an neue Generationen zu fördern.

 

Liste der Mitarbeiter