carolinea, 68
(2010): 155-156;
Karlsruhe, 30.12.2010
155
Buchbesprechung
G
roschopf
,
R. et al.
(2009)
:
Der Kaiserstuhl.
Einzigartige Löss- und Vulkanlandschaft am
Oberrhein.
– 387
S., 409 überwiegend farbige
Abbildungen. Karlsruhe, herausgegeben vom Re-
gierungspräsidium Freiburg – ISBN: 978-3-7995-
0839-1.
Format: 17 cm x 24 cm, Hardcover in Fa-
denheftung. Erschienen im Thorbecke-Verlag.
Preis:
29,90
(
davon
2,–
für die Stiftung Na-
turschutzfonds)
Das kleine Vulkangebirge des Kaiserstuhls ist
eine außergewöhnliche Landschaft im südlichen
Oberrheingraben, die sowohl durch ihre beson-
deren geologischen Gegebenheiten als auch
durch ihr günstiges Klima Lebensraum für eine
Vielzahl beinahe exotischer Tier- und Pflanzen-
arten bietet. Es wundert daher nicht, dass der
Kaiserstuhl bereits seit dem 19. Jahrhundert Ge-
genstand naturwissenschaftlicher Monografien
ist (z.B. K
nop
1892,
Badischer Landesverein für
Naturkunde und Naturschutz 1933, W
ilmanns
,
O.
et al. 1974 ff.). Seit der 3. Auflage des letzten
Kaiserstuhl-Buches sind nunmehr 20 Jahre ver-
gangen, in denen sich einerseits die Landschaft
am Kaiserstuhl verändert und andererseits der
Naturschutz große Fortschritte gemacht hat. Es
war Zeit für ein neues Kaiserstuhl-Buch.
Das Werk zeichnet sich durch eine große An-
zahl von Autoren aus, die ausnahmslos ausge-
wiesene Kenner ihres Fachgebietes sind. So ist
sichergestellt, dass die einzelnen Kapitel auf
fachlich hohem Niveau behandelt werden. Mit
H. und K. R
asbach
zeichnen zwei Fotografen für
die Abbildungen verantwortlich, die seit langem
für höchste Qualität der Aufnahmen stehen. Das
Buch ist klar in sechs Abschnitte gegliedert, die
fachlich sehr unterschiedliche Themenbereiche,
von der Geologie über Vegetation und Tierwelt
bis zu Naturschutz und Landschaftspflege, über-
streichen und so dem Leser ein umfassendes
Bild über den derzeitigen Wissensstand zum
Kaiserstuhl geben.
Die Einführung von O. W
ilmanns
(
S. 14-40) gibt
einen Überblick über die geographischen und
klimatologischen Gegebenheiten. Seine Lage
verdankt der Kaiserstuhl der Kreuzung zweier
tektonischer Schwächezonen, dem Bonndorfer
Graben und dem Oberrheingraben, die zur För-
derung von Magma im Jungtertiär führte. Seine
starke landschaftliche Gliederung rührt von der
unterschiedlichen Anfälligkeit der verschiedenen
Gesteine für den noch im Tertiär erfolgten Ver-
witterungs- und Abtragungsprozess her. Seine
eigentliche einzigartige Gestalt erhielt der Kai-
serstuhl jedoch erst später während des Plei-
stozäns durch die Überdeckung mit mächtigen
Lössablagerungen, die stellenweise bis zu 60 m
erreichen und die fruchtbare Basis für den heute
weit verbreiteten Weinanbau bilden. Die beson-
dere Klima-Situation am Kaiserstuhl ist auf sei-
ne Insellage im südlichen Oberrheingraben zu-
rückzuführen. Typisch sind warme Sommer und
milde Winter. Diese natürlichen Gegebenheiten
sind einerseits die Ursache für das Vorkommen
einer für Deutschland einzigartigen Tier- und
Pflanzenwelt, aber auch für die Jahrhunderte
lange intensive Nutzung dieses Gebietes durch
den Menschen.
Es folgt ein Abschnitt zur Geologie und Erdge-
schichte des Kaiserstuhls von R. G
roschopf
und E. V
illinger
(
S. 41-95). Nach einem kurzen
Überblick über die Geschichte der geologischen
Erforschung des Kaiserstuhls stellen die Autoren
die erdgeschichtliche Entwicklung des Gebietes
um den Kaiserstuhl anschaulich und auch für den
geologischen Laien verständlich dar. Übersichtli-
che stratigraphische Tabellen und schematische
Darstellungen gestatten dem Leser, die geologi-
schen Ursachen für die Entwicklung dieser Land-
schaft vom Jura bis in die geologische Gegenwart
nachzuvollziehen. Das Kapitel zur Schichtenfolge
regt mit guten Beschreibungen und Abbildungen
von Aufschlüssen und den dort zutage tretenden
Gesteinen an, diese geologische Entwicklungs-
geschichte auf Streifzügen durch den Kaiserstuhl
selbst nachzuvollziehen. Es schließt sich ein
Kapitel zur Tektonik an, das auch Auskunft über
jüngste tektonische Vorgänge gibt, die sich bis
heute in Erdbeben äußern. Ein Glossar erleich-
tert dem Nichtgeologen das Verständnis dieser
nicht ganz einfachen Materie.
Der dritte Abschnitt von W. W
immenauer
ist den
magmatischen Gesteinen und ihren Mineralen
gewidmet (S. 96-130). Die vulkanische Geschich-
te des Kaiserstuhls ist sehr komplex und setzt sich
aus einem Oberflächenvulkanismus (Tuffe und La-