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carolinea, 68
(2010)
ven) und tiefenvulkanischen Prozessen (Intrusiv-
körper, Gänge und Schlotfüllungen) zusammen.
Entsprechend vielfältig sind die am Kaiserstuhl
auftretenden Gesteine. Einige davon, wie z.B. die
Karbonatite, sind einzigartigeVorkommen für ganz
Mitteleuropa, andere sind am Kaiserstuhl erstmals
beschrieben und definiert worden. Darauf, dass er
im Zusammenhang mit dem vorliegenden Buch
keine hochwissenschaftliche Petrographie mit
geochemischen Analysen und Dünnschliffunter-
suchungen betreiben kann, weist der Autor zu Be-
ginn des Kapitels zu Recht ausdrücklich hin. Die
Beschränkung auf leicht zu beobachtende Merk-
male der Gesteine, die er mit instruktiven Bildern
von Aufschlüssen und wunderschönen Fotos von
Mineralstufen illustriert, erscheint an dieser Stelle
als gelungener Kompromiss. Für den interessier-
ten Laien erschließen sich so die Besonderheiten
der Kaiserstuhl-Magmatite, für den Fachkollegen
finden sich genügend Anknüpfungspunkte und
Literaturhinweise für eine Vertiefung der Materie.
Den Abschluss bildet ein Kapitel über die Verwen-
dung von Kaiserstuhl-Gesteinen in Bauten und
Kunstwerken der Region.
Mit dem vierten Abschnitt wendet sich das Buch
biologischen Themen zu, beginnend mit den Le-
bensräumen und ihrer Vegetation von O.W
ilmanns
(
S. 131-240). Nach einer kurzen Einführung un-
terscheidet die Autorin am Kaiserstuhl fünf Le-
bensräume: Reblandschaft, Trockenrasen, Wäl-
der, Talböden sowie Siedlungen, Steinbrüche und
Straßen, die jeder für sich stark und kleinflächig
gegliedert sind und so einer Vielzahl von Pflan-
zengemeinschaften Lebensraum bieten. Jedes
Kapitel ist reich illustriert und schlägt inhaltlich den
Bogen von der Geschichte des jeweiligen Lebens-
raumes (und damit dem Einfluss des Menschen)
über die natürlichen Lebensbedingungen (Boden,
Hangneigungen, Klima usw.) bis zu den typischen
Pflanzengesellschaften und Besonderheiten, die
der botanisch aufmerksame Besucher zu den ver-
schiedenen Jahreszeiten beobachten kann.
Es schließt sich ein Abschnitt zur Tierwelt ausge-
wählter Lebensräume an (S. 241-327). Die Auto-
ren O. H
offrichter
und A. K
obel
-
L
amparski
wollen
bewusst keine vollständige Darstellung liefern,
sondern sich auf typische oder auch besonde-
re Vorkommen beschränken. So stellen sie die
Tierwelt der Reblandschaft mit ihren spektaku-
lären Lößwänden, den nach der Flurbereinigung
entstandenen Großböschungen und den eigent-
lichen Rebflächen ebenso vor wie die Trockenra-
sen-Landschaften, die Wälder des zentralen Kai-
serstuhls und die siedlungsnahen Lebensräume
für Tiere. In allen Lebensräumen wird dabei der
Schwerpunkt auf einige ausgewählte Tiergrup-
pen gelegt, ohne dabei jedoch ökologische Zu-
sammenhänge außer acht zu lassen. Auch dieser
Abschnitt ist reich und wunderschön illustriert.
Der fünfte und letzte Abschnitt des Buches ist
dem Naturschutz und der Landschaftspflege am
Kaiserstuhl gewidmet (S. 328-376). Die Autoren
J.-U. M
eineke
,
B.-J. S
eitz
und F. S
taub
konzentrie-
ren sich nach einer Schilderung der Bedeutung
des Kaiserstuhls für den Naturschutz sowohl
auf Maßnahmen des klassischen Naturschut-
zes (Schutzgebiete) als auch und vor allem auf
die Möglichkeiten des modernen Naturschutzes,
der mit verschiedenen Konzepten, Projekten und
Programmen die Möglichkeit bietet, individuell
auf die Notwendigkeiten in den einzelnen Le-
bensräumen einzugehen. Tatsächlich erscheint
es angesichts der Einzigartigkeit des Lebensrau-
mes Kaiserstuhl erstaunlich, dass die Bemühun-
gen um den Naturschutz vergleichsweise spät (in
den 30er Jahren des 20.Jahrhunderts) einsetzten
und die heute vorhandenen eigentlichen Schutz-
gebiete nur knapp 2,5 % der Fläche ausmachen.
Die heutigen Bemühungen des Naturschutzes
laufen unter einer Reihe von Projekten wie „Na-
tura 2000“, dem Artenschutzprogramm (ASP)
oder „PLENUM“, die neben dem Schutz von
Fauna und Flora vor allem auch die Pflege der
Biotope in Verbindung mit einer Nutzung im Auge
haben. Eine gezielte Lenkung der Besucher und
deren umfassende Information über Schautafeln
und Themenpfade sowie das „Naturzentrum Kai-
serstuhl“ in Ihringen tragen zur Erhaltung dieser
besonderen Natur- und Kulturlandschaft bei.
Insgesamt kann man dem am Kaiserstuhl inter-
essierten Leser dieses rundum gelungene Buch
nur empfehlen.
Literatur
Badischer Landesverein für Naturkunde und Natur-
schutz (Hrsg.) (1933): Der Kaiserstuhl, eine Naturge-
schichte des Vulkangebirges am Oberrhein. – 517 S;
Freiburg
K
nop
,
A. (1892): Der Kaiserstuhl im Breisgau. Eine na-
turwissenschaftliche Studie. – 538 S.; Leipzig
W
ilmanns
,
O.; W
immenauer
,
W. & F
uchs
,
G. (1989): Der
Kaiserstuhl. Gesteine und Pflanzenwelt. – 3. Aufl.,
244
S.; Stuttgart
U
te
G
ebhardt
,
Karlsruhe