Carolinea 74

Carolinea 74 (2016): 129-132, 2 Abb.; Karlsruhe, 15.12.2016 129 Die Behaarte Rossameise, Camponotus vagus ( S copoli , 1763), wieder in Baden-Württemberg (Insecta: Formicidae) W olfgang R einhard Kurzfassung Über ein neues Vorkommen der in Deutschland nur sporadisch vorkommenden und in Baden-Württemberg seit längerem verschollenen Rossameise Camponotus vagus ( S copoli , 1763) bei Plittersdorf wird berichtet. Abstract A new finding of the in Germany seldomly occurring carpenter ant Camponotus vagus ( S copoli , 1763) near Plittersdorf in the Rhine valley of Baden-Württemberg is reported. Autor Dipl.-Agrarbiol. W olfgang R einhard , Winterhalde 11, 76534 Baden-Baden, reinhardwinterh@aol.com Die Rossameisen der Gattung Camponotus sind die größten Ameisen in Mitteleuropa. Die Behaarte Rossameise, Camponotus vagus ( S copoli , 1763), ist besonders auffällig, wenn ihre Arbeiterinnen auf besonntem Totholz rasch umherlaufen. Sie bewegen sich dabei deutlich schneller als Arbeiterinnen anderer heimischer Ameisenarten. Da, wo sie vorkommt, ist die Art kaum zu übersehen. Camponotus vagus ist eine wärmeliebende, überwiegend südeuropäische Art, die stellen- weise bis Südskandinavien vorkommt und in Südhessen bislang ihre nördliche Verbreitungs- grenze in Deutschland erreicht. S eifert (2007) berichtet von insgesamt 12 bekannten Fundorten aus Hessen, Rheinland-Pfalz, Baden-Württem- berg und Bayern. L auterborn konnte sie erstmals 1904 im Pfälzer Wald nachweisen, S trohl bald darauf im Elsass bei Hagenau ( L auterborn 1921). Am Kaiserstuhl wurden einzelne Tiere erstmals 1921 auf Trockenhängen oberhalb Ihringen ent- deckt, 1923 dann eine Kolonie unter einem Stein am Bitzenberg bei Bickensohl ( L auterborn 1921, 1923). 1925 fand L auterborn eine kleine Kolonie in einem Pappelstrunk unmittelbar am Rheinufer bei Grißheim ( L auterborn 1926). S titz (1914, 1934) führt außer den Funden in der Pfalz, am Kaiserstuhl und im Elsass weitere von Heidelberg und Karlsruhe (vid. L eininger ) an. Nach S trohm (1933) war die Art am Kaiserstuhl verbreitet und eine der charakteristischsten Ameisen. Alle die- se Funde stammen aus der Zeit vor 1950. G auss (1967) führt C. vagus in seinem Verzeichnis zwar noch als „nicht häufig“ für das Rheinvorland und den Kaiserstuhl auf, aber bei faunistischen Un- tersuchungen über Ameisen in den letzten Jahr- zehnten wurden sie in Baden-Württemberg am Oberrhein nicht mehr nachgewiesen (z.B. R aqué 1986, K limetzek & K obel - L amparski 1990, S on - nenburg 1996). So ist es wahrscheinlich, dass die alten Vorkommen in Baden-Württemberg erloschen sind. Nachweise nach 1950 gab es aus dem südlichen Rheinland-Pfalz: 1957 im Bienwald ( V erhaagh 1994) und seit den 1960er Jahren aus Spirkelbach und Hauenstein im süd- lichen Pfälzer Wald, Vorkommen, die aber An- fang der 1990er Jahre nach zunehmender Ver- buschung der Standorte erloschen waren ( R ohe & H eller 1990, H eller 1994). Auch das von B u - schinger (1979) im südhessischen Babenhäuser Wald gemeldete Vorkommen war in den 1990er Jahren wegen Verbuschung nicht mehr vorhan- den ( B uschinger pers. Mitt. in H eller 1994 und B auschmann et al. 1996) Ein 1992 bei Seligen- stadt, Landkreis Offenbach, von M aschwitz ent- decktes Vorkommen existierte mindestens bis 1996 ( D orow in B auschmann et al. 1996). Seit etwa 1997 wurde vom Autor ein Vorkommen dieser Rossameise südlich von Plittersdorf im Landkreis Rastatt beobachtet. Es bestand über die Jahre aus einem Volk, das verschiedene Baumstämme von Schwarzpappeln und Tele- graphenmasten, die auf einer Rasenfläche zur Abgrenzung eines Parkplatzes ausgelegt wur- den, besiedelte. Es lebte in einem naturfernen, vom Menschen intensiv genutzten Lebensraum, der aber offensichtlich die Lebensansprüche der Art erfüllte, da es mindestens bis Juli 2015 dort existierte. Der Fundort liegt im Bereich der Alt- aue, also in einer Landschaft, die vor dem Bau der Hochwasserdämme zeitweise von Hochwas- ser erreicht wurde.

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