Naturkundliche Sammlungen

Ein Großteil der etwa 5 Millionen Sammlungsobjekte des Karlsruher Naturkundemuseums ist in geschlossenen Magazinen untergebracht. Diese sind aber jederzeit für Wissenschaftler zugänglich und viele Objekte können auch zu Forschungs-, Lehr- oder Ausstellungszwecken entliehen werden.

Naturkundliche Sammlungen dokumentieren die organische und anorganische Vielfalt der Erde und ihre Veränderungen. In ihnen sind auch die Belegexemplare wissenschaftlicher Untersuchungen für spätere Überprüfung hinterlegt. Besonders wichtig sind sogenannte „Typen”, die „Urmeter“ biologischer Arten, welche der Erstbeschreibung und damit dem Artnamen zugrunde liegen. Diese Originale können jederzeit wieder untersucht werden wenn neue Arten entdeckt werden und die für einen Vergleich herangezogenen Erstbeschreibungen wichtige Informationen vermissen lassen.

Früher dienten Sammlungen hauptsächlich als Vergleichsmaterial zur Bestimmung (Identifikation) von Arten, und das ist auch heute noch eine wichtige Funktion. So werden z.B. bei gepressten Pflanzen oder getrockneten Käfern alle für die Identifikation notwendigen Merkmale perfekt erhalten. Sie sind für die Bestimmung wesentlich besser geeignet als Zeichnungen oder auch Photographien. Beim Arbeiten mit der Bestimmungsliteratur artenreicher Gruppen kann eine entsprechende Vergleichssammlung überaus wertvolle Dienste leisten.

Wissenschaftliche Sammlungen dienen auch der Dokumentation der Verbreitungsareale (Chorologie), der Vielfalt und Häufigkeit von Arten (Biodiversitätsforschung) und ihrer Gefährdung (Artenschutz). Mit detaillierteren Angaben zu den einzelnen Funden können schließlich auch Beziehungen der Art zu ihrem belebten und unbelebten Umfeld (Ökologie) anhand von Sammlungen hergestellt werden. Mit der digitalen Erfassung großer Datenmengen, z.B. aus faunistischen Erhebungen oder ökosystemaren Studien, in modernen relationalen Datenbanken sind ganz neue Auswertungsmöglichkeiten gegeben.

Paläontologische Sammlungen belegen die Vielfalt ausgestorbener Lebensformen. Sie dienen ähnlichen Zwecken wie biologische Sammlungen, darüber hinaus sind Fossilien wichtige Indizien für Altersbestimmungen quer durch die Erdgeschichte. Geowissenschaftliche Sammlungen, also Gesteine und Mineralien, enthalten Belegstücke der anorganischen Natur. Sie dienen der Analyse ihrer Zusammensetzung, den Umständen ihrer Entstehung, und vielem mehr. Diese Untersuchungen sind oft Grundlage für eine Nutzung von Gesteinen und Mineralien als Rohstoffe.

Durch moderne Untersuchungsverfahren ist es heute möglich, kleinste Spuren von Schwermetallen, Proteinen, DNA oder Umweltgiften aus Belegen unterschiedlichen Alters zu isolieren. Dabei kann so wenig Material von einem Schmetterling, einem Moos oder einem Steinpilz entnommen werden, dass der Beleg kaum beschädigt wird. Hiervon profitieren neben Taxonomen, die DNA-Sequenzen zur Untersuchung von Verwandtschaftsbeziehungen nutzen, vor allem Umweltforscher, die mit Hilfe von wissenschaftlichen Sammlungen Umweltveränderungen aufzeigen können. Wissenschaftliche Sammlungen sind also auch bedeutende Archive, um solche Vorgänge zu dokumentieren und mehrere Jahrhunderte zurückzublicken.

Die Erweiterung der Sammlungen erfolgt durch eigene Aufsammlungen und Ausgrabungen im Rahmen von Forschungstätigkeiten, durch Übernahme privater und öffentlicher Sammlungen oder durch gezielten Ankauf wichtiger Objekte.