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carolinea, 68
(2010)
legene Sandgebiete wurden auch für militärische
Zwecke genutzt, wie das NSG Hirschacker bei
Schwetzingen und, weiter im Norden, der be-
kannte Mainzer Sand bei Gonzenheim. Auch
die Geschichte des Alten Flugplatzes Karlsruhe,
dessen Wanzenfauna einige Besonderheiten
aufweist, beginnt mit einem früheren Exerzier-
platz.
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Zur Geschichte des Alten Flugplatzes
Karlsruhe
Die Züge von Flugsanddünen im Stadtbereich
Karlsruhe (Hirschbrücke, Rennbuckel) und im
Hardtwald sind heute entweder bebaut oder be-
waldet und kaum noch als Dünenreste zu erken-
nen. Im heutigen Stadtgebiet lässt nur noch der
Alte Flugplatz als offenes Trockenbiotop im nord-
östlichen Bereich Reste einer ehemaligen Düne
erkennen. Auf dem nicht mehr genutzten Flug-
platz hat sich im Lauf von Jahrzehnten mit Sand-,
Borstgras- und Magerrasen eine auch für Bin-
nendünen typische Vegetation angesiedelt und
erhalten, selbst wenn es sich bei dem Gelände
insgesamt wohl nicht um ein ursprüngliches Dü-
nenbiotop handelt. Der Alte Flugplatz Karlsruhe
geht vielmehr auf die planierte Rodungsfläche
des früheren Großen Exerzierplatzes und spä-
teren Karlsruher Flughafens zurück.
Schon im 18. Jahrhundert übten die badischen
Truppen im Hardtwald westlich des Schlosses
auf dem Kleinen Exerzierplatz, der auf Plänen
und Karten zwischen 1750 und 1830 eingezeich-
net ist (B
lum
, 2004).
Er befand sich im Zwickel
zwischen der Mühlburger Allee (heute Moltke-
straße) und der Knielinger Allee etwa auf Höhe
der heutigen Karlsruher Jugendherberge. Noch
vor der Mitte des 19. Jahrhunderts wurde ein
größeres Areal erforderlich, weshalb man weiter
im Westen der Stadt eine entsprechende Fläche
des Hardtwaldes rodete und den Großen Exer-
zierplatz anlegte. Dessen Areal ist spätestens
ab 1820 auf Karten als SW-NO ausgerichtetes
Rechteck von etwa 75 ha nördlich der Mühlbur-
ger Allee ausgewiesen. Es reichte im Norden
über die Knielinger Allee bis zur Binsenschlauch-
Allee, an die später im Nordwesten ausgedehnte
Schießstände angegliedert wurden. Diese er-
streckten sich bis nahe an den Binsenschlauch,
einen früher das Waldgebiet durchziehenden
Entwässerungsgraben. Bei dem gerodeten Wald
dürfte es sich damals um einen recht trockenen,
mageren Stangenwald gehandelt haben.
Wie aus alten Karten hervorgeht (K
och
, 1997),
errichtete man am Südrand des Exerzierplatzes
um 1870 ein Pulvermagazin und in den 1890er
Jahren ein Patronen- und ein Exerzierhaus. Nach
dem deutsch-französischen Krieg war 1871 mit
der Reichsgründung insofern eine Wende ein-
getreten, als sich Karlsruhe zu einer wichtigen
preußischen Garnisonsstadt entwickelte. Die
badischen Truppen gliederte man damals in die
wilhelminische Armee ein, brach das alte Kaser-
nengebäude am heutigen Europaplatz ab und er-
richtete im Westen der Stadt, nahe dem Großen
Exerzierplatz zwischen Kaiser- und Moltkestraße,
Kasernen und eine Kadettenanstalt (heute Ober-
finanzdirektion). Anfang des 20. Jahrhunderts
wurden auf dem südlichen Randgebiet des Groß-
en Exerzierplatzes die Städtischen Krankenan-
stalten gebaut (eröffnet 1907). Bald danach trug
man den technischen Fortschritten in der Luft-
fahrt Rechnung und legte im Jahr 1909 auf dem
Großen Exerzierplatz einen Ankerplatz für Zep-
peline an. Mit Flugtagen im Jahr 1911 wurde die
weitere Entwicklung des Geländes eingeleitet,
das schließlich 1925 mit einem Flugfeld von 20
ha seine Umwidmung zu einem wichtigen inner-
deutschen zivilen Flughafen erfuhr. Zehn Jahre
später, 1935, wurde in Zusammenhang mit der
zunächst stillen Aufrüstung im Dritten Reich die
Fläche des nun internationalen Flughafens durch
weitere Waldrodungen nach Norden erweitert
und auf insgesamt 136 ha vergrößert. So ge-
nügte sie nun auch militärischen Erfordernissen.
Nach weiteren zehn Jahren ging 1945 mit dem
Ende des II.Weltkrieges der Flughafen in die Ver-
waltung durch die US-Armee über. Er wurde für
zivile Zwecke und für die Bevölkerung gesperrt
und verlor so seine frühere Bedeutung. Nach
weiteren 48 Jahren gab 1993 die amerikanische
Militärverwaltung den inzwischen „Alten Flugplatz
Karlsruhe“ wieder frei. Das eingezäunte Gelän-
de war auch danach nur mit Schlüssel und zu-
nächst nicht für die Bevölkerung zugänglich. So
konnte es sich ungestört als besonderes Biotop
weiterentwickeln. Inzwischen besteht zwar für die
Fläche ein Betretungsverbot, doch erlauben vier
offene Zugänge und ein durch zwei Querwege
verbundener Rundweg Fußgängern und Radfah-
rern Durchgang bzw. Durchfahrt.
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Der Alte Flugplatz Karlsruhe heute
Die Mitte des heutigen Alten Flugplatzes Karls-
ruhe liegt bei etwa 49.01.40°N / 8.22.45°E. Das