Forschung im Referat Zoologie

Die Fülle der wissenschaftlichen Herausforderungen und Aufgaben mit zwei festangestellten Wissenschaftlern zu bearbeiten, macht es unumgänglich Drittmittel für die Forschung einzuwerben, mit denen weitere qualifizierte wissenschaftliche und technische Mitarbeiter eingestellt werden können. Die Abteilung Biowissenschaften ist damit seit vielen Jahren sehr erfolgreich und kann auf diese Weise zusätzlich zu den Festangestellten ständig zwei bis drei weitere Wissenschaftler in der Zoologie beschäftigen. 

Die meisten Untersuchungen und Projekte gehören in den Bereich Biodiversitätsforschung. Viele Fragestellungen der einzelnen Schwerpunkte sind eng miteinander verknüpft. 

Arten(vielfalt) der Spinnentiere in den Tropen

Bereits seit 1960 wurden von Prof. Ludwig Beck, dem ehemaligen Abteilungsleiter der Zoologie Pionierarbeiten zur Bodenfauna (Hornmilben, Spinnentiere) in Amazonien durchgeführt.
Von 1987 bis 1999 hat Dr. Hubert Höfer über die Ökologie von Spinnentieren in verschiedenen Waldformationen im brasilianischen Amazonasgebiet gearbeitet. Zusammen mit brasilianischen Kollegen hat er über 30 Spinnenarten neu beschrieben und Hunderte neue Arten gesammelt.
Von 2005 bis 2009 wurde die Diversität der Spinnen in Küstenwäldern im Süden Brasiliens im Rahmen des SOLOBIOMA – Projekts in zwei Doktorarbeiten untersucht.

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Artenvielfalt der einheimischen Tiere

Viele Mitarbeiter haben im Laufe der Jahre die einheimische Fauna mit Schwerpunkt in Baden-Württemberg erfasst, meist im Rahmen der von Prof. Beck geleiteten bodenzoologischen und ökologischen Projekte. Daraus resultieren umfangreiche Kenntnisse, Datenbestände und Sammlungen zu Springschwänzen (Collembola), Fadenwürmern (Nematoda), Regenwürmern (Lumbricidae), v.a. aber Hornmilben (Oribatida) und Spinnen (Araneae).

Die Spinnen Süddeutschlands werden seit vielen Jahren von Dr. Höfer mit Unterstützung von wissenschaftlichen Volontären gesammelt, zuletzt auf einer Alpe im Allgäu, im Nordschwarzwald, in den einzigartigen Sandgebieten der Oberrheinebene und am Alten Flugplatz mitten in Karlsruhe. In enger Kooperation mit Arbeitsgruppen an den Naturkundemuseen in Stuttgart, Bonn, Görlitz und München werden Daten zu einheimischen Tiere in öffentlich verfügbaren Datenbanken erfasst und neue Methoden der Identifikation, z.B. anhand des genetischen Fingerabdrucks (Barcoding) entwickelt.

Diversität und Funktion von Bodentieren

Bodentiere wie Regenwürmer, Springschwänze und Hornmilben haben eine Schlüsselrolle beim Abbau abgestorbener pflanzlicher und tierischer Biomasse, dem Streuabbau. Durch ihre Aktivität werden die Bodenfruchtbarkeit und die Nährstoffkreisläufe erhalten, von denen letztlich auch der Mensch abhängt. Sie erbringen also eine wichtige Ökosystem-Dienstleistung.

Die Vielfalt, Siedlungsdichte, Aktivität und Funktion der Bodenfauna wird seit vielen Jahren sowohl in einheimischen als auch in tropischen Wäldern und Agrarsystemen untersucht.

In vielen Untersuchungen (z.B. UBA-Projekt) geht es auch um den Aspekt der Indikation bestimmter Zustände eines Ökosystems und der Standortbedingungen durch bestimmte Arten oder Artengruppen, eine Fragestellung von zunehmend weltweiter Beachtung.

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