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carolinea, 68
(2010)
Wie sieht es aber mit der Anzahl und dem Alter
der in Deutschland aktiven Ichneumoniden-Ta-
xonomen und -Faunisten aus? Abgesehen von
den beiden Erstautoren sind uns fünf bekannt:
E. D
iller
(* 1937),
K. H
orstmann
(* 1938),
H.-J.
J
acobs
(* ?),
M. R
iedel
(* 1958)
und H. S
chnee
(* 
etwa 1944). Seit 1990 verstorben sind R. B
au
-
er
,
R. G
auss
,
R. H
inz
undW. S
chwenke
,
nicht mehr
bei Ichneumoniden aktiv ist J. O
ehlke
.
Ergebnis:
Lebend sieben, davon über 65 Jahre alt fünf. In
den letzten 20 Jahren verstorben vier. In 20 Jah-
ren (noch) als Zukunftswissenschaftler aktiv: ei-
ner, zwei oder sogar drei? Mit H. H
ilpert
war ein
junger, ausgezeichneter Ichneumonologe nach
etwa zehnjähriger Einarbeitung verfügbar. Leider
gab es für ihn keine Aussicht auf eine Einstel-
lung, so musste er sich beruflich völlig neu ori-
entieren. Seine in wenigen Jahren zusammenge-
tragene und vorbildlich, auch mit Hilfe von in- und
ausländischen Spezialisten, determinierte und
aufgestellte Sammlung badischer Ichneumoni-
den ist eine wesentliche Grundlage für unsere
Arbeit. Aus Deutschland sind bisher etwa 3350
Arten bekannt. Den tatsächlichen Artenbestand
schätzt H
orstmann
(2002)
auf rund 4000 Arten.
Reichlich Arbeit für sieben Ichneumonologen,
fünf davon „alte Männer“.
Zur Bestimmung der Unterfamilien der Ichneumo-
niden ist O
ehlke
(1969)
zu empfehlen. Hier sind
allerdings einige „Ausnahmen“ nicht berücksich-
tigt und die Brachycyrtinae und Lycorininae mit
jeweils einer Art fehlen ganz. Sehr gut illustriert
und vollständig sind die Schlüssel von K
asparyan
(1981) (
russisch) und K
olarov
(1997) (
bulgarisch
mit englischer Übersetzung im Anhang). Beide
basieren auf T
ownes
(1969),
der für die Fauna
der Welt gültig ist, aber keine Abbildungen ent-
hält. Ausgezeichnet illustriert und taxonomisch
auf dem neuesten Stand ist der Unterfamilien-
Schlüssel von W
ahl
&
S
harkey
(1993).
Er ist für
alle holarktisch und neotropisch verbreiteten
Ichneumoniden ausgelegt. Die Paxylommati-
nae wurden bis vor kurzem als eigene Familie
angesehen und fehlen in allen Schlüsseln außer
bei W
ahl
&
S
harkey
(1993).
Die Gelinae heißen
(
wieder) Cryptinae, die Porizontinae heißen
Campopleginae. Die Diacritinae, Poemeniinae
und Rhyssinae standen früher als Tribus bei den
Pimplinae, die Eucerotinae als Tribus bei den
Tryphoninae. Die größten Veränderungen betref-
fen die Microleptinae s. l. Der Großteil der Gat-
tungen wird jetzt zu den Orthocentrinae gestellt,
die Cylloceriinae und Oxytorinae werden als ei-
gene Unterfamilien abgetrennt; so verbleiben nur
Hyperacmus und Microleptes in der Unterfamilie
der Microleptinae s. str.
Für eine erste Orientierung bei der Bestimmung
der in diesem Teil bearbeiteten Schlupfwespen
ist S
chmiedeknecht
(1906-1927),
wenn auch
veraltet, immer noch zu empfehlen. Bei der De-
termination der Gattungen in ihrer heutigen Ab-
grenzung hat T
ownes
(1970, 1971)
den großen
Vorzug, dass je ein typischer Vertreter aller Gat-
tungen abgebildet ist. Dem „Nachteil“, dass die
Bestimmungsschlüssel alle Gattungen weltweit
berücksichtigen, stehen gegenüber: die detailge-
nauen, hervorragenden Zeichnungen, ausführli-
che Gattungs-Diagnosen und -Synonymielisten,
Hinweise auf die geographische Verbreitung, be-
vorzugte Lebensräume und die Lebensweise.
Die ausgewertete lokalfaunistische Literatur und
die bearbeiteten Ichneumoniden-Aufsammlungen
sind dieselben wie in unseren früheren Arbei-
ten dieser Reihe (S
chmidt
&
Z
mudzinski
, 1983,
2003
a, b, 2004, 2006, 2007, 2009). Neu hinzu-
gekommen ist die Kollektion I
ngmar
W
all
,
die
unser Mitautor M. R
iedel
erwerben konnte. Die
Ichneumoniden der Sammlung W
all
hat M. R
ie
-
del
determiniert. Diese Tiere sind in der Arten­
liste durch „W
all
,
R“, häufige Arten nur durch „R“,
gekennzeichnet. I. W
all
hat von 1962 bis 2008
hauptsächlich bei Stockach, Mühlingen, Meßkirch
und Stetten am kalten Markt – in den Landkreisen
Konstanz, Tuttlingen und Sigmaringen gesammelt.
Das sind Gebiete, aus denen nur ganz wenig Ma-
terial vorlag. Das badische Sentenhart und das
benachbarte Steckeln südlich Meßkirch bilden
heute einen Ortsteil von Wald im ehemaligen Ho-
henzollern-Sigmaringen. Über die Fangmethoden
und die Fallenstandorte finden sich in S
chmidt
&
Z
mudzinski
(2003
b, 2007) genauere Angaben.
2
Artenliste
Spezielle Literaturhinweise finden sich bei den
einzelnen Unterfamilien und Arten. Gattungsre-
visionen werden bei der ersten Art der Gattung
zitiert. Die fortlaufende Nummerierung schließt
an die in Teil 7 an (S
chmidt
&
Z
mudzinski
, 2009).
Die Fundortsangaben aus Baden sind wie in den
früheren Arbeiten von Norden nach Süden an-
geordnet. Bei häufigeren Arten ist nur die Zahl
der
((
und
))
,
die aus Baden vorliegen, und die
aus den Fangdaten ermittelte Flugzeit angege-
ben. Bei Privatsammlungen ist der Name des
Sammlers nur bei Tieren genannt, die nicht aus
eigenen Aufsammlungen stammen. Bei allen