Moose - Leben im Paradies und unter Extrembedingungen
Was sind Moose? Welche Gruppen von Moosen gibt es und wie unterscheiden die sich voneinander in Wuchsform, Farbe und Standort? Ist es schlimm, wenn Moose in meinem Garten oder an einem Baum wachsen? Dies und weitere Informationen werden Sie in diesem Artikel erfahren.
Wenn Sie noch mehr zu diesem Thema wissen wollen, finden Sie weiterführende Quellen im Literaturverzeichnis.
- Autor: N. Wehner; Bundesfreiwilliger in der Botanik -
Allgemeines
Moose sind die ursprünglichsten Landpflanzen.
Sie sind in erster Linie Pflanzen, deren Blätter wie von Bäumen meistens grün sind. Dafür ist der Inhaltsstoff Chlorophyll verantwortlich, der bei der Fotosynthese wichtig ist. Die einzelnen Bestandteile (Stämmchen, Äste, Blätter,…) der Moose sind ein bis wenige Zellen dick, wobei das Moos sich in die Höhe und vor allem in die Breite (siehe Bild 2) ausdehnen kann. Sie besitzen keine Wurzeln und die meisten Strukturen sind für die Wasseraufnahme, die innerhalb weniger Sekunden möglich ist, bestimmt.
Moose sind sehr an ihren momentanen Lebensraum angepasst und sind daher gegenüber sich verändernden Umweltbedingungen äußerst empfindlich (siehe Moos als Indikator). So schnell wie sie Wasser aufnehmen können, verlieren sie es auch wieder, da ihnen verschiedene Strukturen wie die Kutikula (letzte Zellschicht bei Blättern) und Wachsschichten fehlen, die ein schnelles Austrocknen beispielsweise bei Bäumen verhindern. Diesen ausgetrockneten Zustand können Moose im Vergleich zu anderen Pflanzen sehr lange überleben und bei erneuter Befeuchtung wieder “lebendig“ erscheinen, um sofort mit der Fotosynthese zu beginnen. Ein Beispiel wie sich ein Moos verändert, wenn es nass wird, können Sie den Bildern 5-7 entnehmen. Das Becher-Goldhaarmoos gehört zu den Laubmoosen.
Viele Moose sind darauf angepasst innerhalb kurzer Zeit viel Wasser aufzunehmen, überlebenswichtige Ressourcen zu gewinnen und wieder in den Übergangszustand als vertrocknetes Moos zu verfallen. Ein typisches Beispiel dafür sind Torfmoose (Sphagnum). Wie wichtig Torfmoose für das Ökosystem sind, lesen die in der Spalte ,,Torfmoose'' oder im Artikel über Moore.
Die Vermehrung der Moose:
Die Moose vermehren sich einerseits sexuell, andererseits vegetativ.
Die sexuelle Fortpflanzung geschieht durch das Ausstreuen von Sporen, die in Kapseln gebildet werden, welche Sie in Bild 1 sehen können. Die Befruchtung der Eizelle erfolgt durch schwimmende männliche Keimzellen (Spermatozoide), weshalb Wasser in der Umgebung vorhanden sein muss. Aus der befruchteten Eizelle wächst die Kapsel heraus. Die Kapsel wird auch als Sporophyt bezeichnet, welcher nach der Freisetzung der Sporen wieder abstirbt. Wenn es die letzten Tage nicht geregnet hat, platzen die Kapseln auf und setzen die Sporen frei. So ist sichergestellt, dass die Sporen weit fliegen.
Die vegetative Vermehrung basiert auf der Eigenschaft der Moose, sich aus kleinsten Pflanzenteilen regenerieren zu können. Aus Bruchstücke z.B. von Blättern erwächst so wieder eine vollständige Moospflanze, die allerdings genetisch identisch mit der Mutterpflanze ist (Klon). Viele Moosarten bilden überdies spezialisierte Brutkörper, die z.B. vom Wind oder durch Insekten ausgebreitet werden und an neuen Standorten anwachsen können.
