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R
ietschel
& S
trauss
: Wanzen vom NSG „Alter Flugplatz Karlsruhe“
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ersten Juni-Woche, hat bei geringer Überzahl
der männlichen Tiere einen ersten Höhepunkt
ihrer Häufigkeit im Juli, einen zweiten, allerdings
nur kleinen (bei großem Überschuss männlicher
Tiere), im September und ist bis Mitte Oktober
nachweisbar. Hieraus kann geschlossen werden,
dass die Art ggf. bivoltin und Eiüberwinterer ist.
Dagegen erscheint A. parvula schon ab Anfang
April, ist dann und wieder im September bis Mitte
Oktober am häufigsten, entwickelt sich demnach
im Mai und ab Ende August und ist demnach
Imaginalüberwinterer mit einer Zwischengene-
ration im Juli. Das Zahlenverhältnis zwischen
weiblichen und männlichen Tieren ist bei ihr sehr
wechselnd. Bezüglich der Biotope ist A. parvula
eine Art des Nardetum, während A. gracilis eine
des Sandrasens ist. Die Phänologien der drei
Acalypta-Arten sprechen nicht dafür, dass es
eine nennenswerte Areal-Konkurrenz zwischen
ihnen gibt.
Kalama tricornis erscheint – zusammen mit ih-
rem letzten Larvenstadium – Anfang Juni an der
Bodenoberfläche und erreicht Mitte Juni bereits
ihre größte Häufigkeit, bei der die Zahl der Männ-
chen die der Weibchen bis zum Zehnfachen
übersteigt. Ende Juni endet bereits die beste Zeit
dieser Art, die bis zum September dann nur noch
in Einzelexemplaren anzutreffen war. Die Vor-
kommen lagen sowohl im Sandrasen als auch
im Nardetum. Plinthisus brevipennis war hinge-
gen ganz überwiegend im Nardetum zu finden.
Von März bis August in steigender Anzahl und
dann wieder bis Ende September seltener wer-
dend, war er als ausgesprochener Bodenbewoh-
ner die dritthäufigste Wanze in den Bodenfallen.
Ausschließlich aus dem Sandrasen stammt die
unerwartet große Anzahl der im Boden lebenden
Erdwanze Microporus nigrita, die von Mai bis Juli
möglicherweise hauptsächlich nachts an die Bo-
denoberfläche kam und so in die Fallen geriet.
Die für den Flugplatz neu nachgewiesenen neun
Arten sind – ausgenommen Acalypta parvula
– in den Fallen Irrläufer. Für alle anderen Arten
bestätigen die Ergebnisse aus den Bodenfallen
hinsichtlich Biotop und Phänologie im Wesent-
lichen die von R
ietschel
& S
trauss
(2010) für den
Flugplatz zusammengestellte Wanzenfauna und
ergänzen die dort veröffentlichte Artenliste.
Dank
Der Arachnologischen Arbeitsgruppe des Staatlichen
Museums für Naturkunde Karlsruhe gilt der herzliche
Dank der Verfasser. Herr Dr. H
ubert
H
öfer
stellte das
gesamte Material aus den Bodenfallen zur Verfügung
sowie die Vorlage für Abbildung 1. Frau F
ranziska
M
eyer
und Herr M
ichael
F
alkenberg
unterstützten bei
der Aufarbeitung den Erstautor, Frau V
erena
H
emm
gab
im Museum und im Gelände wichtige Informationen zu
den Bodenfallen. Prof. Dr. E
rnst
H
eiss
, Innsbruck, ist
für Hilfen bei der Literaturbeschaffung zu danken und
Prof. Dr. L
udwig
B
eck
für die kritische Durchsicht des
Manuskripts.
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