carolinea, 68
(2010): 79-94, 1
Abb., 2 Farbtaf.; Karlsruhe, 30.12.2010
79
Die Wanzenfauna des Naturschutzgebietes
Alter Flugplatz Karlsruhe“
(
Insecta, Heteroptera; Baden-Württemberg)
S
iegfried
R
ietschel
&
G
erhard
S
trauss
Kurzfassung
Zwischen 1997 und 2009 ließen sich auf dem FFH- und
zukünftigen Naturschutz-Gebiet „Alter Flugplatz Karls-
ruhe“ insgesamt 150 Wanzenarten nachweisen. Unter
diesen sind in der Region sonst seltene Arten wie Ace-
tropis gimmerthalii, Alloeorhynchus flavipes, Brachyca-
renus tigrinus, Conostethus roseus, Haploprocta sulci-
cornis, Lepidargyrus ancorifer, Miridius quadrivirgatus
und Trigonotylus pulchellus sowie zahlreiche für Sand-
und Magerrasen typische Arten. Die fast 200jährige
Geschichte des Flugplatzes als Sekundärbiotop und
die Liste der Wanzenarten werden besprochen.
Résumé
Entre 1997 et 2009 dans le site FFH et réserve natu-
relle projetée „Alter Flugplatz Karlsruhe“ la faune des
Héteroptères était explorée. Entre les 150 espèces
il-y-a quelques peu fréquents dans la région comme
Acetropis gimmerthalii, Alloeorhynchus flavipes, Bra-
chycarenus tigrinus, Conostethus roseus, Haploprocta
sulcicornis, Lepidargyrus ancorifer, Miridius quadrivir-
gatus
,
Trigonotylus pulchellus. Ces espèces sont typi-
ques pour les terrains maigres et sablonneux. L’histoire
des 200 ans de l‘aeroport ancien comme biotope se-
condaire et le catalogue des espèces sont discutés.
Abstract
Between 1997 and 2009 a Heteroptera-fauna of 150
species has been documentated at the area of FFH
and planned nature reserve „Alter Flugplatz Karlsruhe”.
Species like Acetropis gimmerthalii, Alloeorhynchus
flavipes, Brachycarenus tigrinus, Conostethus roseus,
Haploprocta sulcicornis, Lepidargyrus ancorifer, Mir-
idius quadrivirgatus and Trigonotylus pulchellus as well
as other species are rare in the region and typical for
meager and sandy areas. The 200-year history of the
former airport as a now secondary biotope and the
catalogue of the bug species are discussed.
Autoren
Prof. Dr. S
iegfried
R
ietschel
,
Waldrebenweg 6, D-76149
Karlsruhe, E-Mail:
G
erhard
S
trauss
,
Mozartstraße 4, D-88400 Biberach,
E-Mail: ge.strauss@t-online.de
Widmung
Die vorliegende Arbeit widmen wir dem Andenken an
Prof. Dr. G
eorg
P
hilippi
(* 12.08.1936, † 06.07.2010),
Abteilungsleiter Botanik und Stellvertretender Direktor
des Staatlichen Museums für Naturkunde i.R. Als eh-
renamtlicher Naturschutzbeauftragter der Stadt Karls-
ruhe hat er sich über viele Jahre für die Bewahrung
des Alten Flugplatzes Karlsruhe als FFH- und als Na-
turschutzgebiet eingesetzt. Mit Leib und Seele Botani-
ker, war er nicht nur ein unbestechlicher Wissenschaft-
ler und herausragender Kenner der südwestdeutschen
Flora. Durch seinen Tod haben wir auch einen liebens-
werten Menschen und Freund verloren.
1
Einleitung
Entlang des mittleren Oberrheins gibt es an meh-
reren Orten Trockenbiotope, in denen eine be-
sonders wärmeliebende Insektenfauna heimisch
ist. Einige von ihnen liegen auf alten Binnendü-
nen, die während vegetationsarmer Zeiten des
Glazials bis zu Höhen von mehr als 10 m auf-
gehäuft wurden. Diese heute meist mit Wald be-
wachsenen Dünen entstanden, als während der
Eiszeiten große Mengen von Schluff und Sand
aus den Schottern der Rheinterrassen ausgebla-
sen wurden. Durch die vorherrschenden West-
winde verfrachtet, bildete der Sand vorwiegend
auf der rechten, östlichen Seite des Rheins Flug-
sanddünen, während der über größere Entfer-
nungen verwehte feine Schluff sich zu Löß in Tä-
lern und Senken am östlichen Grabenhang und
im Kraichgau ablagerte.
Die meisten der Binnendünen liegen am mittle-
ren Oberrhein in den bewaldeten Hardt-Gebie-
ten (mittelhochdeutsch hard = Wald) und fallen
nur durch das Bodenrelief und Eingriffe des
Menschen (Sandgruben, Wege- und Straßen-
bau) auf. Als trockene, karge Sandböden mit
un­ruhigem Relief waren sie lange Zeit für die
Landwirtschaft un­interessant und wurden fast
nur zum Vieheintrieb und von der Forstwirtschaft
genutzt. Mancherorts eignen sie sich auch für
den Spargel- und T­abakanbau. Einige von ihnen
liegen als Offenland brach, wie z.B. die große
Flug­sanddüne im NSG Dossenwald zwischen
Mannheim und Schwetzingen. Einige günstig ge-