Laubmoose
Wie der Name schon sagt, besitzen Laubmoose Blätter bzw. besser gesagt blattartige Organe. Diese können sowohl sowohl am Stämmchen als auch an den Ästen sitzen. In Bild 8 sehen Sie den Aufbau der Laubmoose anhand des Gemeinen Grünstängelmooses (Scleropodium purum). Der Aufbau ist in den Grundzügen mit einem Baum vergleichbar. Mit dem Unterschied, dass Laubmoose, von einzelnen Ausnahmen abgesehen, bis zum Stämmchenansatz beblättert und teilweise beastet sind. Ausnahmen sind bspw. das Bäumchenartige Palmenmoos (Climacium dendroides) in Bild 9 oder das Fuchsschwanz-Bäumchenmoos (Thamnobryum alopecurum) in Bild 10. Diese besitzen nur gegen Ende des Triebes Äste und ähneln eher einem kleinen Baum.
Die einzelnen Arten zeigen auch Unterschiede in der Wuchsform. Einige Moose wie das Zypressen-Schlafmoos (Hypnum cupressiforme) in Bild 2 und 3 kriechen auf dem Untergrund, während andere ein aufrechtes, stabiles Stämmchen aufweisen (Bild 8-10). Zudem variiert auch die Wuchsform einzelner Individuen einer Art von Standort zu Standort (Bild 2 und 3). Auch die Farbe einer Art kann variieren. Dies hängt vom Standort ab, ob das Moos an einem sonnigeren (dunklere Färbung) oder schattigen Standort (hellere Färbung) wächst und welche Stoffe im Boden vorhanden sind. Dass es auch anders sein kann, zeigt das Alpen-Birnmoos (Bryum alpinum), welches an schattigen Stellen grün und an sonnigeren rot erscheint. In jedem Fall übernimmt die veränderte Färbung eine wichtige Funktion, wodurch an sonnigeren Standorten das Sonnenlicht mehr reflektiert und an schattigen mehr absorbiert wird, um die Wasserverdunstung zu verringern.
Die Beblätterung ist wie bei Bäumen von Art zu Art unterschiedlich. Die Form der Blätter hat auch immer eine Funktion. Um die Verdunstung zu reduzieren, rollen sich die Blätter ein und entfalten sich sobald frisches Wasser in die Zellen eindringt (Bild 6). Die Blätter können beispielsweise dreieckig, schmal langestreckt oder am Blattrand gesägt sein. Um die Wasseraufnahme zu beschleunigen, leiten manche Moose ihr Wasser nicht nur von den Blättern in das Stämmchen und in andere Blätter, sondern außen am Stämmchen bis in die Spitzen des Triebes. Dies erfolgt über winzig kleine ein- bis wenigzellige Strukturen, die sogenannten Paraphyllien. Man kann sich diese wie kleine Fäden vorstellen, die am Stämmchen verlaufen und das Wasser emporsaugen. Hierfür sind die Kapillarkräfte verantwortlich. In Extremfällen kann das Moos nur an einer Stelle im Wasser liegen und trotzdem überall benässt sein. Die Kapseln, in denen die der Ausbreitung dienenden Sporen gebildet werden, sind ein weiteres Bestimmungsmerkmal (sind in Bild 1 zu sehen). Da diese allerdings so winzige Unterschiede aufweisen, wird hier nicht näher darauf eingegangen.
Eine interessante Unterklasse der Laubmoose sind zudem die Torfmoose (Sphagnum), über die Sie in ,,Torfmoose'' und Moore mehr erfahren können.
Torfmoose
Das Moos, dessen größter Feind der Mensch ist.
In den nährstoffarmen, sauren Mooren dominieren die Torfmoose, die eine Unterklasse der Laubmoose sind. Da sie beständig wachsen und neue Moosteppiche bilden, überdecken sie das darunterliegende abgestorbene Pflanzenmaterial und verdichten es so. Unter diesem natürlichen Luftabschluss bildet sich Torf. Er besteht somit überwiegend aus abgestorbenem Material der Moospflanzen. Durch weitere Prozesse (so etwa dem von Torfmoosen betriebenen Ionenaustausch) wird der Standort immer saurer, bis Torfmoosarten die vorherrschenden Pflanzen sind. Sie schalten damit selbst jede Konkurrenz zu anderen Pflanzen aus. In Bild 11 sehen Sie eine recht häufige Torfmoosart in Süddeutschland, die nährstoffreichere Standorte besiedelt. In Bild 12 eine Moosart, die sowohl in feuchten Wäldern (Foto entstand in Schweden) als auch in Sümpfen und Mooren zu finden ist.
