Carolinea 74

104 Carolinea 74 (2016) Die Eröffnung der kleinen Sonderausstellung fand am 10. November 2015 mit einem Fest- vortrag von Prof. Dr. E rnst P eter F ischer (Hei- delberg): „ H einrich H ertz – der Wegbereiter E in - stein s“ statt.Weitere Vortragende zur Ausstellung waren am 26. Januar 2016 Prof. Dr. K onrad K rimm (Generallandesarchiv Karlsruhe): „Gletscherdo- kumente. Der Geologe und Glaziologe Wilhelm Paulcke als Fotograf“ und am 16. Februar 2016 Dr. R obert T rusch : „Der Naturwissenschaftliche Verein Karlsruhe gestern und heute – aus der Geschichte unseres Vereins“. Nach umfangreichen Recherchen und Anbah- nungen von Kontakten für die späteren Leih- nahmen, die schon seit 2014 vor allem durch Dr. P eter M üller durchgeführt wurden, wurde die Ausstellung 2015 umgesetzt. Mehrfache per- sönliche Besuche waren bei allen Leihgebern im Vorfeld erforderlich. Sie wurden bei Instituti- onen mit Sitz in Karlsruhe von Dr. P eter M üller durchgeführt (z.B. Stadtarchiv, Generallandes- archiv, KIT, Badische Landesbibliothek). Auch waren Reisen nötig, so z.B. in die Botanische Staatssammlung München (6. März 2015, M. F alkenberg & R. T rusch ), in das Hessische Lan- desmuseum für Kunst und Natur Wiesbaden (31. März 2015, P. M üller & R. T rusch ) oder zum Forstamt im Landratsamt Schwarzwald-Baar- Kreis in Donaueschingen (15. September 2015). Im Ergebnis konnten jeweils die erforderlichen Leihverträge geschlossen werden, wobei es sich für unseren Verein als ausgesprochen glücklich erwies, dass aus versicherungsrechtlichen Grün- den das SMNK als Leihnehmer eintreten konnte. Auch die materielle Ausrichtung der Ausstellung übernahm das SMNK, wofür dem Museum und Museumsdirektor Prof. Dr. N orbert L enz auch an dieser Stelle ganz herzlich gedankt sei. Die Umsetzung der Inhalte in ein ansprechendes Design sowie das Farbkonzept der Ausstellung lagen in den bewährten Händen von S abine S tär - ker -B ross (www.wirk-raum.de ), die ab 15. Juli 2015 das Gesicht der Ausstellung schuf. Der ei- gentliche Aufbau der Ausstellung im ehemaligen Polarsaal begann am 19. Oktober und band un- sere Kräfte bis kurz vor Eröffnung. Dank des vo- rausschauenden Zeitmanagements von Dr. P eter M üller , der auch bei den praktischen Arbeiten tatkräftig half, konnte das Ziel mit gutem zeit- lichem Puffer erreicht werden. Insgesamt waren 58 Personen an dieser kleinen Sonderausstellung beteiligt, die gar nicht einfach zu organisieren war, weil die wenigen verbliebenen Originale aus der Geschichte des Vereins kaum bekannt und über ganz Deutschland verstreut sind. Aus der Geschichte des Naturwissenschaft- lichen Vereins Karlsruhe Gründungsphase 1840 – 1862 Der heutige Naturwissenschaftliche Verein Karls- ruhe e.V. (NWV) geht auf zwei Vorläufer zurück. Im Jahr 1840 wurde unter dem Botaniker A lexan - der B raun ein „Verein für naturwissenschaftliche Mitteilungen“ gegründet, welcher den Zweck hatte, durch öffentliche Vorträge zur Verbreitung naturwissenschaftlicher Kenntnisse beizutragen. B raun war damals Direktor des Naturalienkabi- netts (heute SMNK) und brachte in seinem Ver- ein Geologen, Biologen, Mediziner, Physiker, Chemiker und Meteorologen zusammen. Sie präsentierten monatlich ihre Forschungsergeb- nisse, es gab unter B raun aber bereits erste po- pulärwissenschaftliche Vorträge und Führungen. Allerdings muss man die Frage stellen, ob der Naturwissenschaftliche Verein Karlsruhe wirklich bereits 1840 gegründet wurde. O berdorfer (1952: 59), dem dies als erstem aufgefallen war, schreibt „… daß der Naturwissenschaftliche Verein Karls- ruhe schon über 100 Jahre alt sei mag bei man- chen, die mit den Annalen des Vereins näher vertraut sind, einige Verwunderung auslösen.“ Denn erst seit dem Jahr 1862 wurden bis in die 1950er Jahre 1.170 Sitzungen protokolliert, 1887 und 1912 erfolgten jeweils zum 25. bzw. 50.-jäh- rigen Bestehen Festsitzungen und Festvorträge, und die 1.000. Sitzung fand am 8. Januar 1932 statt. Der Vortrag von H ermann L eininger über „Die erbbiologischen Grundlagen von Volk und Staat“ lässt den Geist der damaligen Zeit erahnen. O berdorfer (l.c.) verweist auf ein Buch von C e - cile M ettenius , einer Tochter A lexander B rauns , von 1882: „ A lexander B raun ‘s Leben nach sei- nem handschriftlichen Nachlaß“, Berlin (Verlag Reimer). Hier berichten B raun ‘s Tochter Cecilie, verheiratete M ettenius , bzw. A. B raun selbst mit- tels seiner Aufzeichnungen auf Seite 326: „in dem auf seine Anregung sich 1840 bildenden natur- wissenschaftlichen Verein“, S. 349: „21.12.1843: unser Verein hat jetzt 33 Mitglieder und ich [A B raun ] bin … der Präsident…“ und S. 358: „Okt. 1845 [muß] einen naturhist. Verein dirigieren, der sonst … stecken bliebe“. So wird seit O berdor - fer (1952) das Jahr 1840 als Gründungsjahr des Naturwissenschaftlichen Vereins Karlsruhe ak- zeptiert, wenngleich das genaue Datum noch im Dunklen bleibt.

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