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R
ietschel
& S
trauss
: Wanzen vom NSG „Alter Flugplatz Karlsruhe“
83
(Rumex acetosella L.) ausbreiten. Dass nur 1
)
Ende April in eine Bodenfalle geriet, hängt wohl
damit zusammen, dass die Art sehr ortstreu ist.
Gleiches gilt für den erheblich selteneren, etwas
größeren Arenocoris waltlii (H
errich
-S
chaeffer
,
1834), der bei offenbar gleicher Lebensweise im
Sandrasen vorkommt. Von ihm wurde nur 1
(
ge-
funden, ebenso wie 1
)
von Bathysolen nubilus
(F
allén
, 1807), der wie die beiden vorgenannten
Arten am Boden unter verschiedenen niederen
Pflanzen lebt.
Im Gegensatz zu den drei genannten Lederwan-
zen-Arten lebt Syromastus rhombeus (L
innaeus
,
1767) nicht am Boden. Die Art ist an wärmebe-
günstigten Standorten verbreitet, wo die Larven
sich an Nelkengewächsen entwickeln. Im Som-
mer fliegen die adulten Tiere weit umher, und so
verwundert es nicht, dass im Juli 1
)
im Sandra-
sen als Irrläufer nachgewiesen werden konnte.
4.9 Familie Rhopalidae (Glasflügelwanzen)
Von Myrmus miriformis (F
allén
, 1807), der am
Flugplatz im Sommer auf Süßgräsern häufig zu
finden ist, geriet Ende August nur 1
(
im Narde-
tum in eine Bodenfalle.
4.10 Familie Cydnidae (Erdwanzen)
Microporus nigrita (F
abricius
, 1794) ist eine wär-
meliebende, versteckt lebende und am Ober­
rhein im Sandboden nicht seltene Bodenwanze.
Sie hält sich vorwiegend im Boden an den Wur-
zeln von Gräsern und anderen Pflanzen auf. Man
findet sie einerseits im Silbergrasrasen, anderer-
seits fliegt sie im Frühjahr an warmen Tagen um-
her und ist dann an Gebäuden zu finden. Vom
Flugplatz war sie zwar nur durch Einzelfunde
bekannt, ist aber in den Bodenfallen häufig. Mög-
licherweise hängt das damit zusammen, dass sie
erst nachts an der Bodenoberfläche aktiv wird.
Alle der insgesamt 67 Exemplare (28
)
, 39 
(
)
stammen aus dem Sandrasen, 65 von ihnen
von einer einzigen Lokalität (S 8). Ihre zeitliche
Verbreitung in den Fallen lag zwischen Anfang
April und Ende Juli; in einer Falle vom 23. 4. fand
sich auch eine Larve (L V), was darauf hindeutet,
dass nicht nur adulte Tiere, sondern auch Larven
im Boden überwintern.
Sehirus luctuosus M
ulsant
& R
ey
, 1866 war bis-
lang nur durch den Rest eines toten Exemplars
vom Flugplatz bekannt. In den Bodenfallen fan-
den sich im Ruderal zwischen Ende Mai und
Anfang Juli insgesamt 2
)
und 1
(
dieser unter
verschiedenen Pflanzen lebenden Erdwanze.
Legnotus limbosus (G
eoffroy
, 1785)
kommt
nicht selten an Labkräutern (Galium-Arten) vor
und lebt dementsprechend auch im Umfeld des
Flugplatzes im Ruderal, auf dem im Oktober ein
einzelnes Männchen in eine der Bodenfallen ge-
riet. Die Art war bislang vom Flugplatz noch nicht
nachgewiesen.
4.11 Scutelleridae (Schildwanzen)
Odontoscelis lineola R
ambur
, 1842 ist am Ober-
rhein der einzige Bodenbewohner unter den
Schildwanzen. Sie ist auf dem Flughafen rela-
tiv häufig, wärmeliebend und an sandige und
kiesige Böden gebunden. In den Fallen wurden
im Sandrasen an unterschiedlichen Lokalitäten
zwischen Ende Juni und Ende September insge-
samt 8 Exemplare (5
)
, 3
(
) gefunden.
4.12 Familie Pentatomidae (Baumwanzen)
Die Baumwanzen sind verständlicherweise in
den Bodenfallen nur mit wenigen Arten zu erwar-
ten. Nachgewiesen sind dementsprechend nur
ein Irrläufer und zwei am Boden lebende Arten.
Eurydema oleracea
(L
innaeus
, 1758) ist am Flug-
platz verbreitet auf Kreuzblütlern zu finden und
geriet im Ruderal als Irrläufer in eine Bodenfalle.
Podops inuncta
(F
abricius
, 1775) lebt weit ver-
breitet in der Region im Wurzelbereich von Grä-
sern und Kräutern. In eine Falle vom 12.10. ge-
riet ein einzelnes Männchen. Sciocoris cursitans
(F
abricius
, 1794) ist wie Podops inuncta ein Bo-
denbewohner, der auf dem Flugplatz verbreitet
im Sandrasen vorkommt. Die Funde von je 1
(
dort im Frühjahr (11.5.) und im Herbst (12.10.) im
Nardetum markieren wohl besondere Aktivitäts-
phasen vor und nach der Überwinterung.
5 Diskussion
Durch die wöchentliche Erfassung von Wanzen
mittels Bodenfallen ergab sich für das Natur-
schutzgebiet „Alter Flugplatz Karlsruhe“ bei ei-
nigen Arten ein gut interpretierbares Bild ihrer
Phänologie zwischen Anfang April und Ende
Oktober. Das erfasste Artenspektrum ist von
dem, das R
ietschel
& S
trauss
(2010) beschrie-
ben insofern verschieden, als es vorwiegend
nur die am und im Boden lebenden Arten ent-
hält. Jede besondere Sammelmethode erbringt
ihre spezifischen Ergebnisse. Es geraten haupt-
sächlich jene Wanzen-Arten in Bodenfallen, die
vorwiegend auf dem Boden oder in den oberflä-
chennahen Bodenschichten leben. Da diese nur
durch gezielte Suche am Boden, durch Sieben
1...,83,84,85,86,87,88,89,90,91,92 94,95,96,97,98,99,100,101,102,103,...246
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