Infos über Moore, Torfabbau und seine Folgen sowie über das größte Moorgebiet Südschwedens (Bild 13) finden Sie unter Moor und Torf.
Niedermoor (auch: Grundwassermoor):
Dies sind Moore, deren Wasser überwiegend aus dem Boden- und Grundwasser stammt. Daher bilden sie sich nur dort, wo das Grundwasser in Bodennähe oder über dem Boden steht. Das Weingartner Moor ist auch ein Niedermoor. In stehenden Gewässern bildet sich so, durch absinkende Pflanzenreste, eine immer dicker werdende Schicht. Wenn zudem das Wasser sauerstoffarm ist, können die Pflanzenreste nicht oder nur teilweise zersetzt werden, sodass diese Schicht immer dicker und verdichteter wird. Es entsteht Torf. Im Unterschied zu den Hochmooren ist ein Niedermoor weniger sauer (oder auch basisch) und meist auch recht nährstoffreich, wodurch weitere Pflanzenarten diesen Lebensraum besiedeln können. Sogar Bäume wie Erlen und Weiden können in Niedermooren vorherrschend sein. Torfmoose dagegen halten sich eher zurück.
Hochmoor (auch: Regenwassermoor):
Dies sind Moore, deren Wasser überwiegend bis gänzlich aus dem Niederschlag stammt. Das Grundwasser ist nicht beteiligt. Dementsprechend können sie sich nur dort über längere Zeit bilden und hohe Torfschichten aufbauen, wo gleich bleibende nasse Bedingungen (kleine Moorgewässer können sich bilden) mit maximal kurzen Trockenperioden, einer nicht zu kurzen Vegetationszeit und mittleren Temperaturen vorherrschen. Diese Moore werden von der Gattung Torfmoos (Sphagnum) gebildet. Diese Moose saugen sich mit Wasser voll, wobei sie das 20‑fache und mehr ihres Eigengewichts an Wasser aufnehmen. Sie besitzen große tote Wasserspeicherzellen, deren Außenwände mit Poren versehen sind. So können sie im Gegensatz zu den anderen Moosgruppen Wasser länger speichern. Die dichte Stellung der Seitenzweige und der Polsterwuchs begünstigen das Wasserhaltevermögen (Verdunstung wird verringert). Außerdem wird die aufrechte Wasserleitung durch die enganliegenden Seitenäste verstärkt, die wie ein Docht wirken (Kapillarkräfte). Die Moose werden nur langsam zersetzt, was der Torfbildung entgegenkommt.
Lebermoose
Die zweite Gruppe der Moose bilden die Lebermoose.
Woher kommt der Name überhaupt? Sieht man sich thallose Lebermoose wie das Brunnenlebermoos (Marchantia polymorpha) an, soll man angeblich Ähnlichkeiten zu der dreilappigen Form einer Leber erkennen. Zur Zeit des Mittelalters wurden diese Moose als Heilpflanze genutzt, da man gemäß der Signaturenlehre Ähnliches mit Ähnlichem bekämpfen wollte. In dem Falle Leberbeschwerden. Der Begriff Lebermoos wurde dann auch auf die foliosen Lebermoose übertragen.
Die Lebermoose werden nach thallosem und foliosem Aufbau unterschieden.
Thallose Lebermoose:
Besitzen keine Blätter, sondern gabelige/lappige Verzweigungen, die in der Gesamtheit Thallus genannt werden (Bild 14). Diese Triebe besitzen in der Mitte einen Zentralstrang (Bild 15). Der gesamte Spross kann grün erscheinen und wirkt auf den Betrachter eher wie ein Blatt mit mehreren Abzweigungen. Der Thallus kann bei einem Lebermoos, ähnlich wie bei den Blättern eines Laubmooses, unterschiedliche Formen annehmen. Diese reichen von einer glatten, gleichmäßig, schmalen Struktur, wie in Bild 14 zu sehen, bis zu gewellten, gekräuselten oder sogar blattartig gelappten Formen.
