carolinea, 68
(2010): 61-78, 4
Farbtaf.; Karlsruhe, 30.12.2010
61
Beiträge zur Kenntnis der badischen Schlupf-
wespenfauna (Hymenoptera, Ichneumonidae) 8.
Metopiinae, Tersilochinae und neun weitere
Unterfamilien
K
onrad
S
chmidt
,
F
ranz
Z
mudzinski
&
M
atthias
R
iedel
Kurzfassung
Zehn Unterfamilien der Ichneumoniden werden bear-
beitet: Agriotypinae, Diacritinae, Metopiinae, Microlep-
tinae, Orthopelmatinae, Oxytorinae, Paxylommatinae,
Phrudinae, Stilbopinae und Tersilochinae. 114 Arten
werden aus Baden nachgewiesen. Das entspricht etwa
52 %
des deutschen Faunenbestandes. Sieben Arten
sind für Deutschland neu oder fehlen im Verzeichnis
der Ichneumoniden Deutschlands (H
orstmann
2001):
Exochus fletcheri B
ridgman
, 1884,
Stethoncus sulca­
tor A
ubert
, 1965 (
Metopiinae), Astrenis brunneofacies
V
ikberg
, 2000,
Astrenis nigrifacies V
ikberg
, 2000,
Phru­
dus defectus S
telfox
, 1966 (
Phrudinae), Allophroides
platyurus (S
trobl
, 1904)
und Phradis polonicus H
orst
-
mann
, 1981 (
Tersilochinae).
Abstract
The faunistics of ten subfamilies is treated: Agriotypi-
nae, Diacritinae, Metopiinae, Microleptinae, Orthopel-
matinae, Oxytorinae, Paxylommatinae, Phrudinae,
Stilbopinae and Tersilochinae. 114 species of these
subfamilies are recorded from Baden. Seven species
are new records for Germany or are missing in the list
of German ichneumon-flies (H
orstmann
2001):
Exochus
fletcheri B
ridgman
, 1884,
Stethoncus sulcator A
ubert
,
1965 (
Metopiinae), Astrenis brunneofacies V
ikberg
,
2000,
Astrenis nigrifacies V
ikberg
, 2000,
Phrudus de­
fectus S
telfox
, 1966 (
Phrudinae), Allophroides platyu­
rus (S
trobl
, 1904)
and Phradis polonicus H
orstmann
,
1981 (
Tersilochinae).
Autoren
Prof. Dr. K
onrad
S
chmidt
,
Jahnstr. 5, D-69120 Heidel-
berg; F
ranz
Z
mudzinski
,
Königsberger Straße 29c, D-
76139
Karlsruhe; Dr. M
atthias
R
iedel
,
Amselweg 9A,
D-29683 Bad Fallingbostel
1
Einleitung
Faunistik nennt K
lausnitzer
(2007)
eine Zu-
kunftswissenschaft. An den deutschen Univer-
sitäten wird dies aber offensichtlich anders ge-
sehen. Denn K
lausnitzer
stellt völlig richtig fest:
Artenkenntnis wird an den Universitäten immer
geringer geschätzt“. So wird die Erforschung der
Taxonomie, Zoogeographie und der Lebenswei-
sen, also von Grundlagen der Zoologie, immer
mehr zur Freizeitbeschäftigung.
1965
gab es z.B. am Zoologischen Institut der
Universität Mainz noch drei verschiedene vier-
stündige Bestimmungsübungen – Wirbeltiere,
Insekten, Wirbellose außer Insekten. 1975 nach
Einführung des Numerus clausus blieb in Mainz
wie in Karlsruhe noch eine vierstündige Übung
übrig. Heute sind es in Karlsruhe noch zwei Un-
terrichtsstunden (= 90 Minuten), davon etwa 2/3
für Insekten. Seit kurzem wurden die Bestim-
mungsübungen in das Sommersemester verlegt,
was gegenüber dem Wintersemester eine wei-
tere Kürzung um etwa 20 % bedeutet. Auch das
entomologische Exkursionsangebot ist beein­
druckend: eine einzige Exkursion halbtägig (= vier
Unterrichtsstunden à 45 Minuten). So werden die
jungen Zoologen und Lehrer und damit auch die
künftigen Schüler an die Zukunftswissenschaft
Biodiversitätsforschung“ herangeführt.
Die Erhaltung der Artenvielfalt wird als hohes
Ziel propagiert. Wer kann aber Veränderungen
des Artenspektrums oder gar die Ursachen der
Veränderungen erkennen, wenn kein Zoologe
mehr die Arten kennt? Bei einigen Gruppen der
Käfer und Großschmetterlinge zum Beispiel kön-
nen Freizeitentomologen diese Aufgaben über-
nehmen. Wo bleibt aber die Qualitätskontrolle
und was geschieht mit schwer zugänglichen
Gruppen wie den Schlupfwespen? Die Schwei-
zer Hymenopterologen K
lopfstein
et al. (2007)
stellen zu Recht fest, dass die Unterfamilie der
Diplazontinae und damit alle Ichneumonidae we-
gen ihrer hohen trophischen Ebene gut als In-
dikatoren für die Artenvielfalt geeignet sind. Die
trophische Ebene beschreibt die Stellung in der
Nahrungskette: Pflanzen – Blattläuse – Schweb-
fliegenlarven – Diplazontinae.