Foliose Lebermoose:
Besitzen einzellschichtige Blätter ohne Leitgewebe (was bspw. die Blätter von Kräutern und Bäumen haben), welches der Wasserversorgung bis in die Blattspitzen dient. Bei den Lebermoosen kann die Struktur vorhanden sein, ist aber funktionslos. Das Wasser strömt bei den Lebermoosen von Zelle zu Zelle und direkt aus der Umgebung in die Zellen hinein (besitzen keine Abschlussschichten wie die Kutikula). Außerdem fehlt den Blättern immer eine Rippe (bei Laubmoosen kann diese ausgebildet sein). Eine Blattrippe verläuft längs in der Mitte des Blattes, von Blattgrund bis Blattspitze (sieht aus wie der Zentralstrang in Bild 15). Die Blattrippe kann aber auch mitten im Blatt enden. Sie dient unter anderem der Stabilisierung des Blattes und enthält Speicherzellen für die Produkte der Fotosynthese (Stärke/Zucker). Die Blätter folioser Lebermoose sehen oft fleischig aus. In Bild 16 sehen Sie das Gewöhnliche Kratzmoos (Radula complanata). Gut zu erkennen sind die einzelnen Blätter, die wie Fischschuppen angeordnet sind.
Hornmoose
Sie sind wie die thallosen Lebermoose aus einem weitgehend ungegliederten, nicht in Stämmchen und Blätter differenzierten Thallus aufgebaut. Der Pflanzenkörper (Gametophyt) wird nur wenige Zentimeter groß und bildet flache und am Rand gelappte Thalli (plural von Thallus) aus. Im Unterschied zu Laub- und Lebermoosen besitzen diese Moose Spaltöffnungen am Gametophyten (Laub- und Lebermoose bilden diese sehr häufig an den Kapseln aus). Dies sind kleine Öffnungen an der Blatt- und Pflanzenoberfläche, die Wasser aufnehmen aber auch abgeben können, um die Zellen immer ausreichend mit Wasser zu versorgen. Der Pflanzenkörper der Hornmoose ist zudem mehrschichtig dick. Im Gegensatz zu Laub- und Lebermoosen besitzen die Zellen meistens nur einen großen Chloroplasten, weshalb sie von der Abstammung her eher in Richtung Grünalgen tendieren. Durch weitere strukturelle Unterscheide, dem einfachen Bau des Thallus, scheinen die Hornmoose sehr urtümlich.
Die Hornmoose sind mit den Gefäßpflanzen am nächsten verwandt und somit unter den Moosen die am weitesten fortschrittlich entwickelte Gruppe, auch wenn es makroskopisch nicht erkennbar ist.
Warum die Hornmoose so heißen, liegt nicht am Gametophyt, sondern am Sporophyt. Dies sind die Strukturen (Sporenkapseln), die die Sporen beinhalten und produzieren. Namensgebend ist die Form dieses Sporophyten, der hornförmig aus dem eigentlichen Mooskörper hervorsteht. Nachdem die Sporen freigesetzt wurden, verschwinden die ‘‘Hörner‘‘ wieder und es sieht auf den ersten Blick wie ein Lebermoos aus.
Ein interessanter Fakt ist noch, dass die Hornmoose zu der artenärmsten Moosgruppe gehören. Weltweit existieren ca. 400 verschiedene Hornmoos-Arten, während es über 4500 Lebermoos- und 10000 Laubmoos-Arten gibt (Frahm, 2001).
Moos als Indikator
Unter den Moosen gibt es sowohl Arten, die an fast jedem Standort zurechtkommen (wie das Zypressen-Schlafmoos) als auch Arten, die sich auf einen Standort spezialisiert haben und sich nur unter perfekten Bedingungen ausbreiten können. Solche Arten können sehr gut als Indikator für Inhaltsstoffe in der Luft und im Boden genutzt werden. Das Sparrige Torfmoos (Bild 11) kann als Indikator für nährstoffreiche Böden verwendet werden. Die Wuchsform variiert je nach Standort und die Moose reagieren schnell auf veränderte Umweltbedingungen.
Aber auch Inhaltsstoffe der Luft und des Niederschlages lassen sich durch Moose bestimmen. Sie lagern alle Stoffe aus dem Regen und dem Bodenwasser in ihre Zellen ein, wie beispielsweise Schwermetalle. Das Zypressen-Schlafmoos nimmt besonders gut Schwermetalle auf, falls welche vorhanden wären. Sie sind in der Lage diese in so hoher Konzentration zu speichern, dass sie für andere Pflanzen giftig oder tödlich wären. In verschmutztem Wasser verschwinden Wassermoose stellenweise, völlig oder werden geschädigt. Schwermetalle belasten Wassermoose trotzdem nicht. In Gebieten mit hoher Luftverschmutzung fand man keine epiphytischen Moose. Dies sind Moose, die bspw. an der Rinde von Bäumen wachsen und nur Wasser aus der Luft aufnehmen. Je geringer die Verschmutzung wurde, desto mehr Moose wuchsen wieder und breiteten sich aus. In den 70-er Jahren, verursacht vor allem durch den Sauren Regen, gab es im Ruhrgebiet so gut wie keine epiphytischen Moose. Seit 1998 wurden sie wieder häufiger. Zu den Epiphyten gehört bspw. Orthotrichum affine, welches äußerlich ähnlich wie O. cupulatum (siehe Bild 5-7) aussieht, sich aber im Feinbau von O. cupulatum unterscheidet.
Je nachdem, welches Moos wo und wie wächst, lassen sich Rückschlüsse auf Verschmutzungen oder besonders gute Umweltbedingungen ziehen.
Vorteile für das Ökosystem
Moose können ein Vielfaches ihres eigenen Gewichtes an Wasser speichern. Bei starkem Regen können sie so einen Teil des Wassers zurückhalten und geben es erst später kontrolliert an die Umgebung ab. Ein Moor oder eine große Ansammlung von Moosen kann so eine Überschwemmung mindern!
Zudem binden Moore im Torf große Mengen an Kohlenstoffdioxid zeitlich unbegrenzt. So wird der Treibhauseffekt gemildert. Daher ist es für die Umwelt umso schädlicher, Torf abzubauen und zu verbrennen. Weitere Überbleibsel des Torfes sind Steinkohle und Braunkohle. Dies sind ebenfalls unter hohem Druck und Hitze zusammengepresste Pflanzenreste gewesen. So gesehen nutzen wir die Produkte von prähistorischen Mooren als Brennstoff.
Nicht zu vergessen, stellen Moose einen eigenen Lebensraum für kleine Tiere dar. Laut dem Artikel auf Swissbryophytes wurden in einem Quadratmeter Moos bis zu 60.000 Tierchen gefunden. Auch Vögel nutzen die weichen Pflanzenstrukturen für ihre Nester und selbst der Mensch verwendete früher und teilweise immer noch einzelne Moose um Matratzen zu füllen. Beispielsweise Hypnum jutlandicum (Bild 4). Zu Deutsch Jütländisches Schlafmoos. Oder das bei uns ebenfalls heimische Zypressen-Schlafmoos (Hypnum cypressiforme) in Bild 2 und 3. Eines der bei uns häufigsten Waldmoose.
Hinweis
Entfernen Sie also bitte nicht sofort jedes Moos, was Sie in ihrem Rasen oder Garten finden. Falls Sie dennoch den Moosbewuchs aus ihrem Rasen entfernen wollen, vertikutieren Sie den Rasen oder kratzen ihn mit einer Harke aus der Grasnarbe. Greifen Sie nicht zu einem Moosvernichter wie Eisendünger, der für den Menschen stark giftig und gesundheitsschädlich ist.
Gefährdung und Schutz
Gefährdung:
Moose sind vor allem durch die Zerstörung des Lebensraumes gefährdet. Wie Moose, die an lebenden Gehölzen (epiphytische Moose) oder auf Totholz wachsen. Durch die Land- und Forstwirtschaft geht deren Population zurück. Außerdem aufgrund der Bebauung von Feuchtgebieten und der Absenkung des Grundwasserspiegels. So verschwinden Moosarten, die auf nasse und feuchte Gebiete angewiesen sind. Auch Wasserverschmutzung trägt dazu bei.
Schutz:
Die Verbesserung der Luftqualität hatte zur Folge, dass die Vorkommen der epiphytischen Moose wieder zugenommen haben. Von den 1154 in Deutschland bekannten Moosarten gelten 54 als ausgestorben, 28 als vom Aussterben bedroht, 104 als stark und 203 als gefährdet (Willig 2021: Moose). Auch wenn der Anteil dieser gefährdeten Arten nicht hoch erscheint, nimmt trotzdem die Artenvielfalt über die Jahre ab und es kommen weitere gefährdete Arten hinzu.
Der Schutz der Arten erfolgt in einigen Ländern ‘‘ungewollt‘‘, da nur ein Gebiet geschützt wird, wo unter anderem diese Moosarten vorkommen. Primär werden hier aber nicht die Moose geschützt.
In Deutschland sind seit 2005 alle Arten von Hylocomium (Etagenmoos), Leucobryum (Polstermoos) und Sphagnum (Torfmoos) geschützt. Dementsprechend ist es verboten diese Arten zu schädigen oder aus der Natur zu entfernen. Die Gründe sind unterschiedlich. Hylocomium und Leucobryum sind von der Häufigkeit her nicht unbedingt selten, allerdings werden diese häufig für Deko verwendet, weshalb die Population ohne Schutz bedroht wäre. Von Leucobryum kommen in Deutschland von den weltweit 83 Arten nur 2 Arten vor und von Hylocomium von weltweit zwei nur eine Art (Hylocomium splendens). Sphagnum-Populationen sind für die Bildung von Moore und Torf verantwortlich und bilden somit ein wichtiges Naturbiotop für zahlreiche Arten und stellen einen wichtigen CO2-Speicher dar. Weitere Infos auf der Seite Moor und Torf.
Quellen und weiterführende Literatur
- Jan‑Peter Frahm; 2001; Spektrum Akademischer Verlag; Biologie der Moose; 1. Auflage; S. 14, 15, 26, 27, 155, 157, 295-301, 304, 305
- H. Hofmann; Universität Zürich, Institut für Systematische und Evolutionäre Botanik (2021): Nutzen der Moose; Moose sind zwar klein und unscheinbar, spielen aber im Ökosystem in verschiedener Hinsicht eine wichtige Rolle: Link zur Webseite
- Duden Learnattack GmbH (2021): Moose: Link zur Webseite
- Folkert Siemens; Burda Senator Verlag GmbH (2021): Moos im Rasen erfolgreich bekämpfen: Link zur Webseite
- NABU – Naturschutzbund Deutschland e.V. (2021): Verborgen, aber dennoch allgegenwärtig; Wissenswertes rund um Pilze, Flechten und Moose: Link zur Webseite
- NABU – Naturschutzbund Deutschland e.V. (2021): Die „Amphibien“ des Pflanzenreichs; Viele Moose mögen es feucht: Link zur Webseite
- E. Urmi; Universität Zürich, Institut für Systematische und Evolutionäre Botanik (2021): Merkmalsausprägungen, Blattformen bei Laubmoosen: Link zur Webseite
- Aktion Moorschutz; Biologische Station Osterholz e.V (2021): Niedermoor: Link zur Webseite
- Aktion Moorschutz; Biologische Station Osterholz e.V (2021): Hochmoor: Link zur Webseite
- N. Flöper; NABU – Naturschutzbund Deutschland e.V. (2021): Lebendige Fossilien, Katja Hahnes Leidenschaft ist die Beschäftigung mit Moosen: Link zur Webseite
- Nicole Edler, Folkert Siemens; Burda Senator Verlag GmbH (2021): Lebermoos: Link zu Webseite
- Hans-Peter Willig (2021): Moose: Link zur Webseite
- Hans-Peter Willig (2021): Laubmoose: Link zur Webseite
- Hans-Peter Willig (2021): Lebermoose: Link zu Webseite
- Hans-Peter Willig (2021): Hornmoose: Link zur Webseite